Leonhardiritt feiert Jubiläum: 100 Jahre gelebte Volksfrömmigkeit

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Ein imposantes Bild boten gestern Vormittag die Kutschen, Rösser und Reiter beim 100. Leonhardiritt in Wildsteig. © Oliver Koch

Beim 100. Leonhardiritt in Wildsteig wurde eine neue Leonhardifigur geweiht, und zahlreiche Gäste aus Gesellschaft und Politik waren vor Ort.

Wildsteig – Xaver Gindhart vom Leonhardi-Verein Wildsteig hatte allen Grund zur Freude: Sein innigster Wunsch nach Herbstsonne am Kirchweihsonntag ist in Erfüllung gegangen. So machten sich circa 200 Teilnehmer mit 100 Rössern, vier Landauern und fünf Festwagen auf den Weg vom Mattheiser hoch zum Kirchberg. Mit dabei waren Abordnungen aus vielen umliegenden Gemeinden, zum Teil mit Standarte, die von der Musikkapelle angeführt wurden.

Die neue Leonhardifigur wurde von Pfarrer Josef Fegg feierlich geweiht.
Die neue Leonhardifigur wurde von Pfarrer Josef Fegg feierlich geweiht. © Oliver Koch

Besondere Aufmerksamkeit galt der anlässlich des Jubiläums bei dem Wildsteiger Kunstschnitzer Thomas Ort in Auftrag gegebenen neuen Leonhardi-Statue, die auf einem eigens dafür gestalteten Wagen mitgeführt wurde. Dem voran ritten Xaver Gindhart, Pfarrer Josef Fegg und kein Geringerer als Pfarrer Gerhard Gumpinger, der nach zehn Jahren endlich einmal wieder an seine alte Wirkungsstätte kam.

Er habe dabei „gar kein touristisches, sondern vielmehr ein heimatliches Gefühl”, wie er sagte. Auch in Tittmoning, wo er jetzt als Stiftsdekan fungiert, gebe es viel gelebte Tradition. Als Beispiel nannte er den Georgiritt.

Pfarrer Gumpinger auf Pferd „Sarah” und Pfarrer Fegg auf Pferd „Sophie” gaben jeweils stattliche Erscheinungen ab. Letzterer sowieso, da er mit 1,93 Metern Körperlänge ohnehin der größte Priester der Erzdiözese München-Freising sein soll. Er ist auch für seinen Podcast „Vergelt’s Gott” bekannt, den er regelmäßig mit dem bekannten Kabarettisten Wolfgang Krebs einspielt. In den könne der Leonhardiritt durchaus einmal Eingang finden, so der Geistliche.

Am Festplatz vor der Wildsteiger Schule, nach der Segnung von Ross und Reiter, oblag es Wildsteigs Bürgermeister Josef Taffertshofer, die zahlreich erschienenen Gäste, insbesondere aus Gesellschaft und Politik, zu begrüßen. „100 Jahre Leonhardiverein sind auch 100 Jahre Volksfrömmigkeit, Heimat- und Tierliebe sowie Achtung der Schöpfung, Dankbarkeit, Glaube, Idealismus und Engagement”, so Taffertshofer.

Vielleicht mal Teil eines Marterls

Am liturgischen Dienst nahm dann neben Pfarrer Gumpinger auch die evangelische Pfarrerin Heike-Andrea Brunner-Wild aus Oberammergau teil. Die Predigt hielt Diakon Martin Mylius, dem es ein besonderes Anliegen war, den Leonhardiritt in Wildsteig vielmehr als eine „christliche, weniger als eine traditionelle Veranstaltung zu begreifen”.

Anlässlich der Weihe der neuen Leonhardifigur zum 100-jährigen Bestehen wünschte er sich zudem, „dass auch in 100 Jahren zu dieser Statue noch gebetet werde”. Von Xaver Gindhart war zu erfahren, dass die Figur erst einmal im Pfarrhaus aufgestellt werde. Später werde sie vielleicht einmal Teil eines Marterls auf Wildsteiger Flur.

Nach der Leonhardi-Segnung beschloss Pfarrer Fegg das geistliche Jubiläum. Aber nicht ohne erfreut anzumerken, dass es auf der Wildsteig guter Brauch sei, „mit dem Feiern und Trinken erst nach und nicht schon während des Gottesdienstes zu beginnen”.

OLIVER KOCH