Anschlag mit Verletzten - Seit 2016 in Deutschland und polizeibekannt: Was wir über den Täter von München wissen

In München ist Farhad N., ein junger Afghane, mit einem Fahrzeug in eine Gruppe von Menschen gefahren. Mehrere Personen erlitten schwere, teils lebensbedrohliche Verletzungen. Die Hintergründe des Geschehens sind derzeit noch nicht vollständig geklärt. 

Der Fahrer des Fahrzeugs ist 24 Jahre alt und nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU) ein abgelehnter Asylbewerber. Er sei ursprünglich als Asylsuchender nach Deutschland gekommen, sein Antrag jedoch offenbar nicht bewilligt worden. Gleichzeitig habe festgestellt werden können, dass eine Abschiebung derzeit nicht möglich sei, weshalb er sich weiterhin im Land aufhalten durfte.

„Nach bisherigen Erkenntnissen ist er in der Vergangenheit durch Verstöße im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln und Ladendiebstählen aufgefallen. Hinweise auf eine vorherige Gewalttätigkeit gibt es nach aktuellem Ermittlungsstand jedoch nicht“, erklärte Herrmann. Die Ermittlungen würden jedoch fortlaufend geprüft.

Täter steuerte Fahrzeug an einem Polizeiwagen vorbei

Nach Angaben der Polizei fuhr der Mann mit seinem Wagen an einem Polizeiauto vorbei in eine Menschenmenge, die an einer Demonstration der Gewerkschaft Verdi teilnahm. Mindestens 28 Menschen wurden verletzt.  Darunter sind nach Angaben der Münchner Feuerwehr zehn Schwerstverletzte und elf Schwerverletzte. Über mögliche Tote konnten die Einsatzkräfte noch keine Angaben machen.

Das Auto, ein weißer Mini-Cooper, kam den Angaben zufolge von hinten und fuhr zunächst hinter einem Schlussfahrzeug der Polizei, das die Demonstration begleitete. Dann habe es beschleunigt und sei in die Menschengruppe gefahren. Auf das Fahrzeug sei ein Schuss abgegeben worden, vermutlich um es zu stoppen, berichtet der „Spiegel“.

„Anhaltspunkte für extremistischen Hintergrund“

Die Münchner Generalstaatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen. Es gebe „Anhaltspunkte für einen extremistischen Hintergrund“, sagte ein Sprecher dem „Spiegel“. Das Verfahren werde von der bei der Generalstaatsanwaltschaft angesiedelten Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus geführt.

N. konnte nach Polizeiangaben noch am Tatort festgenommen werden. Medienberichten zufolge stammt er aus Kabul und wurde dort 2001 geboren. Ende 2016 soll er nach Deutschland gekommen sein. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge habe seinen Asylantrag jedoch abgelehnt. Später habe er eine sogenannte Duldung erhalten, die eine Abschiebung aussetzt. Zuletzt sei N. in München gemeldet gewesen. Laut „Bild“ lebte er im Stadtteil Laim.

N. soll vor Tat mutmaßlich islamistische Botschaften gepostet haben

Nach Informationen des „Spiegel“ soll N. vor der Tat mutmaßlich islamistische Postings abgesetzt haben. Einem Bericht der „Welt“ zufolge habe N. in Posts in sozialen Medien einen säkularen Lebensstil erkennen lassen. Immer wieder habe er aber auch Bezüge zum Islam gepostet, darunter ein Emoji mit der sogenannten Tauhid-Geste, dem bei Islamisten beliebten ausgestreckten Zeigefinger.

Nach der Tat und seiner Festnahme wurde N. in einem Krankenhaus untersucht. Was genau ihn zu der Todesfahrt veranlasste, ist nach derzeitigem Ermittlungsstand noch unklar.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bezeichnete die Tat als möglichen Anschlag. Herrmann äußerte zudem Kritik daran, dass seit Jahren keine Abschiebungen nach Afghanistan erfolgt seien – trotz seiner wiederholten Forderungen. Die Bundesregierung habe bisher lediglich in einem einzigen Fall die Abschiebung von schwersten Straftätern veranlasst. 

Generell sei in Berlin die Position vertreten worden, dass eine Rückführung nach Afghanistan nicht infrage komme. Dies habe dazu geführt, dass Tausende abgelehnte afghanische Asylbewerber nicht abgeschoben werden konnten, während anderen Antragstellern der Schutzstatus gewährt worden sei.