Steuer-Irrsinn: Diese Regelung bringt dem deutschen Staat schlappe 7000 Euro

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Genussmittel, aber auch Suchtmittel wie Alkohol oder Tabak bringen Deutschland Milliarden an Steuer-Einnahmen. Eine Steueridee ging aber nach hinten los.

Berlin – Der Staat bittet die Verbraucher zur Kasse. Und das häufig und für vieles. Ohne Steuern ließe sich schließlich der Haushalt für das Land schwer finanzieren. Und mit neuen oder angepassten Steuern kennt man sich in der Ampel-Koalition aus. Erst kürzlich wurde schließlich nach ewigem Hin und Her der Bundeshaushalt für 2024 verabschiedet. Darin beinhaltet: Punkte, die für viel Diskussion sorgten. Denn um das Loch in der Kasse zu stopfen, muss nicht nur gespart werden, sondern eben auch mehr Geld reingeholt werden.

Der resultierende Effekt, um die Kassen zu füllen: Steuern wie etwa auf den Agrardiesel steigen. Neue Steuern, wie etwa die Plastik-Besteuerung oder die Kerosinbesteuerung für Inlandsflüge folgten. Hinzu kommen natürlich bestehende Steuern, die seit jeher viel Geld für den Staat bringen. So treibt das Land etwa mit der Besteuerung von Alkohol und Genussmitteln jährlich Milliarden ein. Eine Steuer aus diesem Bereich floppte aber mal so richtig.

Alkoholsteuer bringt Deutschland Milliarden – Steueridee für Hobbybrauer wird aber zum Flop

Alkohol, eigentlich ein gefundenes Steuerfressen für die deutschen Finanzbehörden. Laut Gesundheitsbericht der WHO aus dem Jahr 2021 etwa trinkt durchschnittlich jeder Deutsche pro Jahr 12,8 Liter reinen Alkohol. Im europäischen Pro-Kopf-Vergleich landet Deutschland damit auf Rang vier, hinter Moldau, Lettland und Tschechien. Wenig verwunderlich, dass der Bund im Jahr 2022 daher laut Angaben des Statistischen Bundesamtes alleine mit der Alkoholsteuer (vormals Branntweinsteuer) Einnahmen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro erzielte. Hinzu kommen pro Jahr noch Einnahmen von rund 600 Millionen Euro über die Biersteuer, 360 Millionen Euro aus der Schaumwein- und Zwischenerzeugnissteuer und immerhin noch 2 Millionen Euro über die Alkopopsteuer, wie das Bundesfinanzministerium auf seiner Website schreibt.

Aber wo viel getrunken wird, da gibt es nicht nur professionelle Brauereien, sondern eben gerne auch einige Hobby-Brauer. Von gut 10.000 in Deutschland schreibt etwa die Bild. Und auch diese wollte der Staat um das Finanzministerium von Christian Lindner steuerlich zur Kasse bitten. Allerdings ging das ganze wohl nicht so ganz auf, wie geplant. Um brauen zu dürfen, ist eine Anmeldung erforderlich. Erzeugt man dabei pro Jahr mehr als zwei Hektoliter, dann muss das ganze versteuert werden. Allerdings muss das natürlich auch von Staatsseite kontrolliert und registriert werden. Eine Kosten-Nutzen-Rechnung, die wohl nicht ganz aufgeht.

Mit Alkohol kassiert das Finanzministerium um Christian Lindner bei der Steuer gut ab. Die Hobbybrauer-Steuer ging aber wohl nach hinten los.
Mit Alkohol kassiert das Finanzministerium um Christian Lindner bei der Steuer gut ab. Die Hobbybrauer-Steuer ging aber wohl nach hinten los. © Karl-Josef Hildenbrand / dpa

Schlappe 7000 Euro durch Steuer-Idee für Hobbybrauer – Politiker fordern Abschaffung

Die Bild berichtet nun von einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine schriftliche Anfrage des CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Gebhard, wie viel besagte Steuer für Hobbybrauer dem Staat eingebracht habe. Die klägliche Antwort: 7000 Euro kamen im ersten Halbjahr 2022 dabei herum. Zusätzlich wisse das Minsiterium gar nicht, wie viele Hobbybrauer eigentlich steuerpflichtig geworden seien, da dies zu schwer zu ermitteln sei. Die Bild berichtet zusätzlich unter Berufung auf ältere Angaben, dass es knapp 500 Steuerfälle für angemeldete Hobby-Heim-Brauer gegeben habe, die durchschnittlich mit 28 Euro Steuerschuld zu Buche gefallen wären.

Alkohol, Kaffee, Tabak: So viel Geld kriegt der Staat laut Finanzministerium jährlich durch Verbrauchersteuern

Alkoholsteuer 2,1 Milliarden Euro
Alkopopsteuer 2 Millionen Euro
Biersteuer 600 Millionen Euro
Energiesteuer 37,1 Milliarden Euro
Kaffeesteuer 1,1 Milliarden Euro
Schaumwein- und Zwischenerzeugnissteuer 360 Millionen Euro
Stromsteuer 6,7 Milliarden Euro
Tabaksteuer 14,7 Milliarden Euro

Grund genug für CDU-Mann und Anfragesteller Gebhard, die Abschaffung der Mini-Steuer zu fordern. Gebhard sagte der Bild, hier sei ganz klar „der Aufwand höher als der Ertrag. Die Steuererhebung kostet mehr, als sie einbringt“. Sein CSU-Kollege Sebastian Brehm, finanzpolitischer Sprecher seiner Partei im Bundestag, legte gegenüber dem Bllatt noch nach, bezeichnete die Hobby-Biersteuer als „bürokratische Selbstbeschäftigung auf Kosten der Steuerzahler“ und forderte Finanzminister Lindner auf, die Steuer auf die Liste des Bürokratie-Entlastungsgesetzes zu setzen, um sie damit schnell abschaffen zu können.

Übrigens: Auch wenn Alkohol dem Staat die Kassen vollmacht, erzeugt ein anderes Suchtmittel noch deutlich mehr Reibach: Die Tabaksteuer bringt dem Staat laut Bundesfinanzministerium satte 14,7 Milliarden Euro pro Jahr ein. Bei der Kaffeesteuer kommt immerhin noch 1,1 Milliarden Euro hinzu. Die Tabaksteuer steigt übrigens 2024 wieder – was Verbraucher dazu wissen müssen. (han)

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