Bürgergeld, Krankenkasse, Rente: Mehrheit der Deutschen laut Umfrage von Merz-Regierung enttäuscht

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82 Prozent der Deutschen sehen großen Reformbedarf – doch nur 13 Prozent trauen der Regierung echte Veränderungen bei Bürgergeld und Sozialsystemen zu.

Berlin – Die schwarz-rote Koalition will nach einem holprigen Start und viel Streit vor der Sommerpause einen Neustart wagen. Bei ihrer ersten Klausur in Würzburg wollen sich SPD und Union auf mehr Teamgeist und Vertrauen einschwören. Inhaltlich stehen für den Herbst schwierige Vorhaben an, darunter auch Sozialreformen. Nur wenige Menschen in Deutschland glauben, dass die aktuelle Bundesregierung dazu bereit ist, in den kommenden Jahren grundlegende Reformen voranzubringen. Nur 13 Prozent der in einer Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL/ntv Befragten trauen SPD und Union das zu.

82 Prozent der Deutschen sehen großen Reformbedarf – doch nur 13 Prozent trauen der Regierung echte Veränderungen bei Bürgergeld und Sozialsystemen zu.
82 Prozent der Deutschen sehen großen Reformbedarf – doch nur 13 Prozent trauen der Regierung echte Veränderungen bei Bürgergeld und Sozialsystemen zu. ©  IMAGO / Gerhard Leber

Schwarz-rote Regierung unter Druck: Menschen unzufrieden – und glauben nicht an Kehrtwende

78 Prozent der Befragten sind der Meinung, die Bundesregierung sei zu grundlegenden Veränderungen bei den sozialen Sicherungssystemen und Bürgergeld nicht wirklich bereit. Dabei würden sich die Menschen im Land der Umfrage zufolge Reformen wünschen: Nur ein Prozent der Befragten sieht Deutschland gut für die Zukunft gerüstet, 82 Prozent hingegen halten dafür grundlegende Veränderungen für nötig.

17 Prozent denken, kleine Reformen wären ausreichend. Die Mehrheit teilt diese Einschätzung: In Ostdeutschland sind es 79 Prozent, in Westdeutschland 82  Prozent. Auch unter Erwerbstätigen liegt der Anteil bei 81  Prozent. Ähnliche Werte finden sich in allen Alters- und Wählergruppen. Befragte AfD-Anhänger gaben zu 98 Prozent an, Reformen zu fordern. Einen Abbau von Bürokratie im Gesundheitswesen halten 86 Prozent aller Befragten für sinnvoll.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte in der zweiten Jahreshälfte weitreichende Sozialreformen angekündigt. „Der Sozialstaat, wie wir ihn heute haben, ist mit dem, was wir volkswirtschaftlich leisten, nicht mehr finanzierbar“, sagte der Kanzler am vergangenen Wochenende. „Ich werde mich durch Worte wie Sozialabbau und Kahlschlag und was da alles kommt, nicht irritieren lassen.“ 

Umfrage macht deutlich: Was Deutsche sich beim Bürgergeld wünschen – auch Elterngeld im Fokus

Grundsätzlich scheinen die Menschen in Deutschland der aktuellen Forsa-Umfrage zufolge damit einverstanden: Viele Befragte sprechen sich für strengere Regeln beim Bürgergeld aus. 70 Prozent befürworten härtere Anforderungen für den Bezug. 48 Prozent wünschen sich eine deutliche Kürzung, 46 Prozent sogar eine Abschaffung in der jetzigen Form. 43 Prozent möchten auch beim Wohngeld strengere Vorgaben. Eine Reduktion oder Einkommensgrenze beim Elterngeld lehnt die Mehrheit dagegen ab. Mehrere Antworten waren möglich, Forsa befragte nur Erwerbstätige.

Ob die Koalition bei den anstehenden Reformen auf einen gemeinsamen Nenner einigen kann, bleibt indes offen. Nach missglückten Abstimmungen, etwa bei der Kanzlerwahl oder der gescheiterten Verfassungsrichterwahl, gilt das Miteinander von schwarz-rot als ausbaufähig. Zuletzt sorgte ein SPD-Vorschlag einer Steuererhöhung für Reiche für Streit. Das sei mit der CSU nicht machbar, sagte Generalsekretär Martin Huber. Eigentlich war die Devise von schwarz-rot: Nicht so viel streiten wie die Ampel-Koalition.

Die Forsa-Umfrage für RTL/ntv wurde zwischen dem 22. und 25. August 2025 unter 1.006 Erwerbstätigen durchgeführt. Die statistische Fehlertoleranz lag bei +/- 3 Prozentpunkten.

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