„Jedes Gebäude ist geeignet“: Experte aus dem Tölzer Land erklärt alles Wissenswerte über Wärmepumpen
Die Wärmepumpe ist in aller Munde. Doch wie funktioniert diese Art von Heizung überhaupt? Bekomme ich damit wirklich meine Wohnung warm? Diese Fragen und mehr klärt Experte Peter Fast aus Arzbach im Interview.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Noch vor einigen Jahren war sie so manchem unbekannt, inzwischen ist sie bei vielen Neubauten Standard: Die Wärmepumpe gilt als umweltfreundliche Alternative zur Gas- oder Ölheizung, sorgt aber auch für einige Debatten. Seit vielen Jahren mit Wärmepumpen vertraut ist Peter Fast, Inhaber der Fast GmbH Heizung-Sanitär-Spenglerei in Arzbach. Er trat kürzlich als Experte bei der „Roadshow“ der Energiewende Oberland zum Thema Sanieren auf. Im Interview erklärt er, worauf bei Wärmepumpen zu achten ist.
Herr Fast, die Wärmepumpe ist zuletzt für manche zum Reizwort geworden, viele müssen sich aber auch damit auseinandersetzen. Was erleben Sie vor Ort? Was halten Ihre Kunden von der Wärmepumpe?
Unter den Endkunden gibt es die unterschiedlichsten Meinungen und Informationen. Manche stehen dem sehr skeptisch gegenüber, andere sagen, es gibt bald nichts anderes mehr und wollen diesen Weg gehen. Wobei man nicht jedes Gebäude mit jeder Technik verbinden sollte.
Fangen wir mal so an: Was genau ist eigentlich eine Wärmepumpe?
Prinzipiell ist eine Wärmepumpe aufgebaut wie ein Kühlschrank. Es gibt einen Kompressor, einen Verdampfer und einen Verdichter. Die Technik an sich ist alt. Nur dass die Wärmepumpe eben keine Kälte produziert, sondern umgekehrt Wärme aus der Luft, Wasser oder Erde entnehmen kann und auf ein für uns gewünschtes Temperaturniveau bringt.
Welche Arten von Wärmepumpen gibt es?
Es gibt drei Arten von Wärmpumpen. Die, die mit Wasser funktioniert, ist die effektivste, sie hat die beste Arbeitszahl. Dann kommt die Erdwärme – entweder mit einem Erdkollektor oder mit einer Sondenbohrung –, dann die Luftwärmepumpe. An Letzterer ist in den vergangenen Jahren am meisten technisch gemacht worden, sie ist am einfachsten zu installieren und von Kosten her überschaubarer als die anderen Arten.
Das ist wie ein großer Heizöltank, den ich einmal voll mache und aus dem ich ein Leben lang zehre.
Gibt es eine Kennzahl, an der man die Effizienz der verschiedenen Wärmepumpen vergleichen kann?
Aussagekräftig ist hier die Jahresarbeitszahl, kurz JAZ, da hier die Zahlen eines Betriebes über das ganze Jahr aufgeführt sind. Bei der Wärmequelle Wasser beträgt die JAZ circa 4,5 bis 5,0, bei Erde etwa 4,5 und bei Luft 4,0 bis 4,2. Das bedeutet: Zum Beispiel bei einer Wasser-Wärmepumpe erhalte ich für ein Kilowatt Strom ungefähr 4,5 bis 5 Kilowatt Heizenergie.
Meine news
Welche Art von Wärmepumpe kommt wo infrage?
Das nötige Grundwasser für eine Wasser-Wärmepumpe hat man nicht überall. Dort, wo Grundwasser bis zehn Meter da ist, ist es total interessant. Bis 20 Meter ist es noch möglich. Über 20 Meter ist es uninteressant, dann bräuchte die Pumpe so viel Strom, dass es unwirtschaftlich wird. Es ist auch schon vorgekommen, dass sich Grundwasser verlagert hat, wenn der Nachbar baut. Dann ist die Wärmepumpe trocken. Oder es kann auch zum Problem werden, wenn der Sommer sehr heiß ist und sich das Grundwasser absenkt.
Und bei der Erdwärmepumpe?
Sondenbohrungen sind prinzipiell problemlos. Wenn sie richtig ausgelegt sind, hat man für immer Ruhe. Vom Grundbaulabor München ist vorgegeben, an welcher Stelle man wie tief bohren darf. Auf keinen Fall darf die zweite Grundwasserschicht angebohrt werden. Die maximale Bohrtiefe beträgt theoretisch 100 Meter. Danach fällt es unter das Bergbaurecht, dann ist das Genehmigungsprozedere ein Vielfaches, das kommt nur für Großvorhaben infrage. Wir hatten schon Fälle, in denen nur eine geringe Tiefe von 30 Metern möglich war. Dann braucht man entsprechend viele Bohrungen. Das kann irgendwann zu teuer werden – oder das Grundstück wird zu klein. Bei einem Projekt in Wackersberg waren vier Bohrungen à 80 Meter nötig. Das ist eine sehr sichere Möglichkeit, aber auch relativ teuer pro Bohrmeter.

Dann ist der Garten aber hinüber, oder?
Die Erdwärmepumpe bietet sich eher bei einem Neubau an. Denn der hat in der Regel wenig Energiebedarf – und es ist sowieso eine Baugrube da. Bei Bestandsgebäuden ist es meist schwierig, im Nachhinein im Garten was zu machen. Bestandsgebäude sind auch energieintensiver, da brauche ich mehr Fläche für die Bohrungen. Bei der Tiefenbohrung wird ein Wasser-Luft-Gemisch eingeblasen, damit der Bohrer frei wird. Da fällt viel Schlamm an, das Grundstück schaut danach verheerend aus. Aber es wird halt einmal gemacht, dann hat man die Sonde ein Leben lang. Das ist dann wie ein großer Heizöltank, den ich einmal voll mache und aus dem ich ein Leben lang zehre. Darüber kann man einen Garten anlegen, und alles ist unsichtbar.
Eine noch erträgliche Möglichkeit wäre auch, direkt am Gebäude einen Erdkollektor zu verlegen und einen zweiten Flächenkollektor im Garten. Es gibt Grabenkollektoren, die sind spiralförmig angeordnet wie bei einer Fußbodenheizung. Diese Rohre werden 1,50 bis 2 Meter unter die Erde verlegt. Da muss man ausrechnen, wie viele laufende Meter Rohre man für die benötigte Entzugsleistung braucht.
Bleibt die Luftwärmepumpe.
Ja, Luft ist überall in ausreichender Menge da.
Dafür ist die Technik nicht ganz so effizient.
Aber bei der Luftwärmepumpe hat sich unheimlich viel getan, bei der Erd- und Wasserwärmepumpe weniger. Und bei einem Niedrigenergiehaus habe ich sowieso relativ geringe Heizkosten, da spielt es keine Rolle, ob ich eine Wasser-, Erd- oder Luftwärmepumpe habe. Ob ich nun jährlich 300 oder 360 Euro Heizkosten habe: Damit den Kostenunterschied bei der Anschaffung wieder herauszuholen, ist rechnerisch fast nicht möglich. In vielen Fällen kommt eigentlich nur eine Luftwärmepumpe infrage. Alles andere ist im Vergleich zu teuer.
Bekommt man mit der Luftwärmepumpe die Wohnung überhaupt richtig warm?
Bei Umstellungen haben sich ältere Leute manchmal beschwert, dass Heizkörper nicht mehr so heiß geworden seien. Aber wichtig ist ja nicht die Temperatur des Heizkörpers, sondern die Temperatur im Raum. Da muss man Gewohnheiten umstellen und die Heizung länger laufen lassen, am besten das Thermostat auf eine bestimmte Temperatur einstellen und durchlaufen lassen. Wenn man aber gewohnt ist, zu sparen und den Heizkörper erst um 17 Uhr voll aufzudrehen, dann wird‘s knallheiß, und später drehe ich wieder zu, dann gibt‘s Probleme. Aber die sind hausgemacht. Das Aufheizen dauert mit der Wärmepumpe länger, das ist für manche schwierig zu verstehen. Viele können auch nicht verstehen, dass man auch aus zehn Grad kalter Luft Energie gewinnen kann. Die neuesten Luftwärmepumpen haben aber alle das Kältemittel R290, das ist eigentlich Propan, also Flüssiggas, da ist es kein Problem, bei minus zehn Grad Außentemperatur 70 Grad Vorlauftemperatur zu erzeugen. Die Angst, dass ich mit Luftwärmepumpe meine Heizkörper nicht warm bringe, ist also unbegründet. Nur muss man die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten. Unter Umständen müssen der Verdampfer und der Verdichter sehr viel laufen, das bedeutet einen hohen Stromverbrauch.
Und dann ergibt die Wärmepumpe keinen Sinn mehr?
Dann kann man im Bestand mit Maßnahmen am Haus gegensteuern: mit einer eigenen Photovoltaikanlage-Anlage und besserer Dämmung. Ziel muss es sein, dass man mit der Vorlauftemperatur so weit wie möglich runterkommt. Mein Tipp für jeden, der plant, von Öl oder Gas auf eine Wärmepumpe umzusteigen, ist: einen Winter lang die Vorlauftemperatur begrenzen. Dann sehe ich zum Beispiel, dass für meine Heizkörper 55 Grad Vorlauftemperatur ausreicht, damit im tiefsten Winter keiner friert. Wenn das reicht, dann ist eine Wärmepumpe ideal. Wenn man aber 60 bis 75 Grad Vorlauftemperatur im Winter braucht, dann muss man Gebäude genauer betrachten. Möglichkeiten wären, einen einzelnen Heizkörper zu vergrößern. Es gibt auch Gebläse, die man unter die Heizkörper einklickt. Idealerweise heißt es: Estrich raus, Fußbodenheizung rein, denn Flächenheizungen benötigen sehr niedrige Vorlauftemperaturen. Meine Meinung ist: Man kann wirklich jedes Gebäude mit einer Wärmepumpe beheizen.
Also dürfte die Luftwärmepumpe insgesamt am weitesten verbreitet sein?
Ich gehe davon aus, dass zu über 80 Prozent Luftwärmepumpen verbaut werden. Die Wasser- und Erdwärmepumpen kann ich im Vergleich dazu einzeln abzählen.
Sind Luftwärmepumpen störanfällig?
Eine Luftwärmepumpe ist in der Regel wie ein Kühlschrank – und wann geht ein Kühlschrank schon mal kaputt? Die Wärmepumpe ist nicht so wartungsintensiv wie eine Öl- oder Gasheizung, weil hier keine Verbrennung stattfindet. Mein guter Rat wäre, dass man nicht auf sehr günstige Angebote im Internet oder von der Haustürwerbung setzt. Denn von diesen Anbietern kommt später kein Kundendienst, du bist allein gelassen. Darum geht man besser zum Heizungsbauer seines Vertrauens am Ort, der hilft einem im Bedarfsfall weiter.
Man muss nicht einen zwei Jahre alten Brennkessel raustun, weil die Wärmepumpe jetzt gefördert wird. Es reicht, wenn der Austausch erfolgt, wenn das alte Gerät am Ende seiner Lebensdauer ist.
Was sollte man beim Einbau einer Wärmepumpe noch beachten?
Die Luftwärmepumpe muss sehr gut berechnet werden. Öl- oder Gaskessel kann man ruhig großzügig auswählen. Wenn ich 15 Kilowatt brauche und habe einen 20-Kilowatt-Gaskessel, spielt das keine Rolle. Bei der Luftwärmepumpe dagegen kostet jedes Kilowatt Geld. Außerdem muss sie ihre Wärme auch loswerden, sonst entsteht eine Hochdruckstörung.
Was ist das?
Prinzipiell gibt es zwei Arten von Störungen. Eine Niederdruckstörung entsteht, wenn die Wärmepumpe nicht ausreichend Wärme erhält, wenn zum Beispiel zu wenig Wasser da ist, wenn die Sonde zu klein oder der Luftstrom blockiert ist. Eine Hochdruckstörung gibt es, wenn ich die Wärme nicht wegbringe. In diesem Fall schaltet sich die Wärmepumpe ab, und man muss sie wieder entriegeln. Darum muss man schauen, dass man mit Pufferspeicher arbeitet oder die Pumpe genauso berechnet, dass die Wärme weggebracht wird. Aber das weiß jeder Heizungsbauer.
Was kostet eine Wärmepumpe?
Eine Luftwärmepumpe mit angeschlossenem Heizsystem für ein Einfamilienhaus geht bei 20 000 Euro los, das geht bis ungefähr 40 000 Euro. Je nach Gebäudegröße kann man auch mehrere Wärmepumpen kaskadieren, da kann es bis mehrere 100 000 Euro gehen, zum Beispiel bei einem Industriegebäude oder einer Klinik.
Und Wasser- beziehungsweise Erdwärmepumpen?
Bei acht Kilowatt für ein Einfamilienhaus kostet eine Wasserwärmepumpe mit Innengerät, Warmwasserspeicher und Pumpe 14 300 Euro. Dazu kommen dann die Verrohrung und der Anschluss an den Gebäudeheizkreis, das ist individuell. Bei einer Erdwärmepumpe ist es die gleiche Technik und der gleiche Preis, aber dazu kommen die Kosten für die Sondenbohrungen oder den Erdkollektor, das geht natürlich ins Geld. Deswegen ist das Günstigste die Luftwärmepumpe.
Welche Förderungen kann man in Anspruch nehmen?
Momentan gibt es eine sehr großzügige Förderung. Die Basisförderung liegt bei 30 Prozent. Dann gibt es noch einen Geschwindigkeitsbonus von 20 Prozent on top, wenn man eine Öl- oder Gasheizung, die älter als 20 Jahre ist, ausbaut. Außerdem einen Effizienzbonus von weiteren 5 Prozent, wenn die Anlage das Kältemittel R290 hat oder anderweitig besonders effizient ist. Dann sind wir in der Summe schon bei 55 Prozent. Und dann gäbe es noch ein Zuckerl: Wenn die Nutzer im Haus ein zu versteuerndes Einkommen unter 40 000 Euro pro Jahr haben, gibt es noch mal 20 Prozent. Theoretisch ist also eine Förderung von maximal 75 Prozent möglich, wobei die Summe auf 30 000 Euro für ein Einfamilienhaus gedeckelt ist. Das ist schon ordentlich.
Umstritten ist ja, wie schnell sich eine Wärmepumpe amortisiert.
Es mag sein, dass ich im Jahr nur 1500 Euro für Heizöl brauche. Aber man muss auch einrechnen: Ich brauche alle 15 bis 20 Jahre eine neue Heizungsanlage. Dazu brauche ich jedes Jahr den Kaminkehrer und viel Wartung. Eine Wärmepumpe dagegen ist erst mal eine hohe Investition, aber dann sind die Betriebskosten sehr niedrig, und die Wartung ist äußerst gering. Ein Vorteil bei der Wärmepumpe ist: Ich selbst kann kein Öl, kein Gas und keine Pellets machen. Aber ich kann mit einer PV-Anlage Strom erzeugen und damit nicht nur meine Wärmepumpe betreiben, sondern auch mein E-Auto und Licht machen. Natürlich: Eine PV-Anlage erzeugt am meisten Energie im Sommer, wenn man nicht heizt. Trotzdem ist es ein sehr gutes Gefühl, wenn man in der Summe die Energie erzeugt, die man selbst verbraucht
Also würden Sie prinzipiell jedem zum Heizen mit einer Wärmepumpe raten?
Zu Gas und Öl rate ich jedenfalls im Moment keinem. Allerdings kann ich Ihnen sagen, dass wir in den letzten zwei Jahren so viele Öl- und Gaskessel verkauft haben wie seit 1996 nicht mehr, also seit ich das Geschäft habe. Es gab so viel Unsicherheit durch das schwer verständliche Heizungsgesetz, dass jeder sicherheitshalber noch seinen Öl- und Gaskessel erneuert hat. Traurige Realität: Da war man eher kontraproduktiv, denn man wollte ja weg von den fossilen Energieträgern. Mittlerweile aber sind die Panikkäufe abgeschlossen. Und was auch zu Ende ist: Wärmepumpen hatten zwischenzeitlich Lieferzeiten von einem Jahr und mehr, auch nicht schön. Das hat sich aber erledigt, alle Hersteller können ziemlich alles liefern.
(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)
Und welche Nachfrage nach Wärmepumpen registrieren Sie aktuell?
Es gibt schon Interesse, aber es geht langsam voran. Das ist aber auch gesund so, es muss nicht alles innerhalb von zwei, drei, vier Jahren gehen. Das gefällt mir schon so. Man muss nicht einen zwei Jahre alten Brennkessel raustun, weil die Wärmepumpe jetzt gefördert wird. Es reicht, wenn der Austausch erfolgt, wenn das alte Gerät am Ende seiner Lebensdauer ist.
Sehen Sie das Image der Wärmepumpe ramponiert?
Absolut nicht. Sie ist ein sehr gutes Mittel in der Renovierung. Eine Anbindung an eine bestehende PV-Anlage lässt sich perfekt machen. Für Bestandsgebäude größerer Bauart sind auch Hybridanlagen, bei denen ein Öl- oder Gaskessel nur für die Spitzenlast im Januar und Februar eingesetzt wird, eine sehr schöne und effektive Lösung. Viele haben Angst, bei einem Haus aus den 1980er-Jahren könnten sie mit einer Wärmepumpe nichts anfangen. Dem ist nicht so. Jedes Gebäude ist geeignet. Es kann nur sein, dass man baulich oder mit den Heizkörpern was machen muss.