Große Trauer um Josef Baumgartner

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Vor zwei Jahren verlieh Bürgermeister Wolfgang Hörl (l.) seinem Vorgänger Josef Baumgartner den Titel des Altbürgermeisters, worüber sich auch Gattin Christine freute. © Roswitha Höltl

Schwabhausens Altbürgermeister stirbt im Alter von 72 Jahren nach schwerer Krankheit.

Vor vier Jahren ist er in den Ruhestand gegangen, zuletzt ging es ihm gesundheitlich gar nicht mehr gut: Jetzt ist Josef Baumgartner, von 2011 bis 2020 Bürgermeister in Schwabhausen, im Alter von 72 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. Am vergangenen Donnerstag verlor der Altbürgermeister den Kampf gegen die Leukämie.

Josef Baumgartner wird in die Geschichte Schwabhausens eingehen als der Bürgermeister, der es geschafft hat, aus einem Gegeneinander wieder ein Miteinander zu machen: „Mit seiner frischen, fröhlichen Art hat der Sepp es schnell geschafft, den Druck rauszunehmen“, erinnert sich etwa Wolfgang Hörl, damals Gemeinderat und später dann Nachfolger von Baumgartner als Bürgermeister.

Unter Sepp Baumgartner hat sich ein neues Miteinander im Gemeinderat entwickelt. Baumgartner hat es nicht nur geschafft, sich in kürzester Zeit in seine Aufgabenbereiche einzuarbeiten, sondern zugleich eine neue politische Kultur zu schaffen. Sein Credo lautete: „Man kann immer anderer Meinung sein, muss sich halt dann zusammenraufen.“ Die „Streitkultur“ war in Schwabhausen eine andere, sachlichere geworden – ein Hauptverdienst von Baumgartner. Eine Abstimmung zu verlieren, „darf man nicht persönlich nehmen oder als Niederlage des Bürgermeisters sehen“, war er überzeugt.

Seine offene, menschliche Art kam nicht nur im Gemeinderat sehr gut an, sondern auch in der Verwaltung, die ihren neuen Chef sehr schätzte: „Die Mitarbeiter haben alle Tränen in den Augen“, erzählte Hörl gestern. Die Nachricht vom Tode Baumgartners machte im Rathaus natürlich schnell die Runde.

„Mit Dir verlieren wir viel Kompetenz“, wandte sich nach der letzten Sitzung unter Baumgartner im April 2020 aber auch Nachfolger Wolfgang Hörl an Josef Baumgartner. Der war sichtlich gerührt, und seine Schlussworte drückten das auch aus: „Ihr werdet’s mir alle abgehen!“

Baumgartner hat vieles angeschoben

Die Bilanz über Baumgartners Amtszeit kann sich im Übrigen sehen lassen. Da waren Verbesserungen der Kinderbetreuung – mit dem Neubau des Kinderhauses St. Michael in der Jahnstraße in Schwabhausen, Umbaumaßnahmen im Montessori-Kinderhaus in Arnbach sowie im Kindergarten an der Agricolastraße in Schwabhausen und einem neuen Bauwagen für den Naturkindergarten Schwabhausen. Eingeführt wurde unter ihm ein Seniorenbeauftragter und ein Sozial- und Kulturreferent.

Verbesserungen gab es in dieser Zeit bei der Internetversorgung, viele Baumaßnahmen wurden durchgeführt oder begonnen, vom Kanalanschluss Arnbachs an die Kläranlage Indersdorf über die Generalsanierung des Wasserleitungsnetzes für Schwabhausen, Oberroth, Stetten und Rumeltshausen bis hin zum Geh- und Radweg entlang der S-Bahn zur DAH 10 reichte die Palette. Feuerwehrfahrzeuge sind für Schwabhausen, Arnbach, Oberroth und Puchschlagen gekauft worden, ein Beachvolleyballfeld an der Sportanlage des TSV Schwabhausen wurde errichtet, ein Baumkataster angelegt. Geothermieanlagen in der Grundschule wurden geschaffen, Kinderhäuser in der Augsburger Straße und Jahnstraße mit Photovoltaikanlagen ausgestattet und Straßenlampen auf LED umgerüstet. Die Liste ließe sich fortsetzen.

93,76 Prozent bei der Wiederwahl geholt

Und dann war da noch der Schuldenabbau: „Zu Beginn meiner Amtszeit lagen die Rücklagen bei 2,3 Millionen Euro. Die allgemeinen Schulden konnten in meiner Amtszeit auf null Euro abgebaut werden und eine Neuverschuldung gab es trotz Investitionen nicht“, erklärte Josef Baumgartner beim Abschied vor vier Jahren.

2011 hatte er außer turnusmäßig die Nachfolge von Josef Mederer angetreten, der als Bezirkstagspräsident vollkommen ausgelastet war. In der Stichwahl gegen Hilde Schuster (UBV) hatte der Freie-Wähler-Kandidat 61,08 Prozent auf sich vereinigt, nachdem in der ersten Wahlrunde Jeanette Schaberl (CSU) ausgeschieden war. Baumgartner trat damit in die Fußstapfen des gleichnamigen Vaters, der von 1978 bis 1993 Schwabhauser Bürgermeister war – und von Mederer abgelöst wurde. So schloss sich ein Kreis, und 2014 war die Wiederwahl von Baumgartner junior mit 93,76 Prozent ohne Gegenkandidaten nur noch Formsache.

Baumgartners Schlusswort am letzten Tag im Amt vor vier Jahren: „Es war mir immer eine Ehre, für die Gemeinde Schwabhausen die Geschäfte zu führen, und ich habe jeden Tag als Bürgermeister genossen. Ich bin jeden Tag gerne ins Rathaus gegangen.“

Josef Baumgartner war zuletzt an Leukämie erkrankt. Ende vergangenen Jahres ging es ihm gesundheitlich schon einmal so schlecht, dass er mehrere Tage ins künstliche Koma versetzt worden war. Der begeisterte Radsportler und erfolgreiche Unternehmer kämpfte sich noch einmal zurück, es wurde laut Hörl sogar ein geeigneter Knochenmarkspender gefunden, aber zur Transplantation kam es nicht mehr. Josef Baumgartner hinterlässt seine Ehefrau Christine, Tochter Laura, Sohn Josef und fünf Enkelkinder.

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