Die Aktion „Zu Fuß zur Schule" war ein Erfolg. Doch die Nachhaltigkeit bleibt aus, weil viele Eltern Ängste vor Gefahren haben.
Schongau – Die Aktion „Zu Fuß zur Schule“ an der Staufer-Grundschule ist nicht neu, aber noch immer beliebt. Großen Aufwand betreibt der Elternbeirat schon seit einigen Jahren mit der Organisation. Nun war es das Team um Elternbeiratsvorsitzende Theresia Jocher, das sich kümmerte. Über zwei Wochen hinweg haben morgens an verschiedenen Stellen rund um die Schule Eltern die Kinder in Empfang genommen und sie, gerade für die jüngeren Schüler als Motivation wichtig, mit einem Stempel belohnt.
Im Nachgang gab es jetzt eine kleine Preisverleihung in den einzelnen Klassen. Wer ein oder zwei Stempel vorweisen konnte, kann sich einen Sternreflektor an den Schulranzen heften, wer in den zwei Wochen mehr als dreimal zu Fuß zur Schule gelaufen ist, wurde mit einem LED-Blinklicht belohnt.
„Den Kindern hat es einen Heidenspaß gemacht“, resümiert Theresia Jocher, die selbst mit einem Stempel bewaffnet unterwegs war. In den vergangenen Jahren sei die Aktion mindestens noch ein weiteres Mal organisiert worden, weiß Elternbeirätin Michaela Kunze, die gemeinsam mit Kollegin Juliane Waimann die Gewinne in den Klassen verteilte.
Öfter schaffen es die Eltern allerdings nicht, das auf die Beine zu stellen, es sei schon schwer genug, die neuralgischen Stellen auf dem Schulweg mit Schülerlotsen zu besetzen.
Wie nachhaltig wirkt diese Aktion? Wie viele Kinder gehen sonst zu Fuß zur Schule? „Viele Mütter und Väter wollen das nicht“, bedauert Jocher. „Die Eltern sehen die Gefahr überall, das ist ein großes Problem, da müsste man mit Aufklärung ansetzen.“ Die beiden anderen Elternbeirätinnen bestätigen diese Aussage. Zum einen gehe es um die Sicherheit des Schulwegs an sich.
Einlegesohlen mit GPS-Tracker
Zum anderen um Gefahren durch Fremde. „Die Vorfälle mit Leuten, die Kinder ansprechen, werden häufiger“, ist Waimann überzeugt. Erst kürzlich sei wieder vor dem Fahrer eines Kombis gewarnt worden, so Kunze. Viele Eltern hätten bereits reagiert. „Ich bin froh, dass mein Kind eine Smartwatch im Schulranzen hat“, so Waimann. Andere statten ihre Sprößlinge mit Einlegesohlen aus, in die ein GPS-Tracker integriert ist. So könnten die Eltern verfolgen, wo sich ihr Kind befindet.
Anna Hertwig, neue Rektorin der Staufer-Grundschule, weiß um die Sorgen der Eltern. Deshalb seien die GPS-fähigen Uhren auch nicht verboten an der Schule, müssten aber mit Betreten des Schulgeländes im Schulranzen verstaut und ausgeschaltet sein. Eltern könnten sonst theoretisch Gespräche im Klassenzimmer abhören.
Den Kindern das Laufen ganz zu verbieten, findet die Rektorin „erstaunlich“: „Man könnte die Kinder in der Nähe der Schule herauslassen, am Kreisverkehr oder an der ,Kiss- & Ride-Zone‘, aber es wäre schön, wenn die Eltern mehr Eigenverantwortung bei ihren Kindern zulassen und ihnen mehr vertrauen würden.“
Viele der Schulkinder seien noch sehr unselbständig. „Es gibt Kinder, die noch gefüttert werden oder denen man den Popo abwischt“, findet die Rektorin klare Worte. Die Aktion des Elterbeirats unterstützt sie somit sehr. Dabei gehe es nicht nur um die Bewegung an der frischen Luft. Der Weg zu Fuß zur Schule würde das Selbstwertgefühl stärken, und es gebe kaum Gefahr, wenn die Kinder als Gruppe zu dritt oder viert laufen.
So sieht das auch Schongaus Polizeichef Herbert Kieweg: „Der Schulweg bei uns ist sicher“, sagt er. Es sei ein guter Tipp für Kinder, mindestens zu zweit oder eben in der Gruppe zu laufen, „dann ist alles gut“. Man nehme aber auch alle Mitteilungen von Eltern ernst und versuche, eventuelle Fahrer von gemeldeten Wagen zu ermitteln. Alles in allem habe es in den vergangenen fünf Jahren für das gesamte Einsatzgebiet der Schongauer Polizei 72 Meldungen gegeben, Mehrfachmeldungen zum gleichen Vorfall mit inbegriffen. In 28 Fällen habe der Fahrer ermittelt werden können.
„Keine Gefährdung erkennbar“
„Und es hat fast ausschließlich logische Erklärungen gegeben für ein Gespräch mit Kindern“, weiß Kieweg. „Es war kein einziger Fall dabei, bei dem eine richtige Gefährdung erkennbar gewesen wäre.“ Eine 100-prozentige Sicherheit gebe es nirgendwo, aber Kinder seien inzwischen sehr sensibilisiert, das sei gut. Was die Zahl der Verkehrsunfälle auf dem Schulweg angeht, habe es bei der Polizei Schongau im gesamten Dienststellenbereich seit dem Jahr 2020 elf Eintragungen gegeben.