Kritik an der Ampel-Regierung: Protestteilnehmer erklären ihre Beweggründe

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Unzufrieden mit der Ampel: Unter anderem mit diesem Lkw hatte sich Transportunternehmer Martin Mair dem Protest in Holzkirchen angeschlossen. Gleichlautende Banner waren dort vielfach zu sehen. © NAP

Gegen die Ampel-Regierung wird mobil gemacht. Doch was steckt hinter den Demonstrationen? Vier Protestierende geben Einblick in ihre persönlichen Beweggründe.

Landkreis – Während sich die Bauern bei ihren Protesten vor allem für den Erhalt des Agrardiesels einsetzen, protestieren andere Gruppen ganz allgemein gegen die Ampel-Regierung. Aber was konkret fordern sie von der Politik? Ein Kfz-Mechatroniker aus Holzkirchen, ein Transportunternehmer aus Warngau, eine Hausfrau aus Otterfing und eine Speditionsleiterin aus Waakirchen erklären exemplarisch, warum sie sich an den Protesten beteiligen.

Kfz-Mechatroniker

Andreas Biberger, Inhaber der gleichnamigen Autowerkstatt in Holzkirchen, hat sich als Mitorganisator für die Demonstration am vergangenen Montag beteiligt. Er sagt: „Aus meiner Sicht wird momentan jeder und alles überfordert.“ Besonders kleinere Betriebe seien mit administrativen Aufgaben überlastet. Als konkretes Beispiel dieses „überbordenden Bürokratismus“ nennt der 56-Jährige das Finanzamt. Monatlich würde ihn der Steuerberater bis zu 2000 Euro kosten – für einen Fünf-Mann-Betrieb aus Bibergers Sicht deutlich zu viel. Er habe zudem den Eindruck, die Regierung wolle das Land in nur einer Legislaturperiode um 180 Grad umdrehen. „Wenn das so weitergeht, glaube ich, dass künftig wahnsinnig viele Betriebe zumachen“, sagt Biberger. Schon jetzt würden viele der Selbstständigen nicht mehr wollen, dass der Nachwuchs den Betrieb übernimmt. Bei den Aktionen sollten deshalb nun alle Gewerbetreibende mitgenommen werden.

Transportunternehmer

Martin Mair, der ein Transportunternehmen in Warngau betreibt, hat sich an der Demo in Holzkirchen am Montag mit mehreren Lkw beteiligt. In seiner Rolle als Fuhrunternehmer kritisiert er die steigenden Autobahngebühren für Lkw, die sich über die Transportkosten letztlich auf jeden auswirken würden. „Der Mittelstand wird ruiniert“, findet Mair. Aus seiner Sicht setzt die Ampel-Regierung zudem falsche Prioritäten. Etwa vor dem Hintergrund von Altersarmut und fehlender Kita-Plätze würde zu viel Geld ins Ausland fließen. Mair betont, er sei nicht gegen Ausländer oder Asylbewerber. Vielmehr habe er „große Angst“, dass auf die Ampel eine Regierung folge, die wegen möglicher Protestwähler so weit rechts stehe, „dass man sie nicht brauchen kann“, so Mair.

Hausfrau

Als Teil der Organisatoren der zuletzt in Holzkirchen angemeldeten Demos habe sie auch eine persönliche Meinung, erklärt Claudia Weinfurtner auf Anfrage unserer Zeitung. Die Regierung habe in den vergangenen zwei Jahren in allen Bereichen versagt, findet die Otterfingerin. Exemplarisch nennt die Hausfrau, die früher als Diplom-Verwaltungsfachwirtin tätig war, unter anderem die Themen „Erbschaftssteuer“, „Genderwahn“, „Heizungsgesetz“, „Asylpolitik“, „Klimaideologie“, „Strompolitik“ und die aus ihrer Sicht „desaströse Russlandpolitik“. Die Ampel würde keine Politik für die Bürger Deutschlands machen, findet Weinfurtner, und solle deshalb Platz machen für Neuwahlen. Von einer neuen Regierung erwartet die 54-Jährige, dass sie Deutschland auf „wettbewerbsfähige Beine“ stelle.

Speditionsleiterin

Waltraud Weber, die mit ihrer Schwester die gleichnamige Spedition in Marienstein leitet, kritisiert indes steigende Steuerbelastungen. Durch den CO2-Aufschlag sei die Maut für ihre Fahrzeuge um 80 Prozent gestiegen – von 19 auf 36 Cent pro Kilometer. Weil sie die Kosten nicht komplett auffangen könnten, verliere die Spedition Kunden, so Weber. Der CO2-Aufschlag beim Diesel verzerre zudem den Wettbewerb in der EU und werde nicht für die Infrastruktur hergenommen. Weber fürchtet: „Jeder mittelständische Betrieb ist existenziell betroffen.“ Die Waakirchnerin betont: „Wir sind keine rechtsradikalen Trittbrettfahrer.“ Vielmehr sorge sie sich um die Spedition. „Wir haben das Unternehmen seit 60 Jahren – und fahren kaum in den Urlaub.“ nap

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