Zoff um Brücke spitzt sich zu: Gebühr für Wanderer erzürnt Grundstückbesitzer in Österreich

  1. Startseite
  2. Welt

Kommentare

Eine Brücke in Tirol soll plötzlich Eintritt kosten. Der Grundbesitzer ist empört und fühlt sich betrogen. Rechtliche Schritte werden angedroht.

Holzgau – Stellen Sie sich vor, Sie stellen Ihr Grundstück kostenlos zur Verfügung – unter einer klaren Bedingung. Und plötzlich wird diese Abmachung gebrochen. Genau das passiert gerade in Holzgau im Tiroler Lechtal, wo ein Streit um die berühmte Hängebrücke eskaliert. Seit einer Woche müssen Wanderer für die Überquerung der 200 Meter langen Hängebrücke zwei Euro bezahlen. Wie die Tiroler Tageszeitung (tt) berichtet, hat die Gemeinde Holzgau im April einstimmig beschlossen, eine Gebühr einzuheben – allerdings ohne Drehkreuz oder Kontrolle. Ein simples Rohr mit Schlitz am Brückeneingang soll die Münzen sammeln.

Seilhängebrücke über das Höhenbachtal mit einer Länge von 200 51 m und einer Höhe von 105 m Holzgau
In Holzgau wird für eine öffentlich finanzierte Brücke Eintritt verlangt. Ein Grundbesitzer klagt über gebrochene Versprechen. Der Bürgermeister rechtfertigt die Gebühr. © imago stock&people

Die spektakuläre Brücke, die in 110 Metern Höhe über die Höhenbachschlucht führt, warb bisher als „höchste und längste kostenlos zugängliche Fußgängerhängebrücke in Österreich“. Diese Werbung ist nun hinfällig.

FPÖ-Politiker kämpft um Familienabmachung: „Übertritt immerwährend kostenlos“

Doch der Grundbesitzer ist empört. Fabian Walch, Historiker und FPÖ-Gemeinderat in Innsbruck, dessen Familie das Grundstück auf der talabwärtigen Seite besitzt, fühlt sich hintergangen. „Deshalb haben wir das Grundstück völlig unentgeltlich zur Verfügung gestellt, wenn der Übertritt immerwährend kostenlos bleibt“, erklärt Walch der tt. Ohne das Ja seiner Familie hätte die Brücke nie gebaut werden können. Walch betreibt mit seiner Familie eine Zimmervermietung in der Nachbargemeinde Bach und war sich der touristischen Bedeutung der Brücke bewusst. Umso größer ist jetzt sein Ärger: Die Gemeinde habe ihn nicht einmal über die geplante Gebühr informiert.

Bürgermeister Florian Klotz, der auch ÖVP-Landesgeschäftsführer ist, sieht die Sache anders. „Wir haben schließlich auch Kosten. Überprüfungen sind notwendig und zu finanzieren, es gibt einen gewissen Betriebsaufwand und jetzt steht eine Investition von 20.000 Euro an“, rechtfertigt er die Entscheidung. Klotz gibt zu, den Inhalt der Verträge von 2010 nicht zu kennen – damals war er noch nicht Bürgermeister. Nach einem Gespräch mit Walchs Mutter lenkt er ein: „Selbstverständlich suche ich das Gespräch“, verspricht Klotz und will die Verträge prüfen lassen.

Brücke in Tirol verlangt plötzlich Eintritt – Grundbesitzer fühlt sich hintergangen

Die Kontroverse wird durch einen wichtigen Umstand verschärft: Die Brücke wurde 2010/2011 größtenteils mit öffentlichen Mitteln finanziert. EU, Land Tirol, Lechtal Tourismus, Agrargemeinschaft und Gemeinde stemmten gemeinsam die 650.000 Euro Baukosten, berichtet holzgau.gv. Anders als die private Highline 179 in Reutte, die zehn Euro Eintritt kostet, gehört die Holzgauer Brücke der Gemeinde.

Walch fordert die „sofortige Rücknahme der Gebühr“ und droht mit rechtlichen Schritten. Die Brücke sei Attraktion genug und sorge bereits für touristischen Mehrwert. „Um die Finanzen Holzgaus ist mir ohne diese Gebühren gewiss nicht bang“, zitiert die tt den Grundbesitzer. Nicht das einzige Brücken-Chaos, auch am Brenner in Österreich gab es einen Brücken-Disput. (kiba)

Auch interessant

Kommentare