Ex-Fox-News-Kollegen nehmen Tucker Carlson nach Putin-Interview in die Mangel: „Wie ein eifriger Welpe“
Ex-Fox-News-Kollege nimmt Tucker Carlson nach Putin-Interview in die Mangel: „Wie ein eifriger Welpe“
Für Tucker Carlson hagelte es nach dem Interview mit Wladimir Putin Kritik. Auch ein Ex-Kollege von Fox schließt sich dieser an.
Frankfurt – Das Interview mit Wladimir Putin schlug hohe Wellen, doch im Nachgang setzt es viel Kritik für US-Journalist Tucker Carlson. Dessen Ex-Kollege von Fox News, Chris Wallace, bezeichnete Carlson und seine Haltung zu Putin als „eifrigen Welpen.“ Erstmals seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine vor knapp zwei Jahren hat sich Kremlchef Wladimir Putin ausführlich von einem US-Interviewer befragen lassen.
Das 127 Minuten lange Gespräch mit dem rechten Talkmaster Tucker Carlson wurde bereits am Dienstag aufgezeichnet und in der deutschen Nacht zu Freitag (9. Februar 2024) veröffentlicht. Wallace ließ kein gutes Haar an Carlson: Das Gespräch sei „alles andere als ein Interview“ gewesen, äußerte Wallace in seiner CNN-Show „The Chris Wallace Show“. „Putin redete zwei Stunden und sieben Minuten lang, während Tucker da saß wie ein eifriger Welpe.“
Tucker-Carlson-Interview thematisierte Ukraine-Einmarsch nicht
Nach 18 Jahren bei Fox war Wallace 2022 zu CNN gewechselt. Er habe beobachtet, dass Carlson „gelegentlich, aber selten“ eine Frage gestellt habe. Dennoch sei viel aussagekräftiger gewesen, was Carlson nicht gefragt habe. „Nichts darüber, warum Putin in ein souveränes Land einmarschiert ist. Nichts darüber, Zivilisten ins Visier zu nehmen. Nichts über russische Kriegsverbrechen“, so Wallace. „Ein Reporter kann Putin eine schwierige Frage stellen, wenn er ein echtes Interview will.“

Er selbst spielte in seiner Show einen Clip ein, in dem er Putin für Fox im Jahr 2018 interviewt hatte und gefragt hatte: „Warum kommt es, dass so viele Gegner Wladimir Putins sterben oder ihm nahe stehen?“ Für solche Fragen sei Carlson aber „anscheinend nicht [...] nach Moskau gegangen.“
Ex-Kollege vergleicht Tucker Carlson mit „nützlichen Idioten“
Er verglich Carlson mit leichtgläubigen Wrestlern aus dem Kalten Krieg, die als „nützliche Idioten“ sowjetische Propaganda verbreitet hätten. Carlson jedoch habe eine zynische Entscheidung getroffen. Er wolle durch Nähe zu Diktatoren beim „Make America Great Again“-Movement punkten.“
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kritisierte das Interview scharf. Scholz sagte am Freitag (9. Februar) bei einem Besuch in der US-Hauptstadt Washington, es handele sich um ein Interview, „das ehrlicherweise nur verhöhnt, was an realen Taten von Russland in der Ukraine gemacht worden ist und eine völlig absurde Geschichte erzählt über die Ursache für diesen Krieg“.
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Scholz und EU kritisieren Carlson-Interview mit Putin: „Altbekannte Lügen“
Scholz betonte: „Es gibt eine ganz klare Ursache.“ Das sei der Wille des Kremlchefs, sich einen Teil der Ukraine einzuverleiben. „Und alle Geschichten, die dazu erzählt werden, ändern nichts daran, dass genau das der Zweck seiner imperialistischen Bestrebungen ist.“
Carlson ist für die Verbreitung von Falschmeldungen und Verschwörungstheorien bei seinem früheren Arbeitgeber Fox News bekannt. Er stellte Putins langatmige Ausführungen nicht infrage. Kritiker hatten dies schon im Vorhinein des Gesprächs als Grund ausgemacht, warum der Kremlchef dem Amerikaner ein Interview gewährt haben dürfte.
Auch die Europäische Union äußerte sich kritisch. Putin habe in dem Interview „altbekannte Lügen, Verzerrungen und Manipulationen“ wiederholt, sagte die Sprecherin des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell, Nabila Massrali, am Freitag in Brüssel. Kritik übte sie auch an Carlson, der Putin „eine Plattform zur Manipulation und Verbreitung von Propaganda geboten“ habe.
Der von Carlson unterstützte Ex-US-Präsident Donald Trump erklärte indes, er werde bei einer Wiederwahl säumige Nato-Mitglieder nicht vor Russland schützen, sondern Putin „sogar ermutigen“. (cgsc)