Wie entwickelt sich der Friedhof? - Fachleute machen sich Gedanken zur Entwicklung in Schongau

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Vor allem Sargerdgräber gibt es auf dem Schongauer Stadtfriedhof. © Hans-Helmut Herold

Wie die Schongauer Friedhöfe für die Zukunft gestaltet werden könnten, darum ging es bei einem Workshop. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Auch der Bestand wurde analysiert.

Schongau - Die Friedhöfe werden sich wandeln, sagte Bürgermeister Falk Sluyterman zu Beginn eines Workshops, zu dem die Stadt ins Rathaus eingeladen hatte, um mit Fachleuten über die Entwicklung zu reden und Ideen zu sammeln. Es gehe um eine Grundsteinlegung, so Daniel Felsmann, Leiter des Standesamtes und der Friedhofsverwaltung. Die Umgestaltung würde (auch wegen Ruhezeiten) nicht von heute auf morgen passieren.

Neben Sluyterman und Felsmann beteiligten sich die Steinmetze Herrmann Ostler und Stefan Fochler, Friedhofswärter Johann Lang, Kreisheimatpfleger Jürgen Erhard, Kämmerer Kurt Konrad, Geschäftsleiterin Bettina Schade, Stadtrat Stefan Konrad und der evangelische Pfarrer Michael Bischoff. Auch seine katholischen und muslimischen Amtskollegen sowie alle Bestatter, die in Schongau tätig sind, waren eingeladen, kamen aber nicht zur Veranstaltung. „Dafür, dass die Teilnehmerzahl leider so klein war, war der Output sehr groß“, so Felsmann.

Während der Friedhof früher oft als Treffpunkt genutzt wurde, würden heute 44 Prozent die Grabpflege als Belastung sehen, gab Patrick Seitz, Projektplaner bei „Weiher – die Friedhofsexperten“, der durch den Workshop führte, einen ersten Überblick über den bundesweiten Wandel. 47 Prozent würden sich eine pflegeleichte Bestattung wünschen, 32 Prozent eine Bestattung außerhalb des Friedhofs – zum Beispiel in einem Bestattungswald. Man müsse hier auch die gesellschaftliche Entwicklung sehen. Viele würden mittlerweile weiter wegziehen oder seien beruflich sehr eingespannt.

Kein Schmuck auf pflegefreien Gräbern

Auch für Schongau hatte er Zahlen: Aktuell würden 81 Prozent die Urnenbestattung wählen, 19 Prozent einen Sarg. Bis zum Jahr 2011 wurde noch die Sargbestattung bevorzugt. Auch den Trend, ein pflegearmes Grab zu wählen, nehme zu. 43 Prozent seien es aktuell.

Landschaftsarchitektin Elke Denkinger hatte sich die Schongauer Friedhöfe angeschaut. Auf dem Stadtfriedhof sei, passend zur Historik, das Sargerdgrab vorherrschend. Da Mehrfachbestattungen möglich seien, sei die Planung hinsichtlich Ablaufzeiten erschwert. Die Urnenerdgräber seien in der Regel mit Platten belegt und pflegefrei, gleiches gelte für die Urnenwände. Dass die Realität oft anders aussieht, sagten mehrere Anwesende. Unter anderem, weil die Friedhofspflege durch niedergelegte Trauergaben erschwert werde und Kosten verursache, wünschten sich einige ein rigoroses Entfernen des Schmucks. Den Menschen müsse klar sein, dass pflegefrei bedeute, nichts abzulegen. Viele würden ihren Trauerbedarf aber zu Beginn unterschätzen.

Denkinger regte mehr Begrünung an. Im Sommer werde es durch die gekiesten Wege heiß. Der Kies habe, wenn er zu hoch sei, eine weitere Tücke: Das Befahren mit Rollator und Rollstuhl ist schwierig.

Auf dem Waldfriedhof gibt es alle Bestattungsformen des Stadtfriedhofs sowie viele weitere. Für Kindergräber gibt es einen eigenen Bereich. Denkinger schlug vor, Trauernde zu unterstützen, durch Bänke etwa. Auch ein Sternchengrab für Tot- und Fehlgeburten ist zu finden. Es gibt Baumgräber für Urnen, ein Urnen-Gemeinschaftsgrab, ein Gemeinschaftsgrab für namenlose Bestattungen und muslimische Gräber (nach Mekka ausgerichtet, ohne Sarg in jungfräulichem Boden). Hier wäre eine Verdichtung möglich.

Ideen zu weiteren Bestattungsmöglichkeiten gesammelt

Die Standorte für Bänke seien auf beiden Friedhöfen zu optimieren, so Denkinger. Man könnte sie im 90-Grad-Winkel zueinander aufstellen, um eine Kommunikation anzustoßen. Beim Stadtfriedhof sei ihr aufgefallen, dass es keinen schönen Übergang gebe. Unmittelbar nach dem Tor befänden sich die ersten Gräber.

Auch Zeit, Marketing und Wirtschaftlichkeit waren Punkte, mit denen man sich beschäftigte. Zwischen den Analysen waren immer wieder die Workshop-Teilnehmer gefragt. Etwa dazu, welche Bestattungsarten sie sich aus fachlicher und persönlicher Sicht wünschen würden. Urnen-Hochbeete (bessere Pflege vom Rollstuhl aus möglich), Skulpturen, eine parkähnliche, aufgelockertere Gestaltung, Brunnen oder Bachläufen als Alternative zur nicht erlaubten Seebestattung, Reerdigung (Mensch wird zu Erde, Prozess durch Sauerstoff und pflanzliche Beigaben beschleunigt), Sargwänden oder ein Innenkolumbarium wurden beispielsweise genannt. Drei Teilnehmer empfanden das Angebot als ausreichend. Hinterbliebene hätten schon jetzt Schwierigkeiten, sich zu entscheiden.

Nach der Bestands- und Wunschaufnahme geht es nun darum, ein Friedhofskonzept zu erstellen. Auch eine Bodenbeprobung gehört dazu.

Erste Schritte, die Friedhöfe neu zu gestalten, wurden bereits unternommen. Mit QR-Codes und einem Bestattungskalender etwa.

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