Keine private Sportschule in Geretsried: Wie geht es jetzt weiter?

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Geretsried-Wolfratshausen
  4. Geretsried

Kommentare

Sportlich fair: Thomas Laumont, Sprecher der Interessengemeinschaft Wald, und die Prokuristin der München Süd Sportschule GmbH, Ute Hennekes. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Die geplante Sportschule in Geretsried ist vom Tisch. Bei einem Bürgerentscheid stimmten die Geretsrieder gegen das Projekt. Die Verantwortlichen der Sportschule zeigen sich enttäuscht.

Geretsried – Die geplante Sportschule, die monatelang die Gespräche in der Stadt dominierte, ist vom Tisch: Die Geretsriederinnen und Geretsrieder haben dem Vorhaben bei einem Bürgerentscheid am Sonntag wie berichtet eine klare Absage erteilt. Für die Schule, die südlich des interkommunalen Hallenbads gebaut werden sollte, hätte eine etwa 10 000 Quadratmeter große Waldfläche weichen müssen. Während die Verantwortlichen der München Süd Sportschule GmbH enttäuscht auf das Scheitern ihrer Vision blicken, hat die Interessengemeinschaft (IG) Wald allen Grund zur Freude. Am Morgen nach dem Bürgerentscheid kam der Abstimmungsausschuss im Rathaus zusammen.

Stephanie Dickel, Abteilungsleiterin Bürger, und Andreas Vetter, Fachbereichsleitung Bürgerservice, gaben am Montagmorgen das endgültige Ergebnis bekannt. Demnach lag die Wahlbeteiligung bei 47,7 Prozent. „Das ist sehr hoch für Geretsrieder Verhältnisse“, stellte Bürgermeister Michael Müller fest. Obwohl die gesamte Abstimmung auf Briefwahl ausgelegt war, nutzten 528 Wahlberechtigte die Möglichkeit, ihre Stimme persönlich im Wahllokal im Rathaus abzugeben.

ent
Der Abstimmungsausschuss kam am Montag im großen Sitzungssaal im Geretsrieder Rathaus zusammen. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Aktuelle Nachrichten aus Geretsried lesen Sie hier.

Ergebnis wurde einstimmig festgestellt

Beim Ratsbegehren („Ja zu Bildung, ja zu Sport“) stimmten 2938 Urnengänger mit Ja, 6191 sagten Nein. „Das entspricht circa 31 Prozent der Stimmberechtigten, und damit mindestens 20 Prozent der Stimmberechtigten.“ Dieser Schwellenwert ist laut Bayerischer Gemeindeordnung nötig. „Somit ist das Ratsbegehren wirksam abgelehnt“, so Vetter. 399 Stimmen waren ungültig. Beim Bürgerentscheid („Erhalt des Stadtwalds zwischen Hallenbad und Ahornweg?“) votierten 2994 Wähler mit Nein und 6094 mit Ja – das entspricht 30,5 Prozent der Stimmberechtigten. Vetter: „Somit ist das Bürgerbegehren wirksam angenommen.“ 440 Stimmzettel waren beim Ratsbegehren ungültig.

Der Abstimmungsausschuss, bestehend aus dem Bürgermeister, Zweiter Bürgermeisterin Sonja Frank, Drittem Bürgermeister Gerhard Meinl, Stadträtin Beate Paulerberg und IG Wald-Sprecher Thomas Laumont, stellte einstimmig fest, dass das Ratsbegehren abgelehnt und das Bürgerbegehren angenommen ist.

Bürgermeister hätte Schule „gerne gehabt“

„Der Wald ist ein emotionales Thema“, sagte der Rathauschef im Anschluss gegenüber unserer Zeitung. Er selbst habe das Projekt „immer gut gefunden“ und hätte die Sportschule „gerne gehabt“. Aber „der Bürger hat sich anders entschieden, dabei bleibt es jetzt“. Die Aufgabe, die Müller jetzt sieht, ist, „die aufgeheizte Diskussion zu befrieden und gemeinschaftlich an einem Strang zu ziehen. Wir widmen uns jetzt den Aufgaben, die wir haben“. Die Schwerpunkte lägen beim Anbau und der Sanierung der Mittelschule und dem Bau des zehngruppigen Kindergartens an der Johann-Sebastian-Bach-Straße.

Geknickt waren die Vertreter der Sportschule. „Wir sind enttäuscht“, sagte Investor Matthias Pohlus. Wie geht es jetzt für die Verantwortlichen des Projekts weiter? „Wir haben keinen Plan B“, erklärte Florian Kurrle, der die Schule geleitet hätte. „Eine zweite Lösung wäre nicht fair gewesen gegenüber der Stadt und den Bürgern.“ Pohlus betonte: „Wir akzeptieren das Votum und sind froh, dass wir in einer Demokratie leben, in der nicht andere für uns entscheiden.“ Er konstatierte: „Wir sind mit unserem Projekt an diesem Standort gescheitert. Es war eine Chance, leider hat es nicht gekappt. Aber alleine für die Chance sind wir dankbar.“

Warum scheiterte das Vorhaben? „Wir sind mit unseren Argumenten nicht durchgedrungen“, meint Pohlus. „Aber ein guter Sportler überlegt, wie er eine solche Niederlage in Zukunft vermeiden kann.“ Er ist sicher: „Unser Projekt hätte der Gesellschaft und der Stadt gut getan.“ Und: „Der große Zuspruch zeigt, dass wir nicht auf dem falschen Weg waren.“

Hennekes: Chancen für Vereine und Bürger sind jetzt weg

Auch Projektleiterin Ute Hennekes machte keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung: „Die Chancen, die die Sportvereine und Bürger durch unser Projekt gehabt hätten – die Mensa, die Schulküche, die Bereiche für die Öffentlichkeit – diese Chancen sind jetzt weg, und das tut mir sehr leid.“

Euphorie hingegen bei IG-Wald-Sprecher Thomas Laumont: „Wir sind einigermaßen beeindruckt“, sagte er. Für das unmissverständliche Ergebnis machte er den „ganz guten Wahlkampf“ der IG Wald verantwortlich. „Wir sind uns treu geblieben und haben versucht, den Prozess in aller Sachlichkeit und Präzision zu begleiten.“

Unser Wolfratshausen-Geretsried-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.

Laumont zeigte aber auch Verständnis für die Enttäuschung auf der Gegenseite: „Sie haben sich sehr für ihr Projekt eingesetzt, und es waren bestimmt auch viele gute Ideen dabei. Aber das Projekt passt nach Meinung einer eindeutigen Mehrheit nicht an diesen Standort.“ Am Montagabend wollte die IG Wald gemeinsam Pizza essen. Wie geht es mit der Initiative weiter? „Wir haben unser Ziel erreicht und haben keinen Grund mehr, uns zu treffen.“

Auch interessant

Kommentare