Nach nur einem Jahr: Pfarrer schon wieder weg – Kirche schweigt zu Hintergründen
Mit der Amtseinführung von Pfarrer Manfred Wurzer wollte der Pfarrverband Gaißach-Reichersbeuern nach einigen Turbulenzen ein neues Kapitel aufschlagen. Nach rund einem Jahr jedoch ist das Kapitel bereits zu Ende geschrieben. Pfarrer Wurzer hat den Pfarrverband verlassen.
Gaißach/Reichersbeuern/Sachsenkam – Pfarrer Manfred Wurzer, seit Januar 2024 Leiter des Pfarrverbands Gaißach-Reichersbeuern sowie Pfarradministrator von St. Andreas in Sachsenkam, „befindet sich derzeit in einer geistlichen Auszeit, in deren Anschluss er auf eigenen Antrag hin von der Leitung dieser Seelsorgeeinheit entpflichtet werden wird“. So steht es auf der Internetseite des Pfarrverbands (PV) zu lesen. Bis zu einer Neubesetzung übernimmt laut dieser Bekanntmachung Pfarrer Andreas Vogelmeier die Leitung von Pfarrverband und Pfarrei. Er ist Leiter der Stadtkirche Geretsried und stellvertretender Dekan.
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Pfarrer Manfred Wurzer nur ein Jahr in Gaißach – jetzt nimmt er sich „geistliche Auszeit“
Ein Rückblick: Rund 20 Jahre war Ludwig Scheiel als Pfarrer in Gaißach und Reichersbeuern tätig, bis er Ende August 2020 in den Ruhestand ging. Zuvor hatte er sich nach zwei Herzinfarkten länger im Krankenstand befunden. Die Leitung des Pfarrverbands übertrug das Ordinariat zunächst an den Dietramszeller Pfarrer und Dekan Thomas Neuberger. Unter den Gläubigen im Isarwinkel aber war man mit dieser Regelung nicht recht glücklich. Nach intensiven Gesprächen wurde schließlich ein neuartiges Modell gefunden: Anfang 2021 wurden Diakon Joachim Baumann als Pfarrverbandsbeauftragter und Quirin Strobl, Pfarrer in Rente, als priesterlicher Leiter eingesetzt. Die Verwaltungsleitung lag bei Barbara Baindl.

Die Regelung war auf drei Jahre befristet. Nach deren Ablauf hätten sie viele Gläubige vor Ort gerne beibehalten. Als Alternative gab es zudem den Vorschlag eines kollegialen Leitungsmodells, bei dem ein Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen den Pfarrverband geleitet hätte. Das Ordinariat entschied anders, und im Januar 2024 wurde Pfarrer Manfred Wurzer (57) als neuer Pfarrverbandsleiter und Pfarradministrator von Sachsenkam eingesetzt. Der gebürtige Tölzer war zuvor acht Jahre Pfarrer in Egling gewesen.
Welche Hintergründe führten zur Entpflichtungen? Erzdiözese schweigt
Was nun die Gründe für seinen vorzeitigen Abschied sind, darüber ist offiziell nichts zu erfahren. Ansprechpartner vor Ort verweisen unisono auf die Pressestelle des Ordinariats. Warum ging Pfarrer Wurzer in eine „geistliche Auszeit“ und bat um anschließende Entpflichtung? Wie geht es für ihn weiter, wird er eine andere Gemeinde übernehmen? Hat er den Pfarrverband auch räumlich verlassen? Welche Rolle spielten die damaligen Meinungsverschiedenheiten über die Leitung des Pfarrverbands? Auf all diese Fragen antwortet Franziska Holzfurtner, Pressesprecherin der Erzdiözese München-Freising: „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu den Details zum Weggang von Pfarrer Wurzer aus dem Pfarrverband nicht äußern. Dazu, wie es nach seiner geistlichen Auszeit weitergehen soll, laufen Gespräche.“

Die Seelsorge vor Ort sei einstweilen sichergestellt, so Holzfurtner weiter. Die Patres der Familienmissionare leiteten die Gottesdienste, Pfarrer Vogelmeier koordiniere und unterstütze sie dabei. „Besonders wichtig war und ist aber auch das große Engagement der beteiligten Haupt- und Ehrenamtlichen in den drei Pfarreien und im Dekanat, die mit Flexibilität und vollem Einsatz mitgeholfen haben, um das vielfältige pfarrliche Leben weiter zu gestalten“, betont sie. „Eine große Stütze“ seien die ehrenamtlichen Wortgottesdienstleiter.
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„Optimallösung, wenn wir einen neuen Pfarrer bekommen“
„Es läuft supergut weiter“, bestätigt auf Anfrage unserer Zeitung Michael Danner, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats Gaißach. „Wir schauen, dass wir alles am Laufen halten, und wir haben eine gute momentane Lösung.“
Einen großen Teil der administrativen Aufgaben übernimmt laut Ordinariat aktuell Andrea Fahrner, die auch schon die Kirchenverwaltung in Lenggries geleitet hatte. Denn auch hier klafft derzeit im Pfarrverband Gaißach-Reichersbeuern eine Lücke. Wie der PV-Internetseite zu entnehmen ist, befindet sich Verwaltungsleiterin Baindl im Krankenstand. Sie sei aber „auf dem Weg der Besserung, dankt für Genesungswünsche und freut sich auf die Rückkehr“, heißt es hier.
Und wie geht es im Pfarrverband weiter? Michael Danner bezeichnet es als „Optimallösung, wenn wir einen neuen Pfarrer bekommen“. Vonseiten des Ordinariats heißt es nach Worten Holzfurtners: „Eine Lösung für die zukünftige dauerhafte Leitung wird in den kommenden Wochen und Monaten im Austausch mit Gremien, Dekan und Seelsorgsregion erarbeitet.“ (ast)