Zwei Freisingerinnen und ihr Selbstbedienungs-Schrankerl für hübsche Kleinigkeiten
Eine Freisingerin wollte das Rauchen aufgeben. Um Geist und Hände beschäftigt zu halten, fing sie an, sich kreativ auszuleben. Das Ergebnis macht nun auch anderen Freude.
Freising - Ganz leicht zu finden ist es nicht: Das hölzerne Schränkchen mit dem großen Sichtfenster und der weißen Aufschrift steht an der Landshuter Straße 54, etwas versteckt gegenüber dem Freisinger Landratsamt, zwischen Getränkemarkt und Pizzeria. „Des gloane Katelier“ ist ein Selbstbedienungsschrankerl voller hübscher Kleinigkeiten – von Hand gefertigt und perfekt zum Verschenken oder Selbstbehalten.
Kreativität statt Kippen
Die beiden Frauen, die dafür sorgen, dass der Schrank immer gut gefüllt ist, sind Kathrin Partenfelder (38) und Kathrin Höcherl (41), im Familien- und Freundeskreis besser bekannt als Kathi und Kaddl. Die beiden Freisingerinnen kennen sich seit zehn Jahren, Partenfelder arbeitet als Erzieherin in der Kita, in die Höcherls Kinder gehen. Dann kommt Corona und Partenfelder beschließt, sich von einem alten Laster zu verabschieden: Sie will das Rauchen aufhören. „Ich hab‘ schnell gemerkt, dass ich etwas brauche, auf das ich mich fokussieren kann, um diese Sucht aufzugeben.“ Sie entdeckt ihre kreative Ader wieder. „Als Kind hab gemalt, gebastelt, sogar Kerzen gezogen. Alles, bei dem man mit den Händen selber was gestaltet, fand ich extrem interessant. “
Als die Erzieherin ihre Bekannte Höcherl wieder einmal trifft, berichtet sie von ihren Anti-Rauchen-Maßnahmen und auch davon, dass sie sich gerade viel mit Handlettering und Aquarellmalen beschäftigt. Die andere Kathrin wird dabei hellhörig: Sie wollte einen Kurs dazu besuchen, der aber wegen der Pandemie ins Wasser fiel. Also springt Kathrin Partenfelder ein – und der Rest ist Geschichte.
Bezahlt wird auf Vertrauensbasis
Schnell stellt sich heraus, dass jede ihr Steckenpferd hat. „Ich designe gerne Karten zu allen erdenklichen Anlässen, Kaddl ist sozusagen mehr für das Gröbere zuständig, also Dekoarbeiten aus Beton oder Holz“, erzählt Partenfelder. Gemeinsam töpfern sie, ziehen Kerzen, fertigen Schlüsselanhänger, Schmuckschälchen und Ohrringe. Dabei legen sie, wo es möglich ist, Wert auf Nachhaltigkeit, die Kerzen sind außerdem schadstofffrei aus reinem Rapswachs.
Die Zeit, die die beiden Frauen beim Handwerken und Handarbeiten verbringen, ist wertvoll: „Im Vordergrund stehen das Miteinander und der Spaß. Und natürlich ist das auch Me-Time, die ja mit Kindern oft ein bisschen kurz kommt“, erklärt Partenfelder. „Es tut einfach gut, etwas zu gestalten und sich dadurch eine schöne Zeit zu machen.“
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Doch irgendwann stellen sie fest, dass ihre liebevoll gefertigten Gegenstände einfach nur rumstehen. Da kam den beiden Kathrins die Idee mit dem Selbstbedienungsschrankerl. „Das fanden wir richtig nett und wollten es gerne ausprobieren.“ Sie stellen das Schränkchen auf und bestücken es regelmäßig. Wer möchte, kommt vorbei und sucht sich aus, was er haben möchte. Das Bezahlen funktioniert auf Vertrauensbasis mit einem QR-Code für Paypal oder analog mit einem Briefkasten am Schrank. Dort kann man auch individuelle Anfragen für personalisierte Stücke einwerfen.
Auch an Feiertagen ist der Schrank geöffnet
„Der Preis ist natürlich ein anderer als bei Nanu-Nana“, gibt Partenfelder zu. „Aber wir machen alles selbst und produzieren natürlich nicht in Massen. Gerade zu Corona-Zeiten hat man schon gemerkt, dass Handgemachtes wieder mehr wertgeschätzt wird als Stangenware.“ Sie betont: „Wir haben ja beide Jobs. Mit dem Verkauf wollen wir nur im besten Fall unsere Ausgaben wieder einnehmen.“ Daher würden sie versuchen, die Preise so zu halten, dass man die handgefertigten Stücke gut als kleine Geschenke mitnehmen könne – und zwar jeden Tag. „Damit du die Feste feiern kannst, wie sie fallen. Denn kleine Mitbringsel versüßen den Tag“, ist das Motto des Kateliers.
Apropos: Der Name „Des gloane Katelier“ mag im Nachhinein naheliegend klingen, tatsächlich habe es aber eine Zeit lang gedauert, bis der Geistesblitz kam. Partenfelder sagt: „Zwei Kathrins und ein Atelier für unsere kleinen Kunstwerke – das passt perfekt, fanden wir.“
Hier steht das Freisinger „Katelier“
Das Selbstbedienungslädchen steht in einer kleinen Einfahrt an der Landshuter Straße 54 in Freising. Es ist sieben Tage die Woche geöffnet, auch an Feiertagen – und zwar von 7.30 bis 22 Uhr. Auf Instagram gibt‘s unter @des_gloane_katelier Eindrücke.