Der nächste Kunst-Coup im Gulbransson-Museum

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Eines der großen Werke der Rohlfs-Ausstellung im Gulbransson Museum: „Das rote Männchen“, das auch das Plakat der Ausstellung ziert. © Christian Scholle

Im Olaf Gulbransson Museum wurde am Wochenende eine umfassende Ausstellung von Christian Rohlfs eröffnet.

Tegernsee – Die Weltkunst bleibt Tegernsee erhalten. Nach der überaus erfolgreichen Gerhard-Richter-Schau ziert nun Christian Rohlfs (1849 – 1938) den großen Raum im Gulbransson Museum mit Teilen seines großartigen Werks. Unter dem Motto „Christian Rohlfs. Weimar – Hagen – Ascona“, den wichtigsten Stationen seines Wirkens, wird sein künstlerischer Weg eindrucksvoll nachgezeichnet.

300 Besucher bei Vernissage

Michael Beck, Vorsitzender der Gulbransson Gesellschaft, hat in seiner Eigenschaft als international tätiger Galerist die Exponate von privaten Leihgebern und Privatsammlungen zusammengetragen, mit Andrea Knop kuratiert sowie schlüssig und spannungsreich gehängt. Die Vernissage fand bei Bilderbuch-Sommerwetter und bester Stimmung mit über 300 Besuchern am Samstag im Musikpavillon des Kurgartens statt. Mon Müllerschoen moderierte professionell, Bernhard Maaz, Leiter der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, sprach einführende Worte. Das Tilo Bunnies Trio umrahmte die stimmungsvolle Stunde musikalisch.

Christian Rohlfs wurde 1849 in Holstein geboren, besuchte die Kunstschule in Weimar, arbeitete dort bis 1900 als selbständiger Künstler, wechselte dann nach Hagen ans Folkwang Museum, erreichte inzwischen höchstes Renommee in der Kunstwelt und erlebte dann seine letzte Schaffensperiode in Ascona am Lago Maggiore, wo sein großartiges Spätwerk entstand. Von den Nationalsozialisten wurde er als „entartet“ verboten.

Ausstellung von Landschaften geprägt

Obwohl künstlerisch von den großen Strömungen Impressionismus, Pointilismus und Expressionismus beeinflusst, suchte und fand Rohlfs immer wieder eigene neue Ausdrucksformen. Jedoch gebe es einen erkennbaren Unterschied zu den Expressionisten, die – anders als Rohlfs – meist Autodidakten waren. „Während bei ihnen das Spätwerk schwächer wurde, sieht man bei Rohlfs genau das Gegenteil“, erklärte Beck.

Von einigen wenigen figürlichen Abbildungen abgesehen, ist die Ausstellung thematisch geprägt von Landschaften wie etwa dem „Birkenwäldchen“ von 1900 oder dem an Nolde erinnernden „Berge am See“ (1920) und zahlreichen Blumenbildern. „Er liebte Blumen“, weiß der Museums-Chef. Die in der typischen Rohlfschen Malweise meist in Tempera auf Papier gearbeiteten Rosen, Sonnenblumen, Hyazinthen, Dahlien, Cosmeen, Gladiolen und vielen weiteren zeugen von der Meisterschaft, mit der hier mit einem sensiblen Thema in Farbe und Form umgegangen wurde.

Museums Vorsitzender stolz auf Vernissage

Bewusst wurde der „Magnolienwand“ mit fünf herausragenden Werken dieses Genres eine Wand dem „meditativen und offenen Spätwerk“ (Beck) gegenübergestellt. Wie bei vielen großen Künstlern zeichnet sich dies durch die Darstellung großer Zusammenhänge und den weitgehenden Verzicht auf Details aus. Als Beispiele seien hier die herausragenden Werke „Mondnacht am See“, „Chinesische Landschaft (im Tessin)“ oder „Lago Maggiore mit Segelboot“ genannt.

Die beiden in ihrer expressiven Formen- und Farbkraft herausstechenden Werke „Das rote Männchen“ und „Sterbender Moses“ geben der Bilderschau eine weitere bildnerische Komponente.

Michael Beck macht es stolz, wenn er manchmal konfrontiert wird mit Aussagen wie „Toll, dass ihr das macht“ und darauf, dass das Gulbransson Museum sich mittlerweile zur zweitwichtigsten Zweigstelle der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München entwickelt hat. Und auf seine ungebremste Leidenschaft für die Kunst und ihre Präsentation angesprochen, antwortete der Vorsitzende der Gulbransson Gesellschaft lapidar: „Sonst würde ich es nicht machen!“ Diese bedingungslose Affinität zur Malerei ist in jedem Winkel des kleinen, aber feinen Museums zu spüren.

Reinhold Schmid

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