Appell bei der Bürgerversammlung: „Wir müssen auf uns aufpassen“
Den Rathaus-Neubau, der Rottach-Egern bis zum Entscheid so sehr bewegt hat, handelte Christian Köck bei der Bürgerversammlung eher nebenbei ab. Er lenkte die Aufmerksamkeit auf die Mega-Projekte in der Seestraße und den kommunalen Wohnungsbau. Viel Applaus gab’s für ein leidenschaftliches Schlusswort.
Rottach-Egern – Im hinteren Bereich des Rathaus-Grundstücks wird schon kräftig gearbeitet. „Aber das hat mit unserem Neubau nichts zu tun“, erklärte Bürgermeister Christian Köck (CSU) den gut 150 Zuhörern im Seeforum. Zunächst werde die Hauptstromversorgung für den Ort erneuert, ein neues Trafo-Häuschen errichtet. Das durch den Bürgerentscheid ins Stocken geratene Rathaus-Projekt hat Köck jüngst erst wieder ins Laufen gebracht und die Fachplaner an einen Tisch geholt. „Wir durften ja die ganze Zeit nichts machen“, erklärte er. Über einige Details auch bei der Freiflächenplanung sei noch zu reden, zum Beispiel was die Situierung der Behindertenparkplätze angeht. Die Baugenehmigung stehe noch aus, man hoffe, zügig mit Abbruch und Neubau beginnen zu können.
Nur kurz ging Köck auf den Antrag von Rathaus-Nachbarin Eva Mengele zur Bürgerversammlung ein. Wie berichtet, regt sie an, den Neubau um zwei Meter nach Süden zu verschieben. Zum einen, um ihre beiden Ahorn-Bäume zu retten, zum anderen, weil dies nach ihrer Auffassung dem Werterhalt des hinteren Grundstücks dient.
Anträge werden im Gemeinderat behandelt
Üblicherweise stimmt die Bürgerversammlung darüber ab, ob der Antrag im Gemeinderat behandelt werden soll. In diesem Fall erübrigte sich dies. Köck kündigte eilig an, der Gemeinderat werde den Vorschlag in seiner nächsten Sitzung am 12. März öffentlich behandeln. Wie er zu dem Antrag steht, ließ er offen. Ebenso zügig räumte er den zweiten schriftlichen Antrag ab. Eingereicht hat ihn Astrid Quittkat, die sich zum wiederholten Mal ein Tempolimit im Ort und neue Fußgängerüberwege wünscht. Auch dies wird auf die Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung gepackt.
Fokus auf kommunalen Wohnungsbau
Souverän und mit viel Tempo berichtete Köck über die zahlreichen Projekte der vergangenen zwölf Monate. Stolz präsentierte er Fotos des neuen Gemeindewohnhauses Haslau 22, des neuen Spielplatzes, des erneuerten Fußballfelds am Sportplatz Birkenmoos und vieler anderer Projekte. Er berichtete, warum der Gemeinderat das Einheimischen-Programm Haslau auf Eis gelegt hat: Die Baupreise seien so sehr in die Höhe geschossen, dass sie für die eigentliche Zielgruppe nicht mehr finanzierbar wären: „Wir dürfen die Grundstücke ja nicht verschenken.“ Die Gemeinde warte die Preisentwicklung ab, gegebenenfalls schwenke man auf den Bau von Mehrfamilienhäusern um. Die Schaffung von günstigem Wohnraum bleibe eine große Aufgabe: „Der freie Markt regelt das schon lange nicht mehr.“
Großbaustellen in der Seestraße
Sorgen bereitet derzeit die Seestraße, „die touristische Herzkammer“, wie Köck sagt. Das frühere Flaggschiff Bachmair am See steht entkernt da. Wann der Bau weitergeht, ist offen. „Das Haus fehlt sehr“, berichtete Köck. Einzelhändler und Gastronomen vermissten die Hotelgäste als Kundschaft. Unterdessen läuft der Bau des neuen Luxushotels Severin’s zwar, ist aber wegen eindringenden Grundwassers kräftig in Verzug geraten. Somit müssen die Nachbar-Betriebe die Lärmbelastung noch längere Zeit ertragen. „Aber das wird ein schickes Hotel“, meinte Köck. Zum Dritten soll auch das Hotel Waltershof an der Seestraße völlig neu entstehen. Hier ist der Baubeginn offen. Köck kann dem eine positive Seite abgewinnen. „Bei drei Großbaustellen ist es ganz gut, wenn sie versetzt stattfinden.“
Mahnendes Schlusswort
Erst im Schlusswort machte Köck die Verwerfungen rund um den Bürgerentscheid zum Thema. Die Diffamierungen, die Dienstaufsichtsbeschwerden. Er bedauere, wie persönlich die Auseinandersetzungen teils geraten seien. Das hätten weder die Mitarbeiter noch der Gemeinderat verdient. Sein Appell: „Lasst uns an die Zukunft denken.“ Es sei wichtig, dass man sich wieder in die Augen schauen könne, dass der Ort als Gemeinschaft funktioniere. Gerade in diesen unruhigen Zeiten: „Wir müssen auf uns aufpassen.“