Kurz nach ihrem Interview - Putin macht sich über Carlson lustig - der klingt plötzlich auch ganz anders

Dem Interview des ehemaligen „Fox News“-Journalisten wurde weltweit viel Beachtung geschenkt. Dass Putin jedoch die erste halbe Stunde über die Geschichte von Russland und der Ukraine dozierte, hat viele Menschen verwundert. Carlson hakte nicht nach, unterbrach nicht, sondern ließ den russischen Präsidenten erzählen. Zwar wurden Themen wie der Ukraine-Krieg besprochen, jedoch blieb das Gespräch oft sehr oberflächlich. Genau dies nahm Putin jetzt zum Anlass für Scherze.

Putin: „Dachte, dass er sich aggressiv verhalten und scharfe Fragen stellen würde“

Im staatlichen Fernsehsender „Rossija-1“ hat sich der russische Präsident darüber ausgelassen, dass Carlson ihm während des Interviews keine „harten Fragen“ gestellt hatte. Das berichtet unter anderem die „ Frankfurter Rundschau “. Im Gespräch mit dem Moderator Pavel Zarubin sagte Putin: „Um ehrlich zu sein, dachte ich, dass er sich aggressiv verhalten und sogenannte scharfe Fragen stellen würde. Darauf war ich nicht nur vorbereitet, ich wollte es, weil es mir die Möglichkeit gegeben hätte, auf die gleiche Weise zu antworten.“ 

Jedoch gab er auch zu, dass Carlson als „Vermittler“ im Ost-West-Dialog fungiert hätte. Putin: „Wenn wir jetzt aus bestimmten Gründen, die mit ihnen zu tun haben, nicht in einen direkten Dialog treten können, sollten wir Herrn Carlson dankbar sein, dass wir dies durch ihn als Vermittler tun können.“ Putin machte im Russen-TV aber auch deutlich, dass er „keine volle Zufriedenheit“ über den Gesprächsverlauf verspüre.

Carlson über Nawlany-Tod: „Es ist entsetzlich“

Aussagen, die Carlson nicht gefallen werden. Schon im Interview machte sich Putin über ihn lustig, erwähnte die abgelehnte CIA-Bewerbung des Journalisten. Nun meldete sich Carlson wegen des Todes von Alexei Nawalny zu Wort. Gegenüber der britischen „ Daily Mail “ ätzte er gegen das Putin-Regime: „Es ist entsetzlich, was mit Nawalny geschehen ist. Die ganze Sache ist barbarisch und furchtbar. Kein anständiger Mensch würde es verteidigen.“

Carlson wurde für einige seiner Fragen im Interview kritisiert. „Ich habe nicht über die Dinge gesprochen, über die alle anderen amerikanischen Medien berichten, denn darüber wird berichtet“, sagte er nach dem Gespräch dem ägyptischen Journalisten Emad El Din Adeeb.

Erstes Interview mit US-Medien seit Beginn des Ukraine-Kriegs

Fast zwei Jahre nach seinem Angriffsbefehl auf die Ukraine hatte sich der russische Präsident Wladimir Putin erstmals in dem Interview mit Carlson geäußert und länger als zwei Stunden seine Sicht auf die Weltlage dargestellt. Der Kreml zeigte sich nach der Ausstrahlung zufrieden mit der Reichweite.

Putin sprach von einer angeblichen russischen Bereitschaft, mit dem Westen zu verhandeln, wenn dieser einsehe, dass er trotz seiner Unterstützung für die Ukraine den Krieg nicht gewinnen könne. Viel zitiert wurden Putins Worte, dass Russland keine territorialen Ansprüche gegen Polen oder den Baltenstaat Lettland hege.

Carlson erwies sich als „nützlicher Idiot“ für russische Propaganda

Der für die Verbreitung von Falschmeldungen und Verschwörungstheorien bei seinem früheren Arbeitgeber Fox News bekannte Talkmaster Carlson stellte Putins langatmige Ausführungen nicht infrage. Er ließ auch unwidersprochen zu, dass Putin einmal mehr die Schuld für seinen Angriffskrieg der Nato zuschob. Der Kremlchef lastete erneut ohne Beweise die Sprengung der Nord Stream Pipelines den USA an und unterstellte der Bundesregierung, sie vernachlässige die deutschen Interessen zugunsten von Bündnispflichten.

Bequem war das Gespräch für den Kremlchef auch, weil er nicht wegen der vielen Opfer in der Ukraine zur Rede gestellt wurde. Er musste auch nicht zu Repressionen gegen die Opposition im eigenen Land Stellung beziehen.

Polens Parlamentschef Holownia sagte, Carlson habe sich mit dem Interview als „nützlicher Idiot“ für die russische Propaganda erwiesen: „Er hat einem Lügner, einem Mörder und internationalen Terroristen das Mikrofon hingehalten.“