Drei Akte moralischer Verfall: Projekttheater bringt „Die Dreigroschenoper“ nach Landsberg

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Bei der Inszenierung der Dreigroschenoper spielt Michelle Greiner vom Projekttheater die Rolle der Polly (l.). Jarah Maria Anders ist als Mackie Messer zu sehen. © Projekttheater Landsberg

Vor beinahe 100 Jahren ist „Die Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht in Berlin uraufgeführt worden. In Landsberg traut sich jetzt das Projekttheater mit Regisseur Roman Groß an die einst erfolgreichste deutsche Theateraufführung heran.

Landsberg – „Die Gruppe hat nach einer Herausforderung gesucht“, ist sich der Regisseur sicher. Und das ist die Dreigroschenoper auf jeden Fall. Bei dem Stück wird nicht nur gespielt, sondern auch gesungen – Neuland für das Projekttheater, meint Groß, für die Größe des Ensembles aber ideal. Ein Stück mit vielen spannenden Rollen, bei dem jeder auf der Bühne stehen kann. Wobei es nicht beim ‚Stehen‘ bleibt. Das Stück ist rasant und fordert ein extrovertiertes Spiel aller Beteiligten. Seit einem halben Jahr probt das Theater mit dem Regisseur, um drei Akte moralischen Verfall auf die Bühne des Landsberger Stadttheaters zu bringen.

Dreigroschenoper im Landsberger Stadttheater - Parallelen in der Weimarer Republik

Die Uraufführung der Dreigroschenoper liegt beinahe ein Jahrhundert zurück. In Londons Unterwelt angesiedelt, beschreibt Brechts Stück einen Existenzkampf zwischen Peachum und Mackie Messer. Brecht prangert die Doppelmoral der Gesellschaft an und schafft eine politisch, kritische Darstellung der Machtverhältnisse in der modernen Welt. Brandaktuell und relevant, wie Groß findet. Eigentlich spielt die Dreigroschenoper im viktorianischen Zeitalter. Groß versetzt das Stück aber in die Zeit der sterbenden Weimarer Republik, vor allem auf die politische Situation bezogen. „Schon damals bröckelte der Zukunftsoptimismus der jungen Menschen. Ganz ähnlich wie jetzt.“ Scharf, kritisch, aber auch humorvoll soll sich die Inszenierung zeigen, eine Karikatur in vielerlei Hinsicht – und eine große Herausforderung für die Laienschauspieler und den Regisseur.

Der toxische Mann

Parallelen zur heutigen Zeit findet der Regisseur in der Dreigroschenoper viele, wobei er sich in seiner Inszenierung vor allem mit der „toxischen Männlichkeit“ beschäftigt. Denn Groß erkennt in der aktuellen politischen Situation auch eine stark anti-feministische Stimmung, ähnlich wie im Stück. Das Verhalten von Mackie Messer oder Peachum gegenüber den Frauen – „das ist wirklich übel“. Es sei wichtig, dieses Stück gerade jetzt zu verhandeln. Und dafür gibt‘s Unterstützung von einem Profi. Schauspielerin Jarah Maria Anders spielt Mackie Messer.

„Den toxischen männlichen Typen auf die Bühne zu bringen – wer kann das besser als eine Frau?“, fragt Groß. Als Frau nehme man das üble Verhalten der Männer ganz anders wahr, dadurch habe das Spiel großes Potenzial. „Jahra ist Profi und nimmt die anderen auf der Bühne mit.“ Sie hat Film- und Theatererfahrung und kommt aus Landsberg – perfekt für das Stück.

„Ich arbeite mit einem wunderbaren Team zusammen“, resümiert Groß schließlich. Die Kostüme werden beispielsweise von Paula Glawion aus Wien teilweise handgenäht. Noam Braun ist eigentlich Lichttechniker für Konzerte und Shows, nicht fürs Theater. „Das ist aber super für unser Stück, das braucht diese Show-Atmosphäre“. Groß‘ Bruder ist Techno-DJ aus Wien und macht die Klangkulisse für das Stück. Andrea Winterhalder ist Realschullehrerin und macht hobbymäßig Musik. Sie unterstützt das Ensemble am Klavier. „Das Stück entsteht als Teamwork.“

Die Dreigroschenoper ist am 28. und 29. Juni um 20 Uhr im Stadttheater zu sehen. Am 30. Juni wird das Stück um 18 Uhr aufgeführt. Karten gibt‘s auf der Website des Landsberger Stadttheaters.

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