Kapitulation vor den Müllsündern: Container kommt weg

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Der Papier-Container an der Klosterwachtstraße wird immer wieder als Restmüll-Behälter missbraucht. Die Vivo lässt ihn jetzt entfernen. © THOMAS PLETTENBERG

Weil der Papier-Container an der Klosterwachtstraße ständig verunreinigt wird, kommt er weg. Die Stadt denkt über die Einrichtung eines Wertstoffhofs nach.

Tegernsee – Mancher kommt mitten in der Nacht, um alle Arten von Müll im nur für Papier vorgesehenen Container an der Tegernseer Klosterwachtstraße abzuladen. Zwischen 22 und 5 Uhr sei eine beliebte Zeit, berichtete Bauhofleiter Anian Hölzl dem Stadtrat bei seiner Sitzung. Oft ist die Charge für die Verwertung komplett unbrauchbar, dann muss der gesamte Container-Inhalt vom Landkreis-Abfallwirtschaftsunternehmen Vivo teuer als Restmüll entsorgt werden. Der Ärger darum ist nicht neu, aber er wird enden. „Der Container kommt weg“, teilte Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) die Entscheidung der Vivo-Vorständin Sarah Tschachtli mit. Nach einem Ortstermin weiß Hagn: „Das ist nicht verhandelbar.“ Der Container wird demnächst verschwinden, ein Termin ist bis jetzt nicht gesetzt.

Müllsünder kommen in der Nacht

Die Stadt Tegernsee, so Hagn, werde wohl wie alle anderen Kommunen im Landkreis einen Wertstoffhof einrichten müssen. Das Problem: „Wir haben keinen Platz.“ Im Rahmen der Planung für den neuen Bauhof werde die Stadt aber versuchen, auch einen Wertstoffhof in das Konzept zu integrieren. Eine knifflige Aufgabe. Wie berichtet, ist der Flächenmangel beim bestehenden Bauhof an der Waldschmidtstraße nicht zu beheben, weil der angrenzende Alpbach nicht weiter überbaut werden darf. Die Stadt peilt nun eine dezentrale Lösung an und hat das Homposs-Gelände erworben.

Kapitulation nach ständigem Ärger

Der Abbau des Containers bedeutete eine Kapitulation nach dauerndem Ärger. „Man möchte es eigentlich nicht glauben“, meinte Hagn. In dem Container finde sich jede Menge Gewerbemüll, viel Altglas und Plastik, sogar Räder seien dort schon entsorgt worden. Vor jeder Leerung, also zweimal die Woche, rückt ohnehin ein Tegernseer Bauhof-Mitarbeiter an, um im Vorfeld alles, was obenauf liegt, zu sichten und – vor allem nicht zusammengelegte Kartonagen – zu verdichten. Was wenig hilft, wenn die Müllsünder über Nacht neue Abfallberge abladen. Rückt am nächsten Tag das Abfuhr-Team der Vivo an, ist nicht mal der Abtransport möglich, weil sich der Container-Deckel nicht schließen lässt. „Die rufen dann bei uns an, damit wir mit dem Radlader kommen“, berichtete Hölzl. Für die Vivo-Mitarbeiter bedeute dies eine Wartezeit von bis zu 45 Minuten, merkte Bürgermeister Hagn an. In der Folge sei jedes Mal der Abfuhrplan der Vivo obsolet.

Kamera hat Wirkung schnell verloren

Die Installation einer Kamera zeigte nur kurzzeitig Wirkung. Anfangs habe man noch Kennzeichen feststellen und entsprechende Verfahren gegen Müllsünder einleiten können, berichtete Bauhofleiter Hölzl: „Aber die Leute lernen dazu.“ Jetzt würden die Autos außerhalb des Bereichs abgestellt, den die Kamera erfasst. Ohnehin koste die Auswertung der Aufnahmen viel Zeit. Ein Mitarbeiter sei zweieinhalb Stunden mit der Recherche beschäftigt, und am Ende lasse sich doch kein Kennzeichen zuordnen, meinte Hölzl.

Gewerbetreibende hätten im Übrigen die Möglichkeit, bei der Vivo einen eigenen Papiercontainer zu ordern, machte Bürgermeister Hagn deutlich. Sollte der Inhalt verunreinigt sein, müsse der Betreffende die Kosten für die Entsorgung selbst übernehmen. Dass die Stadt in eigener Regie bei der Vivo einen Container am gewohnten Standort Klosterwachtstraße platzieren lässt und verantwortet, ist für Hagn keine Option: „Das wäre ein großer Restmüllbehälter.“ Es liege nicht im Interesse der Stadt, die Restmüllgebühren „für irgendwelche Leute“ zu übernehmen.

Standort wird überwacht

Rudolf Gritsch (CSU) fürchtet, dass auch der Abbau des Containers das Problem nicht beseitigt. „Dann werden die Sachen dort einfach hingeschmissen“, meinte er. Wie die Stadt sich darauf vorbereite? „Mehr Kameras“, erwiderte Hagn. Die Stadt werde den Bereich abgrenzen und die Überwachung der Fläche noch verstärken. Um dem Datenschutz Genüge zu leisten, weise die Stadt mit großen Schildern auf die Kameras hin. Wer als Müllsünder entlarvt wird, hat keine Nachsicht zu erwarten, ließ Hagn wissen: „Wir werden jeden Fall ohne Ansehen der Person zur Anzeige bringen.“

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