Israel-Angriff stellt Putin vor Dilemma: Lässt Russland nun den Iran fallen?

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Israels Militärschläge hinterlassen im Iran deutliche Spuren. Putin steht vor der Gefahr, einen weiteren Verbündeten im Nahen Osten zu verlieren.

Moskau/Teheran – Nach Israels schweren Angriffen auf den Iran hat sich am Freitag auch der russische Präsident Wladimir Putin in die Eskalation eingeschaltet. In Telefonaten mit beiden Staatschefs forderte der Kreml-Chef jeweils zur Deeskalation auf. Er verurteilte Israels Angriff.

Putin dürfte die erneute Eskalation Kopfzerbrechen bereiten. Schließlich ist der Iran ein enger Verbündeter. Erst Mitte Januar hatten Moskau und Teheran hatten eine strategische Zusammenarbeit für die nächsten 20 Jahre vereinbart, eine Art Freundschaftsabkommen zur Stärkung der Beziehung. Die Zusammenarbeit verpflichtet die Länder zwar zu keinem gegenseitigen militärischen Beistand, dennoch unterstützt der Iran aktuell Russland im Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Putin steht angesichts des Israel-Iran-Konflikts vor einer „schwierigen Entscheidung“

Diese Umstände bringen auch Putin in eine verzwickte Lage. Es stellt sich die Frage, ob er sich angesichts des Ukraine-Kriegs eine „zweite Front“ leisten kann. Der kremlkritische Politologe Anatoli Nesmijan sprach auf seinem Telegram-Kanal von einer „schwierigen Entscheidung“.

Nesmijan schrieb: „Es ist für den Kreml unmöglich, Partei zu ergreifen, aber eine neutrale Haltung würde vom Iran äußerst unfreundlich aufgefasst werden. Friedensappelle haben in diesem Fall keinen Sinn, da Russland nicht nur keine Möglichkeit hat, diesen Frieden zu sichern, sondern auch sonst nichts Wirksames anbieten kann.“

Moskau kritisiert Israel scharf, militärische Unterstützung ist aber nicht in Aussicht

Moskau scheint zumindest um eine klare Haltung bemüht. Das russische Außenministerium kritisierte die israelischen Angriffe auf den Iran am Freitag als „Gräueltaten“ und Verstoß gegen UN-Recht. Russland fordere von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) eine Aufklärung über mögliche radiologische Folgen der Schläge gegen die Nuklearanlagen.

Dass außer der scharfen Kritik an Israel weitere Maßnahmen aus Russland folgen, bleibt jedoch unwahrscheinlich. Die Souveränität der iranischen Regierung hat unter den jüngsten Angriffen stark gelitten. Der berühmte russische Militärblogger Juri Podoljak bezeichnete die bisherigen iranischen Gegenmaßnahmen als „irgendwie eindeutig glanzlos“. Statt einem deutlichen Plan für Gegenmaßnahmen vernehme man viel mehr eine „Art unentschlossenes und unklares Zittern“, so Podoljak.

Irans Präsident besucht Russland
Der russische Präsident Wladimir Putin (l.) und der iranische Präsident Massud Peseschkian besiegelten erst im Januar eine strategische Partnerschaft. (Archivfoto) © Vyacheslav Prokofyev/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Steht Putin mit dem Iran vor dem gleichen Scherbenhaufen wie mit Syrien?

Ein mögliches Ausgangsszenario ist, dass die iranische Regierung um Staatschef Massud Peseschkian unter den israelischen Angriffen zunehmend ihre Macht verliert. Sollte es so weit kommen, könnte Putin den Iran im Stich lassen. Es wäre nicht das erste Mal, dass der Kreml-Chef vor den Trümmern seiner ambitionierten Nahost-Politik steht. Viele Jahre hatte er Syrien als wichtigen Knotenpunkt genutzt und mit der Regierung um den ehemaligen Staatschef Baschar al-Assad zusammengearbeitet.

Die Verflechtungen gingen bis es den Kalten Krieg zurück, für Putin symbolisierte Syrien deshalb vor allem auch Stolz. Als die scheinbar stabile Assad-Diktatur nach fünf Jahrzehnten plötzlich gestürzt wurde, flüchtete Assad nach Russland. Dem einst politischen Machthaber blieb somit nur das Exil. (no/dpa)

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