Glückwunsch von Söder: Jubiläum des Walchenseekraftwerks mit Ministerpräsident gefeiert
Ein besonderer Geburtstag wurde am Dienstag in Kochel gefeiert. Das Walchenseekraftwerk ist dieses Jahr 100 Jahre alt geworden. Mit einem Festakt zollten Gäste und Mitarbeiter dem Baudenkmal Anerkennung.
Penzberg - Was heute für uns selbstverständlich ist, war vor 100 Jahren noch eine absolute Neuheit: Elektrischer Strom in jedem Haushalt. Beim Festakt zur Jubiläumsfeier des Walchenseekraftwerks wurde in die Geschichte des Baudenkmals eingetaucht.
Es ist ein großer Anlass, zu dem Vertreter aus Politik und Wirtschaft am Dienstag (11. Juni) zum Walchenseekraftwerk nach Kochel anreisen. Michael Lewis, Vorstandsvorsitzender von Betreiber Uniper und Klaus Engels (Uniper Direktor Wasserkraft Deutschland) ist ebenso wie die Nachkommen von Kraftwerkerbauer Oskar von Miller vertreten.
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nimmt an der Feier teil – und ist froh, dass er wieder „über das Positive von Wasser reden kann“. Denn trotz der Feierlichkeiten geht die jüngste Hochwasserkatastrophe nicht spurlos an den Rednern vorbei. So bittet Uniper-Chef Lewis die Anwesenden zu einer Schweigeminute für die Opfer. Wasser hat eine enorme Kraft, „im Guten wie im Schwierigen“, fasst der Ministerpräsident zusammen.

Trotz allem überwiegt die Freude über das 100-Jährige des Industriedenkmals. Man soll das Kraftwerk gebührend „Hochleben lassen“, wie es Uniper-Manager Lewis formuliert. Denn das 1924 in Betrieb genommene Bauwerk, das damals das größte Wasserkraftwerk der Welt war, läuft auch ein Jahrhundert später noch auf Hochtouren, inklusive Original-Turbinen – und liefert jährlich rund 300 Millionen Kilowattstunden Strom, zum größten Teil für die Deutsche Bahn.

Das Walchenseekraftwerk lobt Söder als „technisches Wunderwerk“. Am 26. Januar 1924 wurde es offiziell in Betrieb genommen. Mit einer Leistung von 124 Megawatt deckt es laut Betreiber Uniper jährlich den Strombedarf von 100.000 Haushalten.
Das geschützte Baudenkmal sei gleichzeitig auch zukunftsfähig, betont Uniper-Vorstandsvorsitzender Lewis. „Das Walchenseekraftwerk ist Uniper, Uniper ist das Walchenseekraftwerk“, bezeichnet Lewis das Bauwerk als Teil der DNA des Unternehmens.
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Der Konzern Uniper wolle die Betreibung des Kraftwerks „in der gewohnten Rollenverteilung“ fortführen, sagt der Vorstandsvorsitzende. Ob er damit auf die im Jahr 2030 anstehende Neuvergabe der Nutzungsrechte fürs Walchenseekraftwerk anspielte, wird vom Uniper-CEO nicht explizit angesprochen.
In Deutschland sei die Rede von erneuerbaren Energien immer nur von Sonne und Wind. Doch die Wasserkraft ist eine starke Ressource, sagt Ministerpräsident Söder. Er wünscht sich mehr „Barrierefreiheit im Denken“, wenn es um Energie geht. Denn die „Wasserkraft hat Zukunft“, ist er sich sicher. „Uniper ist ein toller Partner“, lobt der Ministerpräsident den Betreiber des Kraftwerks.

Wie es zu dem Bau des Walchenseekraftwerks gekommen war, erklärt Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museum, den Gästen. Der Bauingenieur, Elektrotechniker und Wasserkraftpionier Oskar von Miller, der 1903 das Deutsche Museum gründete, hatte das Bauwerk geplant und vorgeschlagen. „Die Hausfrau sollte elektrisch kochen“, formulierte Heckl die Vision von Millers.
Der Elektrotechniker hatte den Wunsch „Elektrifizierung populär zu machen“, wie der Generaldirektor sagt. Mit dem Walchenseekraftwerk gelang es von Miller, Strom auch über weite Strecken zu übertragen. Das heutige Baudenkmal sei gewissermaßen das Gesellenstück des Pioniers gewesen.
Mit Anekdoten zu von Millers Verhandlungsgeschick kann Ministerpräsident Söder aufbieten. Um das Bauvorhaben politisch genehmigt zu bekommen, soll von Miller bei der Sitzung Weißbier und Weißwurst ausgegeben haben – damit die Politiker träge und diskussionsfaul werden. Das hat funktioniert: 1918 begann der Bau des Kraftwerks nach seine Plänen.

Vor Baubeginn waren kritische Stimmen laut geworden, weiß Heckl: Sorge um die Umwelt oder die Auswirkung des Baus auf das Landschaftsbild. 100 Jahre später strömen jährlich 100.000 Besucher zu dem Industriedenkmal. Seine Qualität habe es damit bewiesen, dass es so alt geworden ist, sagt der Museums-Chef. „Ad multos annos“ (Auf viele Jahre), gratuliert er – oder in Ministerpräsident Söders Worten: „Gott schütze die Wasserkraft.“
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