Walchenseekraftwerk: 100-Jähriges und eine rote Linie für Uniper
Kochel - Das bekannte Walchenseekraftwerk in Kochel feiert heuer sein 100-Jähriges. Dazu gibt es viele Veranstaltungen. Betreiber Uniper kündigt derweil Kompromisse mit Naturschützern und Gemeinde an - zieht aber eine Grenze.
Am 26. Januar 1924 speiste das Walchenseekraftwerk in Kochel (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) erstmals Strom ins Netz. Das 100-Jährige feiert Betreiber Uniper mit vielen Veranstaltungen. Doch die Zukunft steht in den Sternen, die wasserrechtliche Konzession läuft 2030 aus. Nicht wenige – Naturschützer, Verbände und Politiker – fordern, dass der Freistaat das Werk dann wieder übernimmt („Heimfall“).

Die Vorstellung des Jubiläumsprogramms zum 100-Jährigen des Industriedenkmals zwischen Walchen- und Kochelsee am vergangenen Dienstag (23. Januar) nutzen Betreiber und Gemeinde, um die Bedeutung des Kraftwerks für Uniper (Betreiber seit 2016) und Kochel zu betonen.

Das imposante Speicherkraftwerk (nach sechs Jahren Bauzeit und den Plänen des Strom-Visionärs Oskar von Miller 1924 in Betrieb gegangen) gilt als Wiege der industriellen Stromerzeugung in Bayern. Markant sind die sechs 400 Meter langen Druckrohrleitungen, über die das Wasser vom Walchensee zu den Turbinen im 200 Meter tieferen Maschinenhaus am Kochelsee stürzt. Seit 1983 ist das Werk ein Industriedenkmal.
Das Jubiläums-Programm
Der Betreiber Uniper plant zum 100-Jährigen des Walchenseekraftwerks eine ganze Reihe an Veranstaltungen. Es gibt kostenlose Vorträge, Buchvorstellungen, Besuchertage und den Musiksommer am Kraftwerk mit bekannten Bands. Auftakt ist am 22. Februar mit einem Vortrag über die Versuchsanstalt Obernach. Ab Ostern öffnet das Info-Zentrum wieder, zeitgleich ist eine Ausstellung im Bahnhof Kochel geplant. Am 5. Mai und 8. September gibt es einen „Tag der offenen Tür“. Im Juni/Juli stehen sieben Open-Air-Konzerte unter anderem mit den „Bananafishbones“ und Claudia Koreck an. Infos und Aktualisierungen zum Programm unter www.uniper.energy/de/walchenseekraftwerk.


Noch ein „Meilenstein“ für Kochel
Kochels zweiter Bürgermeister Thomas Eberl (UWK) nannte das Kraftwerk unter anderem nach Kesselbergstrecke (1897) und Kochelseebahn (1898) einen „weiteren Meilenstein“ für die Gemeinde. Es sei heute ein „Besuchermagnet“ – das Infozentrum lockt jährlich rund 100.000 Besucher. Doch der Rathausvize erinnerte bei allem Stolz auf die Anlage vor Ort auch daran, dass der kräftige Arbeitsplatzabbau im Werk in den 90er Jahren und der Wegfall der Gewerbesteuer, die der Konzern verrechnen kann, Kochel schmerzhaft traf und trifft.
Uniper: Betrieb muss wirtschaftlich sein
Klaus Engels, Direktor Wasserkraft Deutschland bei Uniper, schwelgte derweil: „Das ist unser bedeutendstes Kraftwerk.“ Er nannte es „ein Herzstück unseres Portfolios“. Bis heute wird Strom ins öffentliche Netz gespeist. Ein in Drittel ist für die Bahn reserviert: Das Werk sei „ein Vorreiter für E-Mobilität“, wagte der Manager da den Vergleich. Engels rühmte die Leistungen von Ingenieuren und Arbeitern beim Bau – und den „unternehmerischen und politischen Mut“. Auch damals gab es Widerständen gegen das Megaprojekt. Engels räumte ein, dass Wasserkraft immer auch ein Eingriff in die Natur sei. Ein „Kompromiss“ spiele deshalb für die Zukunft eine wichtige Rolle.
Uniper sei bereit zu investieren und wolle das Walchensee-System weiter betreiben. Aber man sei darauf angewiesen, dass der Naturschutz dem Konzern entgegenkomme. Der Manager machte klar, um was es letztendlich geht: „Die Wirtschaftlichkeit des Betriebs ist unsere einzige rote Linie.“
Original Maschinen laufen noch heute
Für Wirtschaftlichkeit sorgt auch die hohe Qualität der Anlagen, die zum Teil original sind. So tut die Drehstrommaschine D2, deren Generator am 26. Januar 1924 den ersten Strom abgab, noch heute in der Maschinenhalle ihren Dienst.