Bei Eishockey-Spielen schlagen die Emotionen der Fans mitunter hoch. Die Polizei ist immer wieder vor Ort. Wie risikobehaftet schätzen die Beamten im Landkreis derzeit die Situation ein?
Peißenberg/Peiting/Schongau - Als vorletzten Sonntag (16. November 2025) die Peißenberg Miners gegen den EHC Klostersee spielten, waren vorsorglich rund 40 Polizisten im Einsatz. Das Aufeinandertreffen der beiden Vereine war in jüngster Vergangenheit nicht immer konfliktfrei. Einschreiten mussten die Beamten jedoch nicht. Polizeirätin Stefanie Deml, die neue Leiterin der Inspektion Weilheim, war als Einsatzführerin selbst im Stadion. „Peißenberg hat eine aktive Fanszene“, beschreibt sie ihre Beobachtung.
Die Risiko-Bewertung von Eishockey-Spielen übernehme in jeder Dienststelle ein sogenannter szenekundiger Beamter, erklärt Deml. Schon vor jeder Saison wird die Lage besprochen, auch in Zusammenarbeit mit den anderen Dienststellen. „Vor jedem Spiel findet außerdem eine Gefährdungsbewertung statt.“ Jede Entscheidung sei eine Einzelfallentscheidung, sagt die Polizeichefin und nennt als Beispiel: Welcher Verein kommt? Wie viele auswärtige Fans reisen mit? In welcher Lage befinden sich die Vereine, sind sie etwa im Auf- oder Abstiegskampf?
Steidl: „Unsere Zusammenarbeit mit der Polizei ist sehr gut“
„Unsere Zusammenarbeit mit der Polizei ist sehr gut“, sagt Lisa-Maria Steidl, die Vorsitzende der Miners. Vor der Saison habe eine Ortsbegehung stattgefunden, bei der sich die Beamten das Stadion anschauten, an welcher Stelle man einen guten Überblick habe.
Oft wirke schon allein die Anwesenheit der Polizei deeskalierend, sagt Herbert Kieweg, Leiter der Polizeiinspektion Schongau. Dort ist man für die Schongau Mammuts in der Bayernliga und den EC Peiting in der Oberliga Süd zuständig. Beide Vereine hätten kein problematisches Fanklientel, sagt Kieweg. „Das Interesse ist überwiegend sportlich.“ Weder Schongau noch Peiting hätten derzeit Ultra-Fans. „Ansonsten wären wir immer anwesend.“
Kostenumlage wäre „keine gute Entwicklung“
Im Profi-Fußball dürfen die Bundesländer die Mehrkosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen den Vereinen in Rechnung stellen. Im Eishockey ist das nicht der Fall. Aber was wäre, wenn? „Für uns kleine Vereine wäre das ein Riesen-Problem“, sagt Peter Gast, Geschäftsführer des EC Peiting. Die Ordner im Peitinger Stadion arbeiteten „Gott sei Dank ehrenamtlich“. Gast ist stolz, „dass wir ein sehr friedliches Publikum haben“. Ihm sei wichtig, dass auch Kinder ins Eishockey gehen können. „Bei uns soll sich jeder wohlfühlen.“ Es sei schlimm, wenn Kinder Aggressionen anschauen müssten. Was den Profi-Fußball anbelangt, hat der pensionierte Polizeibeamte eine klare Meinung: Diese Einsätze sollten von den Vereinen bezahlt werden. „Denn die Beamten werden ja auch von unseren Steuergeldern bezahlt.“ Solche Einsätze seien für die Polizei „ein Riesen-Aufwand“.
Wenn jedoch kleine Vereine für Polizeieinsätze bezahlen müssten, wäre das „keine gute Entwicklung“, sagt auch Tobias Geretzhuber von den Schongauer Mammuts. Die Polizei, vermutet er, wäre teurer als eine Security. „Das Geld müssten wir dann an anderer Stelle abzwacken.“ Ähnlich äußert sich auch Lisa-Maria Steidl von den Peißenberg Miners: „Das wäre schlimm.“ In Peißenberg gebe es mehr Hochrisiko-Spiele als bei den anderen Clubs. „Das liegt daran, dass wir einfach von Haus aus schon immer mehr Zuschauer haben.“
Taschenkontrolle bei Spiel in Schongau
Als am 7. November im Schongauer Stadion fünf Buchloer Fans auf zwei Schongauer losgingen, war die Polizei deshalb nicht schon im Vorfeld vor Ort. „Die Rangelei war offensichtlich nicht Eishockey-spezifisch“, sagt Kiewegs Stellvertreter Florian Lindner. „Da gab wohl ein Wort das andere“, außerdem waren alle „mittelmäßig alkoholisiert“. Auch am 23. November, als Schongau gegen Landsberg spielte, war Polizei vor Ort und ordnete an, dass von der Security Taschenkontrollen durchgeführt werden müssen. „Es hat alles gepasst“, berichtet Tobias Geretzhuber, Mitglied im Teamvorstand der Mammuts. Generell, sagt Geretzhuber, sei die Zusammenarbeit mit der Polizei „super“.
Mammuts planen Charity-Veranstaltung am 19. Dezember
Am 19. Dezember wird Burgau zu Gast sein. „Vor dem Spiel haben wir Respekt“, sagt Geretzhuber, Security und Polizei werden anwesend sein. Schon jetzt sei man in Kontakt mit dem Vorstand in Burgau. „Wir haben vereinbart, eine Charity-Aktion zu machen“, sagt der Schongauer. Das solle abseits der Eisfläche „deeskalierend“ wirken.
Der Schongauer Hauptkommissar Florian Lindner war früher stellvertretender Leiter der Zentralen Einsatzdienste in Murnau und hat Erfahrung mit Sportveranstaltungen. Ultra-Fans würden meistens geschlossen auftreten, sagt Lindner. In der Bayernliga, in der auch Peißenberg spielt, habe man neben Klostersee noch ein besonderes Augenmerk auf die Vereine aus Burgau und Landsberg.
Fußball-Szene auch im Blick haben
Die Beamten haben stets das große Ganze im Blick. Die Tatsache, dass es unter Eishockey-Fangruppen zu Ausschreitungen kommt, sei vor einigen Jahren aus der Fußball-Szene rübergeschwappt, ordnet Lindner die Entwicklung ein. Randalierer seien meistens „erlebnisorientierte Männer, die durch eine Sportveranstaltung ein Ventil suchen“. Man dürfe die Spieltage nicht isoliert betrachten, sondern müsste auch die Fußball-Szene im Blick haben. Vor einigen Jahren, erinnert sich Kieweg, gab es am Schongauer Bahnhof nach einem Spiel der Mammuts gegen Klostersee Auseinandersetzungen, weil plötzlich Augsburger Fußball-Fans auftauchten. Dabei spielte eine Rolle, wer welchen Fußball-Verein, genauer gesagt die Münchner Löwen, unterstützte. Man müsste immer wissen, „wer mit wem noch eine Rechnung offen hat“, so Lindner.
Deml: „Durch Kommunikation deeskalieren“
Weilheims Polizeichefin Deml ordnet die Situation bei den Peißenberg Miners derzeit als „nicht besorgniserregend“ ein. Sollte es zu einem Einsatz kommen, dann sei Fantrennung immer das oberste Gebot – und Kommunikation: „Wir versuchen, durch Kommunikation zu deeskalieren.“
Die Beamten halten laufend Kontakt zu den Vereinen, deren Sicherheitsdiensten und den Fanclubs. Über vieles werde dabei gesprochen, auch über die sportlichen Ziele im Laufe der Saison, so Kieweg und Lindner. Und man dürfe nicht vergessen, dass es unter den Fanclubs auch Freundschaften gebe.