Die Lebensretter von morgen – Praxistag des Schulsanitätsdiensts in Puchheim

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Schulsanitäterinnen beim Workshop „Notfall-Darstellung“: Das Blut muss fließen – um im Ernstfall nicht überrascht zu werden, wie heftig eine Wunde aussehen kann. Am Praxistag üben die jungen Sanis ihre Resilienz und natürlich ihre Fertigkeiten als Ersthelfer. © Fleischer

Bayerische Hilfsorganisationen organisieren seit 14 Jahren den Praxistag Schulsanitätsdienst - heuer wieder in der Realschule Puchheim mit rund 400 Kids und Teenagern aus ganz Bayern.

Puchheim – Knöchel verstaucht, Finger gequetscht, Bauchschmerzen – in der Schule klingt es dann oft aus dem Lautsprecher: „Sanitätsdienst, bitte in Raum 049.“ Damit Schulsanitäterinnen und -sanitäter gut vorbereitet sind, gibt es jährlich den Praxistag der bayerischen Hilfsorganisationen, heuer wieder in der Realschule Puchheim mit rund 400 Kids und Teenagern aus ganz Bayern. Aber nicht nur für den Schulalltag wird geprobt, auch für den Katastrophenfall.

„Um 4.50 Uhr sind wir heute aufgestanden“, erzählten die Wendelstein-Gymnasiasten aus dem Landkreis Roth bei Nürnberg; die weiteste Anreise war aus Hof. „Aber dafür lohnt es sich.“ Dafür heißt: Einen ganzen Samstag lernen und üben, was bei medizinischen Notfällen zu tun ist, unterstützt von BRK, Malteser, Johanniter, ASB und DLRG. Diese fünf großen Hilfsorganisationen qualifizieren und betreuen mehrere tausend Schulsanitäter an rund tausend Schulen in Bayern.

Landsberger Schülerinnen beim Tapen von verstauchten Fingern - ein Dauerbrenner im Schulalltag.
Landsberger Schülerinnen beim Tapen von verstauchten Fingern - ein Dauerbrenner im Schulalltag. © Fleischer

Und immer mehr junge Menschen engagieren sich für die Erste Hilfe, das zeigen auch die Rekordanmeldezahlen für den Praxistag Schulsanitätsdienst der bayerischen Hilfsorganisationen vergangenen Samstag in Puchheim. „Die Warteliste war lang, aber es galt: first come, first served“, erklärte Kirk Thieme, Organisator des Praxistages und Landesvorsitzender des Jugendrotkreuzes Bayern.

Aus insgesamt 70 bayerischen Schulen nahmen rund 400 Kinder und Jugendliche, die sich mit großer Sachkenntnis und viel Herzblut als Schulsanitäter engagieren, in diesem Jahr teil. Etwa 100 mehr als durchschnittlich in den Jahren zuvor. Die meisten mussten nicht ganz so früh aufstehen: München, Fürstenfeldbruck, Landsberg und Starnberg waren die Haupteinzugsgebiete. Aber auch ein paar aus Garmisch und Schongau, der Rest verteilte sich vom äußersten Allgäu bis nach Regensburg, von Traunstein bis Würzburg.

Für die engagierten Schüler war dann in der Realschule Puchheim jede Menge geboten, wie diverse Ehrengäste feststellen konnten, darunter die stellvertretende FFB-Landrätin Martina Drechsler, Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl und Vizepräsidentin des BRK Brigitte Meyer.

Viele praktische Workshops

Das Fortbildungsangebot umfasste 28 praktische Workshops von Wundversorgung über die Behandlung von Knochenbrüchen und starken Blutungen bis zum Umgang mit Verbrennungen, Allergien, Vergiftungen oder akuten Bauchschmerzen. Außerdem übten die Schüler eine Herz-Lungen-Wiederbelebung und erhielten alle wichtigen Informationen rund um den Katastrophenfall. Weiter im Angebot: Workshops zum Vorgehen bei Alkohol- und Drogennotfällen, bei Quetschungen und Amputationen sowie im Falle einer Hyperventilation.

Herz-Lungen-Wiederbelebung hautnah: An so genannten Phantomen erlernen die Kids Herzmassage und Beatmungstechniken.
Herz-Lungen-Wiederbelebung hautnah: An so genannten Phantomen erlernen die Kids Herzmassage und Beatmungstechniken. © Fleischer

„Solche Übungsszenarien sind immens wichtig. Sie stärken Verantwortungsbewusstsein, Handlungskompetenz, Selbstvertrauen und Resilienz bei den Kids“, erklärte Yarvis Boutin, stellvertretende Landesvorsitzende des Bayerischen Jugendrotkreuzes und Ortsgruppenleiterin in Germering. Eine Wunde sich vorstellen können sei gut, besser aber sei es, diese wirklich zu „sehen“. Dafür wurden Wunden geschminkt, künstliches Blut verteilt und Messer-in-Hand-Dummies angeklebt. Und apropos Resilienz, Puchheims Bürgermeister Seidl scherzte danach: „Jetzt ist mir schlecht von all dem Blut.“

Aber auch „Profaneres“ – was allerdings ein Dauerbrenner im Schul- und Sportalltag ist – wurde geübt: Wie man richtig einen angeknacksten Finger tapt. Für die verantwortlichen Lehrkräfte, die sich ebenfalls ehrenamtlich im Schulsanitätsdienst engagieren, gab es unterschiedliche Workshops zu Organisation und Leitung.

Tapen und Herzmassage

Zu einem Kernthema der Ersten Hilfe gab es für die Schul-Sanis gleich zwei Workshops: Herz- Lungen-Wiederbelebung an Phantom-Puppen. Hier standen die jugendlichen Retter den erwachsenen Helfern in nichts nach. „Herzmassage ist eine sportliche Höchstleistung und da sind die Kids echt fit“, so die Erste-Hilfe-Trainer.

Das THW kam mit Playmobil-Dummies nach Puchheim.
Das THW kam mit Playmobil-Dummies nach Puchheim. © Fleischer

Als Rahmenprogramm waren viele Rettungs- und Einsatzfahrzeuge der Hilfsorganisationen im Pausenhof des Puchheimer Schulzentrums aufgestellt. Die Freiwillige Feuerwehr Puchheim war mit einem Drehleiterfahrzeug da, das THW zeigte einen Hebekran inklusive menschengroßes Playmobil-Männchen, Die Malteser hatten eine Rettungshundestaffel dabei sowie Drohnen ihrer Katastrophenschutzgruppe Gröbenzell. Aus Franken war der Letzte-Wünsche-Wagen des ASB gekommen und ein Intensivkrankentransport des BRK Olching zeigte seine Notfall-Ausrüstung.

Die Jugendfeuerwehr Puchheim war natürlich auch dabei und zeigten ihr Können den angereisten Ersthelfer-Teams.
Die Jugendfeuerwehr Puchheim war natürlich auch dabei und zeigten ihr Können den angereisten Ersthelfer-Teams. © Fleischer

Der Praxistag Schulsanitätsdienst existiert seit 14 Jahren. Um die vielen motivierten Jugendlichen adäquat trainieren zu können, braucht es große Schulgebäude und vor allem engagierte Helfer vor Ort. Die Realschule Puchheim hat beides: viel Platz sowie Sport- und Englischlehrer Marc Andrée, Referent für Erste Hilfe an Realschulen im Gebiet Oberbayern West, der seit 2006 sich für den Schulsanitätsdienst engagiert. Und deswegen war Puchheim auch schon das vierte Mal Austragungsort für den Praxistag, nun prämiert mit dem Wanderpokal „Helfende Hand“.

Wanderpokal „Helfende Hand“ für die Realschule Puchheim: v.l. Kirk Thieme (Jugendrotkreuz), Schulleiterin Christine Heimann, Sportlehrer Marc Andrée und Yarvis Boutin (Jugendrotkreuz).
Wanderpokal „Helfende Hand“ für die Realschule Puchheim: v.l. Kirk Thieme (Jugendrotkreuz), Schulleiterin Christine Heimann, Sportlehrer Marc Andrée und Yarvis Boutin (Jugendrotkreuz). © Fleischer

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