Autonomes Fahren und Fliegen: Söder gibt Startschuss für Forschung im Industrial MakerSpace Landsberg
Am Vorabend präsentierte sich Ministerpräsident Markus Söder in der TV-Show „Inas Nacht“ besonders humorvoll. Am nächsten Tag in Landsberg war er wieder ganz der beharrliche Vorkämpfer, der mit Bayerns Technologieoffensive den Spitzenplatz und die Zukunftsfähigkeit des Freistaats sichern will.
Landsberg – Dafür hat das Bundesland 5,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, wovon 7,5 Millionen an die Technische Hochschule Augsburg gingen, die damit nach dem Standort „Am Papierbach“ im Industrial MakerSpace am Penzinger Feld eine Halle mit 265 Quadratmeter großer Forschungsfläche installiert hat. Sie wurde jetzt offiziell in Betrieb genommen. In diesem Technologietransferzentrum, kurz TTZ genannt, forschen derzeit sechs Professorinnen und Professoren sowie 13 wissenschaftliche Mitarbeitende an großangelegten interdisziplinären Projekten.
Die Leitung hat Prof. Dr.-Ing. Carsten Markgraf, Experte für Autonomes Fahren und „Motivationsmonster“. So nannte ihn Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Gordon Thomas Rohrmair in seiner Eröffnungsrede. Er dankte dem Ministerpräsidenten für die „finanzielle Beinfreiheit“ sowie Landrat Thomas Eichinger und Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl für Übernahme der Miete im MakerSpace durch Stadt und Landkreis Landsberg.
Markus Söder wünschte den Machern eine erfolgreiche Aufholjagd mit ökologisch sich auszahlenden Ergebnissen. Denn aktuell komme noch jedes zweite Patent aus China. „Für viele Menschen endet die Digitalisierung beim iPhone“, sagte Söder. Dabei stünden wir erst vor einer Tür, wo unten Licht durchscheint. Aber mit Zentren wie in Landsberg hätten wir den Schlüssel in eine unglaublich neue und technikbasierte Welt in der Hand.
So entwickelt man in Landsberg unter anderem ein tragfähiges Mobilitätssystem mit einem Schwarm autonomer Leichtbau-Shuttles und voll autonom fliegenden Ultralight-Flugsystemen. Laut Professor Markgraf werden eines Tages autonom fahrende „NeMo.Cabs“ genannte Ultraleicht-E-Fahrzeuge individuell einzelne Personen aufsammeln, die sich auf längeren Strecken zu einem Konvoi vereinen, der von einem „NeMo.Pro“ gezogen wird. Die Kombination aus einem Schwarm autonomer Shuttles und autonomer Solar-Flugsysteme sei die ideale Basis für ein tragfähiges Mobilitätssystem der Zukunft. Erprobt wird es im benachbarten Penzing im ADAC-Technikzentrum Mobilität, wo man eng mit Dr. Reinhard Kolke zusammenarbeitet.
Bei soviel Zukunftsmusik wurde die Forschungshalle aber ganz altmodisch mit dem legendären Spruch aus den Daytona 500 Nascar-Rennen eröffnet. Nach „Drivers, Start Your Engines“ zwängten sich Markus Söder, Hochschulpräsident Rohrmair und Wissenschaftsminister Markus Blume in ein „Ne.Mo.Cab“ und ließen das Blitzlichtgewitter der zahlreichen Fotografen über sich ergehen.
Minister Blume hatte bereits den Startschuss für den Standort „Am Papierbach“ gegeben und sparte nicht mit Lob über die „coolste Hochschule Bayerns“ und ihren salopp gesagt „geilsten Präsidenten“, die in Landsberg bereits sichtbare Erfolge vorweisen können. Oberbürgermeisterin Baumgartl freute sich, dass Augsburgs Hochschul-Dependancen dem Bildungsstandort Landsberg mehr Ansehen verleihen. Landrat Eichinger verwies auf viele erfolgreichen Unternehmen im Landkreis wie Delo, Rational oder Hilti. Dazu passe es, dass jetzt mit der TH Augsburg angewandte Wissenschaft dynamisch zum Tragen komme, deren Ergebnisse weltweit angewandt werden können.

Ein großes Danke von allen Beteiligten galt auch Thomas J. Dittler, dem Gründer des Industrial MakerSpace IMS im Gewerbegebiet. Auf insgesamt 4.000 Quadratmeter Fläche hat er eine hochfunktionale Arbeitsumgebung im Prinzip des „Design-Thinking“ geschaffen. Das ist eine Methode, um meist in Teamarbeit Geschäftsmodelle neu zu denken und aus der Perspektive der Nutzer Ideen zu entwickeln und Probleme zu lösen. Ganz nach dem Vorbild und den Erfolgsfaktoren des Silicon Valley, wo er beruflich viel zu tun hatte. Durch die Nutzer des IMS hat sich der Schwerpunkt Elektro-Mobilität und Robotik herausgebildet. Darum winkte bei der Rede von Hochschul-Präsident Rohrmair unentwegt ein Roboterarm namens „Glubschi“. Der Landsberger IMS gilt sogar als „Wiege“ der ersten in Deutschland offiziell zugelassenen digital-elektrischen und bei Bedarf vollautonom fliegenden Ultralight-Flugsysteme der ElektraSolar GmbH.
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Das Konzept von IMS sei laut Thomas J. Dittler „hoch skalierbar“. In ganz Deutschland gebe es Potenzial für einen Industrial Maker Space, denn sechs bis acht Prozent der Bevölkerung sei kreativ und unternehmerisch begabt. Ziel seien, wie in Landsberg, Gründer und Start-Ups, Solopreneure, Kreative sowie Corporate Innovation Teams. Seit der Gründung in Landsberg wurden bereits ein Dutzend Unternehmen gegründet, die die lokalen Wertschöpfungsketten stärken.
