„Höchste Vorsicht geboten“: Energiespeicher-Strategie weckt Erinnerungen an Kraftwerks-Pläne am Jochberg
Die Idee, am Jochberg ein Pumpspeicherwerk zu bauen, sorgte bis vor zehn Jahren für Unruhe in der Region. Die SPD fühlt sich jetzt durch einen Antrag von CSU und FW im Landtag daran erinnert.
Kochel am See – Gut zehn Jahre ist es her, dass die Idee eines Pumpspeicherkraftwerks am Jochberg gestorben ist. Gegen das Vorhaben der „Energieallianz Bayern“, eines Zusammenschlusses von 37 Unternehmen, hatte sich seinerzeit massiver Widerstand formiert. Geplant war, Wasser aus dem Walchensee in ein anzulegendes Speicherbecken am Jochberg zu pumpen, und bei Bedarf zur Stromgewinnung durch Rohre wieder hinunterlaufen zu lassen. Das sollte der Speicherung von Energie dienen, für Zeiten, in denen Sonne und Wind nicht genug produzieren. Es wäre ein massiver Eingriff in die Natur gewesen.
Prüfung von Ausbaumöglichkeiten an Kochelsee und Walchensee?
Hellhörig zeigt sich vor diesem Hintergrund nun die Kochler SPD, die sich in einer Pressemitteilung zur „Energiespeicher-Strategie“ von CSU und Freien Wählern äußert. Darin, so schreibt Ortsvorsitzende Angelica Dullinger, befinde sich „gut versteckt“ als Kernbotschaft die Forderung einer „Prüfung der Ausbaumöglichkeiten am Staffelsee, Kochelsee, Walchensee und an bestehenden Querbauwerken“. Hier warnt Dullinger: „Am Kochel- und Walchensee ist höchste Vorsicht geboten.“
Vor mehr als zehn Jahren habe die CSU am Jochberg lernen müssen, „dass Pumpspeicherwerke in der sensiblen Alpenregion wegen der hohen Kosten nicht nur unrentabel und energiepolitisch sinnlos sind, sondern auch auf erbitterten Widerstand der Bevölkerung stoßen“. Dullinger weiter: „Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie unsere ökologisch und landschaftlich hochsensible Region den Preis für die gescheiterte Energiepolitik der Staatsregierung bezahlen soll. Energiespeicherung ja – aber keine Rohre und Betonbecken auf unseren Bergen!“
CSU-Abgeordneter spricht von Wahlkampf-Getöse
Hintergrund ist ein Antrag, den Abgeordnete von CSU und Freien Wählern im Dezember 2024 in den Landtag eingebracht haben. Darin heißt es: „Bayern ist Spitzenreiter bei der installierten Leistung aus erneuerbaren Energien. Strom und Wärme werden aber auch dann gebraucht, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Wir brauchen deshalb deutschlandweit viel mehr technologieoffene Speicherkapazitäten.“ Deswegen wird die Staatsregierung unter anderem aufgefordert, dem Landtag über die bayerische Speicherstrategie zu berichten. Dabei wird auch das Thema Kochel- und Walchensee genannt.
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Die Reaktion der Kochler SPD bezeichnete der Landtagsabgeordnete Thomas Holz (CSU) im Vorfeld der Bundestagswahl als „typisches Wahlkampf-Getöse der Kochler SPD“. Der Sachverhalt werde „verkürzt und damit in Teilen falsch dargestellt“. Denn der Antrag von CSU und Freien Wählern fordere nicht etwa die „Prüfung der Ausbaumöglichkeiten“, sondern „es handelt sich vielmehr um einen Berichtsantrag“ – nicht mehr.
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Ausbau der Erneuerbaren „nicht gegen Willen der Bürger“
„Bei der Umstellung auf eine klimaneutrale Stromversorgung und dem entsprechenden Ausbau erneuerbarer Energien werden Stromspeicher grundsätzlich sowohl für die Energiespeicherung als auch für die Stabilität des Stromsystems eine zunehmend wichtige Rolle spielen“, betont Holz. „Deswegen ist es nur zu verständlich und auch Ausdruck verantwortungsvoller Politik, dass sich CSU und FW über den aktuellen Stand zum Thema ,Energiespeicher‘ informieren lassen wollen.“
Generell hält Holz fest, dass ein Ausbau der erneuerbaren Energien „gegen den Willen der Bürgerinnen und Bürger nicht funktionieren“ werde. Das hätten die Diskussionen um das Pumpspeicherkraftwerk am Jochberg sehr deutlich gezeigt. Im Übrigen habe es sich um kein Projekt der CSU gehandelt. Er selbst habe sich als damaliger Kochler Bürgermeister deutlich dagegen ausgesprochen. (ast)