Stefanie Schmücker (Geschäftsleitung) und KKU-Vorstand Thomas Siedersberger im Interview über die vergangene und zukünftige Entwicklung des Cambomare .
Kempten – Das Cambomare in Kempten mit seinen Bade- und Saunawelten und dem Freibad bietet im Jahr ca. 460.000 Besuchern eine aktive Freizeitbeschäftigung. 2024 übernahm Stefanie Schmücker die Geschäftsleitung des Betriebs, der zum Kemptener Kommunalunternehmen (KKU) gehört. Der Kreisbote blickt mit Schmücker und KKU-Vorstand Thomas Siedersberger auf die vergangene Entwicklung zurück und spricht mit ihnen über ihre Zukunftspläne.
Für Bäder im Allgemeinen bedeutete die Corona-Pandemie einen großen Einschnitt. Wie sah es bei Ihnen aus?
Thomas Siedersberger: Die Bäder waren die ersten, die schließen mussten und die letzten, die wieder öffnen durften. Für viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutete das mehr als ein Jahr lang den Weg in die Kurzarbeit. Uns war es wichtig, sie bei uns zu halten. Wir haben das Kurzarbeitergeld auf 80 Prozent aufgestockt. Der Großteil hat uns trotz der schwierigen Zeit die Treue gehalten. Einige suchten aber natürlich eine sicherere Alternative. Alle Freizeitanlagen sind vom Rückgang der Besucherzahlen betroffen. Wir hatten 2019 im Saunabereich einen Spitzenwert mit 120.000 im Jahr, den wir nicht so schnell wieder erreichen können.
Wie kam es dazu, dass Sie Frau Schmücker als neue Geschäftsleitung angestellt haben?
Siedersberger: Nachdem der frühere Betriebsleiter gegangen war, übernahm eine Kollegin die Führung, aber sie konnte die Aufgabe aus familiären Gründen nicht dauerhaft behalten. Als der Tourismus vom KKU ins Stadtmarketing ausgegliedert wurde, habe ich Frau Schmücker gefragt, ob sie in einer anderen Funktion bei uns bleiben wollte.
Stefanie Schmücker: Ich habe mir über das Cambomare ein Bild gemacht und zügig zugestimmt. Es hat mich gefreut, beim KKU zu bleiben und eine größere Verantwortung mit mehr Mitarbeitern übernehmen zu dürfen. Siedersberger: Ich kannte ihre Arbeitsweise. Sie hinterfragte bereits im Tourismus vieles, auch eingespielte Prozesse, und setzte Neuerungen erfolgreich um. Diesen neuen Blick haben wir auch im Cambomare dringend gebraucht.
Was und wie haben Sie verändert?
Schmücker: Am Anfang habe ich eine Bestandsaufnahme für mich gemacht. Ich führte viele Gespräche, vor allem mit langjährigen Mitarbeitern. Ich fragte sie, was gut läuft und was sie gerne ändern würden. Ich hörte aufmerksam zu. Dann arbeitete ich in jeder Abteilung mit, um mir die Abläufe anzuschauen: am Ticketverkauf, in der Sauna, in der Gastronomie. Schnell merkte ich, wo man Prozesse optimieren kann.
Was stand dann am Anfang?
Schmücker: Die Stärkung der Führungsstruktur und Führungskultur. Wir haben im Unternehmen je nach Saison zwischen 100 und 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie gehören sechs Abteilungen an. Mir war es wichtig, dass diese Struktur auch gelebt wird: Man muss nicht mit allen Angelegenheiten sofort zur Betriebsleitung gehen, sondern kann den eigenen Teamchef ansprechen. Wir haben deren Position gestärkt und angefangen, mit ihnen eine gemeinsame Haltung, Werte und Ziele zu entwickeln und zu leben. Dieser Prozess dauert noch heute an. Unterstützt werden wir von einer externen Trainerin. Es gibt mehr Miteinander unter den Abteilungen. Eine verbesserte Kommunikation und Information ist ein wichtiger Baustein in einem personalintensiven Dienstleistungsbetrieb. Wir haben Mitarbeiterversammlungen eingeführt, über neue Projekte, aber auch über aktuelle Schwierigkeiten wird regelmäßig betriebsintern informiert, Mitarbeiter sollen sich aktiv einbringen.
Wird dieser neue Führungsstil von allen akzeptiert?
Siedersberger: Mir war von Anfang an klar, als ich Frau Schmücker die Leitung übertrug, dass es Neuerungen geben wird. Die meisten stehen dahinter, aber es gibt immer welche, die das Gewohnte nicht aufgeben wollen und sagen, früher sei es besser gewesen. Der Änderungsprozess ist aber richtig und wichtig. Man kann feststellen: Der Großteil des alten Personals ist weiterhin bei uns, die Führungsebene unter Frau Schmücker steht voll hinter ihr und sie hat meine 100-prozentige Unterstützung.
Schmücker: Mein Auftrag ist, das Cambomare in die Zukunft zu führen. Ich weiß, dass die damit verbundenen Neuerungen Unsicherheiten verursachen. Man muss das Gewohnte ablegen. Anderen bereiten sie Freude, wenn man beispielsweise in der Gastronomie neue Rezepte ausprobiert. Mit meinem Team zusammen versuche ich, die Mitarbeiter auf diesen Weg in die Zukunft mitzunehmen und möglichst niemanden auf dem Weg zurückzulassen. Ich zeige Präsenz, dafür sind die Leute dankbar. Das gibt mir den Auftrieb und die Motivation, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen.
Entstand durch die Neuerungen eine größere Fluktuation beim Personal?
Schmücker: Eine gewisse Fluktuation ist völlig normal und gesund.
Siedersberger: Die Fluktuation ist nicht höher, seit Frau Schmücker da ist. Im Cambomare gab es schon immer eine hohe Fluktuation. Wir haben eine große Zahl an Minijobbern und die Arbeitskräfte in der Gastronomie bekommen viele Angebote auf dem angespannten Arbeitsmarkt.
Was ändert sich für die Besucherinnen und Besucher?
Schmücker: Das Cambomare ist 22 Jahre alt. In den nächsten Jahren stehen immer wieder Baumaßnahmen an. Im Moment bauen wir die Badgastronomie im Hallenbad um. Notwendig wurde diese Maßnahme, weil die Vorgaben der Arbeitsstättenverordnung nicht mehr erfüllt waren. Der Arbeitsplatz muss vom warmen Bad in eine andere Klimazone verlegt werden. Wir nutzen die Gelegenheit, für die Gäste einen größeren Wohlfühlfaktor zu schaffen. Die Fliesen werden erneuert, die Wände bekommen eine neue Farbe, die Handwerker bauen eine moderne Lüftungstechnik ein. Wir erweitern die Sitzbereiche, eine neue Möblierung ist geplant.
Wir können auf die spezifischen Bedürfnisse von Familien und Gruppen besser eingehen und schaffen gleichzeitig ruhigere Bereiche für Paare. Eine neue, vollwertige Küche wird eingebaut. Sowohl in dieser Selbstbedienungsgastronomie als auch im Speisehaus „Hoigarta“ in der Sauna ist der neue Gastronomieleiter Alfred Fahr dabei, das Speiseangebot mit seinem Team anzupassen. Die beliebten Schwimmbadpommes gibt es natürlich weiterhin. Kaffee und Kuchen werden genauso angeboten, wie Suppen, Salate, Pinsen, Süßspeisen und Vegetarisches. Die Speisekarte für die Damensauna wird zielgruppenorientiert gestaltet. Wir stellen sukzessive auf regionale Produkte um, legen Wert auf Frische und Qualität.
Siedersberger: In der Badewelt-Gastronomie wird ein bisher „toter Bereich“ integriert, so erweitern wir den Platz für die Gäste auf 280 m2 mit 115 Sitzplätzen. Der neue Arbeitsplatz, in angenehmer Atmosphäre und mit neuer Technik wird auch Arbeitskräfte anziehen, weil es Spaß macht, dort Speisen zuzubereiten.
Bleibt im Saunabereich alles beim Alten?
Schmücker: Viele unserer Gäste nehmen 100 bis 150 Kilometer Anfahrt in Kauf, um unsere Saunalandschaft zu besuchen. Sie gilt als Geheimtipp in der Region, vor allem unsere Saunaaufgüsse und unser Saunagarten zählen zu den Alleinstellungsmerkmalen des Cambomare. Die Saunawelten wurden kürzlich als 5-Sterne-Sauna zertifiziert. Wir können unseren Gästen ab Oktober den Kurs „Saunieren wie die Profis“ anbieten. Sie verbringen einen ganzen Tag bei uns, lernen beispielsweise, wie man richtig sauniert und welche Wirkungen dabei auf den Körper entstehen. Am Ende des Tages bekommen sie ihr Sauna-Diplom.
Gibt es weitere Neuigkeiten?
Schmücker: Letztes Jahr wurden wir an das Fernwärmenetz angeschlossen, gleichzeitig wurde unser Blockheizkraftwerk ausgetauscht. Wir durften Austragungsort für die Qualifikation zur Deutschen Aufgussmeisterschaft sein und wir werden digitaler: Um die Abläufe für Sauberkeit, Hygiene und Sicherheit zu verbessern, führen wir ein digitales Betriebstagebuch ein. Platz für neue Mitarbeiter schafft die Aufstockung des Verwaltungsgebäudes, dessen Fertigstellung im Frühjahr 2026 geplant ist.
Was sind Ihre nächsten Zielsetzungen?
Schmücker: Ich freue mich auf die Eröffnung des neuen Gastronomiebereichs Ende Oktober.
Siedersberger: Wir sind dabei, das Cambomare zukunftsfähiger zu machen. Die Konkurrenz wird größer: In Memmingen und Oberstdorf wird kräftig investiert. Wir wollen bei der Attraktivität mit den neuen Bädern weiterhin mithalten. Schmücker: Unser Ziel bleibt, Menschen aus Kempten und der Region die Möglichkeit bieten, zu schwimmen und eine kleine Auszeit vom Alltag zu nehmen.
Vielen Dank für das Gespräch!
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