Jawort auf dem Misthaufen: Ungewöhnliche Bettlhochzeit lockt 1000 Zuschauer nach Bichl
Rund 250 geladene Gäste und 1000 Zuschauer: Die Bettlhochzeit in Bichl war ein wahres Faschings-Spektakel. Geheiratet wurde stilecht auf dem Misthaufen.
Bichl – Den bekanntlich „schönsten Tag im Leben“ konnten Emerenzia Graziana Lüngerl zum Boafack und ihr Herzallerliebster Mamertus Eustachius Gschaftlwachtl zum Stangalhoida am vergangenen Samstag (25. Januar) bei Kaiserwetter feiern. Mit dabei war eine Hochzeitsgesellschaft von annähernd 250 geladenen Gästen und etwa 1.000 Schaulustige. Ungewöhnlich war freilich der Ort, an dem sich das Traumpaar die ewige Treue schwor: Rund um und direkt auf dem Misthaufen beim „Manger“ an der Dorfstraße fand das Spektakel statt.
Am Samstag wurde in Bichl die Bettlhochzeit auf einem Misthaufen gefeiert
Organisiert wurde die Bettlhochzeit vom Trachtenverein Edelweiß, kräftig unterstützt durch die Bichler Bevölkerung. Pünktlich um 13.13 Uhr kam das Brautpaar mit der Kutsche vorgefahren, auch die Bucklerde Verwandschaft näherte sich in prächtigen Pferdegespannen der wartenden Besucherschar – gefolgt von Fahnenabordnungen der Dorfvereine sowie der „Bichla Misthaufenmusi“.

Hochzeitslader übernahm Kommando
Sofort übernahm dann auch Hochzeitslader Weitumananda Dikä das Kommando, informierte über den Ablauf und stellte die Hauptpersonen und Mitwirkende in Nebenrollen vor. Stets mit deftigen Anmerkungen und pfiffigen Sprüchen, die sich jedoch allesamt über der Gürtellinie hielten. Alle Hände voll zu tun hatte Mesner Bochbartl-Hartl, der sich zunächst mit einem überdimensionalen Klingelbeutel unter die Menge begab und dann auch noch die große Glocke läuten musste. Nicht jedoch ohne sich vorher artistisch auf einer Leiter balancierend eine Virginia anzündende.
Runter ging es vom hohen Arbeitsplatz auf den nahegelegenen Misthaufen, wo sich bereits die Ministranten aufgereiht hatten. Da jedoch Hygiene äußerst wichtig ist, wurde allen vom Mesner zunächst mit einem riesigen Rotztücherl die Nase geputzt und anschließend mit aggressivem Streicheln die Frisur in Form gebracht.
Der große Augenblick rückte immer näher. Der Hochzeitslader holte noch den Bürgermeister ans Rednerpult, und während dessen Ausführungen ging der Blick des Bräutigams beinahe verzweifelt ins Publikum.
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Verzweifelte Suche nach Alternative
Kräftig unterstützt von seiner Mutter – „Bua überleg´ da des nommoi guad. De brauchan blos oan zum Arbat´n“ – rief der Heiratskandidat in die Menge: „Is den koa andere do, de mi wui? Du do hinten mit dem großen Busn würdst mai gfoin.“ Doch es gab keinen Ausweg mehr, Abt Löblein von de Paulaner Mönch ging zur Trauung über. Mehrmals wurde er dabei von Knallerbsen werfenden Ministranten gestört. Wunderschön sang dazu der „Schnapsdrossel-Chor“.
Nach der vollzogenen Eheschließung war natürlich längst nicht Schluss. Erneut wurde auf den Kutschen Platz genommen und in einem stattlichen Hochzeitszug ging es in Richtung „Bayerischen Löwen.“ Dort rief der Weitumananda Dikä auf der Straßenkreuzung zum Hungertanz auf, nicht nur das Brautpaar, alle Anwesenden konnten daran teilnehmen. Schließlich wurde, wie es sich gehört, dem Brautpaar von jedem Gast noch gratuliert, dann ging es ab in den geschmückten Festsaal. Lange noch wurde nach dem Hochzeitsmahl gefeiert.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei
Wehmut kam bei den Beteiligten zu später Stunde auf, da sich das glückliche Paar verabschiedete und jeder Beteiligte wusste: Das Ganze war lediglich eine Gaudi. Die Ehe endet allerspätestens am Aschermittwoch. Vermutlich hat es auch keine gemeinsame Hochzeitsnacht gegeben.
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