Sollen Feuerwehr-Aktive länger im aktiven Dienst bleiben?
Bisher war mit 65 Schluss, nun sollen Feuerwehrleute bis zum 67. Lebensjahr ihren aktiven Dienst verrichten dürfen. So sieht es eine Initiative der Freien Wählern im Landtag vor. Die Feuerwehren im Landkreis sind dazu geteilter Meinung.
Bad Tölz -Wolfrathausen - Bis zum Jahresende soll eine entsprechende Gesetzesänderung erarbeitet werden. Die Anhebung der Altersgrenze soll dem Personalmangel bei der Feuerwehr entgegenwirken und ihre Einsatzbereitschaft sicherstellen. Die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis sind zu diesem Vorschlag geteilter Meinung.
„Viele Kameraden, die in den letzten Jahren ausgeschieden sind, hätten gern noch weiter gemacht“, berichtet der Bad Heilbrunner Kommandant Matthias Bromberger. Er verabschiedete heuer gleich zwei verdiente Feuerwehrleute in den Ruhestand. Zwar würden die meisten weiterhin im Verein tätig sein, könnten aber nicht mehr an Einsätzen teilnehmen. Dabei seien die Älteren eine wertvolle Unterstützung für die jüngeren Kollegen, sagt Bromberger. Sei es durch die Lenkung des Verkehrs an der Unfallstelle, als Fahrer der Einsatzfahrzeuge oder durch das Verlegen der Wasserschläuche. Er plädiert dafür, den älteren Kammeraden die Möglichkeit zu geben, selbst zu entscheiden, wann sie ihren Dienst beenden möchten und welche Aufgaben sie sich noch zutrauen. Langfristig komme die Anpassung der Altersgrenze den Mitgliederzahlen zugute, glaubt der Kommandant. Aktuell sei die Ortsfeuerwehr mit 60 Mitgliedern, darunter 14 Jugendliche, jedoch gut aufgestellt.
Ältere haben viel Fachwissen
„Wenn jemand im höheren Alter noch geistig und körperlich fit genug ist, spricht nichts dagegen weiterzumachen“, spricht sich Erik Machowski, Kommandant der Geretsrieder Feuerwehr, für die Anhebung der Altersgrenze aus. Damit könne man verhindern, dass die Erfahrung und das Fachwissen langjährig Aktiver verloren gehe. Die Älteren müssten auch nicht an vorderster Front im Einsatz sein, sondern könnten beispielsweise den Verein im Hintergrund unterstützen, schlägt der Kommandant vor.

Das Argument, dass man durch das Heraufsetzen der Altersgrenze Personal㈠engpässen entgegenwirke, sei dagegen weniger überzeugend. „Personallücken entstehen auch ohne feste Altersgrenze durch unterschiedlich starke Jahrgänge“, sagt Machowski auf Kurier-Anfrage. Der Kommandant kann sich sogar eine komplette Abschaffung der Altersgrenze vorstellen. Die gesundheitliche Eignung solle dann durch eine regelmäßige medizinische Untersuchung festgestellt werden. Schon jetzt werden Atemschutzgeräteträger bei der Feuerwehr alle drei Jahre einer Tauglichkeitsuntersuchung unterzogen, ab 50 findet diese jährlich statt.
Ablehnung in Lenggries
In Lenggries steht man dem neuen Vorschlag zur Verlängerung der Dienstzeit kritisch gegenüber. „Es gibt so einige Punkte, die dagegensprechen“, sagt Kommandant Michael Bergmann. Allen voran der Sicherheitsaspekt. „Je älter man wird, desto mehr nimmt das Einsatzrisiko zu“, so Bergmann. Das betreffe beispielsweise die Atemschutztauglichkeit und die Stressresistenz. Sein Fazit: Die bisherige Altersgrenze von 65 Jahren habe sich gut bewährt.
Über Nachwuchsprobleme kann sich die Lenggrieser Feuerwehr laut Bergmann ebenfalls nicht beklagen. Auf über 120 Aktive kommen 15 bis 20 Feuerwehrleute in Ausbildung, sieben machen heuer ihren Abschluss. Dem gegenüber stehen zwei Feuerwehrler, die dieses Jahr aufgrund der Altersbeschränkung ausscheiden.
Zengerle: Anpassung ans Renteneintrittsalter
Kreisbrandrat Erich Zengerle findet es dagegen sinnvoll, die Altersgrenze an das Renteneintrittsalter anzupassen. „Viele Aktive sind auch im höheren Alter noch fit genug, um am Einsatzdienst teilzunehmen“, sagt er. Gleichzeitig könnten die altgedienten Mitglieder ihr Wissen länger an die jüngere Generation weitergeben.
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Ein Nachwuchsproblem bei den Feuerwehren im Landkreis bestehe aufgrund der gut funktionierend Mitgliedergewinnung aktuell nicht – aber womöglich in Zukunft. „Es ist zu erwarten, dass die Zahl der Aktiven in den nächsten Jahren abnimmt“, so Zengerle. Die Anhebung der Altersgrenze sei jedoch nur ein Lösungsbaustein. An erster Stelle gelte es, die Aktiven zu halten.
Generell auf die Altersbeschränkung zu verzichten, sieht Zengerle hingegen problematisch. „Der Dienst in der Feuerwehr ist oft körperlich sehr fordernd“, erklärt der Kreisbrandrat. Die dafür notwendigen ärztlichen Gesundheitschecks wären mit zusätzlichem Aufwand und Bürokratie verbunden.