Weil sie Vorstandsämter nicht mehr besetzen konnte, hat sich die ÖDP-Ortsgruppe Weilheim aufgelöst. Die Stadtratsarbeit wird jedoch fortgesetzt, betonen die beiden Ratsmitglieder der Partei.
Weilheim – Überraschende Meldung aus der Lokalpolitik: Der ÖDP-Ortsverband Weilheim hat sich aufgelöst. „Hintergrund war die anstehende Neuwahl des Vorstands und ein Mangel an Kandidaten für die Vorstandsämter“, schreibt der bisherige Schriftführer Roland Bosch in einer Pressemitteilung. Demnach wurde die Auflösung am 14. April vollzogen. „Um die administrativen Aufwände zu reduzieren, kamen Orts- und Kreisgruppe überein, dass die Parteiarbeit der ÖDP in Weilheim zukünftig aus dem Kreisverband heraus geschehen wird“, heißt es in der Mitteilung.
Ortsgruppe war erst kurz vor der Kommunalwahl 2020 gegründet worden – mit Erfolg
Die ÖDP-Ortsgruppe war erst im Oktober 2019 gegründet worden, ein halbes Jahr vor der Kommunalwahl 2020, bei der die ÖDP durchaus erfolgreich war: Mit Andreas Halas und Saro Gerd Ratter waren auf Anhieb zwei ÖDP-Vertreter in den Stadtrat gewählt worden. Halas ist inzwischen ausgewandert, ihm folgte im September 2021 im Stadtrat Roland Bosch nach –und an der Spitze der Ortsgruppe Thomas Meiwald.
Corona-Politik führte zu Austritten bei der ÖDP
Meiwald stand bei der nun anstehenden Neuwahl jedoch nicht mehr für dieses Amt zur Verfügung. Und bei der ÖDP-internen Abfrage habe sich auch kein anderes Mitglied bereit erklärt, den Vorsitz zu übernehmen, erklärte Bosch gestern gegenüber unserer Zeitung. Er selbst sei mit 69 Jahren zu alt dafür, so Bosch weiter: „Ich bin der Meinung, dass jüngere Leute solche Positionen übernehmen sollten.“ Ein anderes Vorstandsamt hätte er sich weiterhin vorstellen können, nicht aber den Vorsitz. Dem Schriftführer zufolge hatte die Ortsgruppe zuletzt rund zwei Dutzend Mitglieder. Doch aufgrund unterschiedlicher Positionen zu den staatlichen Maßnahmen während der Corona-Pandemie habe die Mitgliederzahl abgenommen.
ÖDP hat aktuell rund 110 Mitglieder im Landkreis
Diese Entwicklung bestätigt auf Tagblatt-Anfrage auch die ÖDP-Kreisvorsitzende Agnes Edenhofer: „Durch die Corona-Politik haben wir Mitglieder verloren.“ Es gebe andererseits auch Zuwächse, jedoch in geringerem Umfang. Insgesamt habe die ÖDP im Landkreis aktuell rund 110 Mitglieder. Ortsverbände gibt es laut Edenhofer noch in Oberhausen und Peiting. Im Kreistag ist die ÖDP mit vier Lokalpolitikern vertreten, zudem sitzen ÖDP-Vertreter in den Gemeinderäten von Peiting (1), Oberhausen (3) und Raisting (1) – und eben im Weilheimer Stadtrat.
Es sei „toll“ und wichtig gewesen, die Ortsgruppe Weilheim aufbauen zu können, sagt Edenhofer. Die Auflösung findet sie nun „sehr, sehr schade“. Dass sich kein Vorstand mehr fand, habe teils Altersgründe, teils seien potenzielle Kandidaten beruflich zu sehr gefordert. „Ich hoffe, dass wir wieder mehr Leute ansprechen können“, so Edenhofer: „Die Demokratie braucht aktive Menschen.“
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Die Arbeit der ÖDP im Weilheimer Stadtrat werde unter der Auflösung der Ortsgruppe nicht leiden, verspricht Bosch: „Wir sind gut vernetzt“, und man werde vom Kreisverband unterstützt, der „gut organisiert und sehr aktiv“ sei. Als wichtiges Thema der ÖDP in Weilheim nennt Bosch den Antrag zur Prüfung von Alternativen zum Hochwasserschutzprojekt Angerbach.