Stacheln alleine schützen Igel nicht

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In Gefahr: Mähroboter und Kellerschächte können Igeln zum Verhängnis werden. Wie man sie schützen kann, erfahren interessierte Naturliebhaber im BN-Workshop. © MARTINA GEHRET

Bund Naturschutz lädt zum Workshop – Fotowettbewerb „Igel-Challenge“

Seit September sind wieder überall in Parks und Gärten Igelkinder unterwegs. Vielen der Tiere muss jetzt geholfen werden, aber auch die Igelhelfer kommen an ihre Grenzen. Im Landkreis Erding kümmert sich laut einer Pressemitteilung des Bund Naturschutz (BN) bisher nur Michaela Maier vom Tierschutzverein um hilfsbedürftige Igel. Die BN-Kreisgruppe will deshalb eine Helfergruppe bilden und bietet Interessierten dazu einen Workshop an. Wildtier-Expertin Maier informiert morgen ab 19.30 Uhr in der BN-Kreisgeschäftsstelle, wie man den gestachelten Gartenbewohnern helfen kann.

Daten sammeln für den Tierschutz

Um aktuelle Daten zum Zustand der Igelbestände zu bekommen, starten Pro Igel e.V. und Bund Naturschutz eine groß angelegte Igel-Meldeaktion, an der jeder teilnehmen kann. Ziel ist, möglichst viele Daten über die Tiere zu sammeln. „Igel sind zunehmend gefährdet, was ihre Erfassung und Überwachung besonders wichtig macht“, erklärt BN-Projektleiterin Martina Gehret. Auf Basis der Daten sollen konkrete Schutzmaßnahmen entwickelt werden.

Die Teilnahme ist einfach, und die Technik dazu liefert Observation.org, die größte Naturmeldeplattform Europas. Sie ermöglicht die Erfassung der Igel über die Webseite bayern-de.observation.org oder direkt im Gelände mithilfe der Smartphone-App ObsIdentify. Die kann man sich kostenlos herunterladen.

Als besonderes Highlight bietet die App eine „Igel-Challenge“ als spielerischen Wettbewerb an. Wer innerhalb eines Jahres die meisten Igel fotografiert, kann Sachbücher über die Tiere und den igelfreundlichen Garten sowie Bausätze von Igelhäusern gewinnen.

„Wichtig ist nur, dass zufällig gesichtete Tiere in ihrer natürlichen Umgebung gemeldet werden. Fotos von Igeln an Futterstellen oder in Pflegestationen sind nicht von Interesse“, sagt Gehret. Mehr Informationen zu den Regeln findet man auf der BN-Internetseite unter www.bund-naturschutz.de/aktionen/igel-challenge.

Gefahrenstellen entschärfen

Aber auch, wer nicht an der Challenge teilnehmen will, kann den Igeln helfen. Der BN bittet Gartenbesitzer zum Beispiel, ihren Garten igelfreundlich zu gestalten und Gefahrenquellen zu entschärfen: „Bitte keinesfalls mit Motorsensen unter Hecken mähen, ohne diese vorher zu kontrollieren. Und ganz wichtig: Mähroboter nur tagsüber arbeiten lassen oder besser noch ganz darauf verzichten“, appelliert Sabine Lanzner von der BN-Kreisgeschäftsstelle Erding. „Auch Kellerschächte können für Igelkinder zur Falle werden. Daher: Bitte abdecken“, ergänzt sie.

Autofahrer sollten in diesen Tagen ebenfalls besonders wachsam sein, da viele Igel auf der Straße unterwegs sind. „Die zunehmende Verdichtung des städtischen Lebensraums und die Undurchlässigkeit vieler Gartenzäune zwingt die Igel auf die Straße“, weiß Lanzner. Der BN rät deshalb dazu, Igeldurchgänge von einem Garten zum nächsten anzulegen. Oder besser gleich ein mindestens zehn mal zehn Zentimeter großes Loch in den Gartenzaun zu schneiden.

Generell freuen sich Igel über naturnahe Gärten mit heimischen Blühpflanzen, alten Obstbäumen und dichten Hecken. Beliebte Jagdgebiete sind Stauden- und Kräuterbeete sowie Grünflächen mit Wildblumen. Den Tag verbringen die nachtaktiven Insektenfresser aber lieber in einem sicheren Versteck. Das können Laub-, Holz- oder Steinhaufen mit Hohlräumen oder Komposthaufen sein.

Wann Jungtiere Hilfe brauchen

Woran erkennt man, dass ein Igel Hilfe braucht? „Tagsüber kriechen Igelsäuglinge, die im August oder September geboren wurden, nur aus dem Nest, wenn die Mutter nach ihrem nächtlichen Beutezug nicht zurückkehrt und sie längere Zeit nicht mehr gesäugt wurden – dann brauchen sie Hilfe“, so Lanzner. Nachts allein unterwegs zu sein, ist für gesunde Jungigel dagegen ab Oktober ganz normal.

Wer einen Igel anfasst, sollte generell Handschuhe tragen, rät Lanzner. Verhält sich der Igel auffällig, ist auch ein Mundschutz ratsam. In seltenen Fällen kann der Igel nämlich mit dem gefährlichen Borna-Virus infiziert sein.

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