Promis jammern über Mini-Renten – und ausgerechnet die Gen Z hat’s kapiert

"Davon kann ich nicht leben", klagte kürzlich der Schauspieler Hannes Jaenicke. Er meinte damit seine mickrige Rente, liegt die doch bei nur 600 Euro im Monat. Er ist nicht der einzige Promi, der irgendwie überrascht scheint von der staatlichen Mini-Rente, die nun im Alter auf seinem Konto landet.

Musiker Helge Schneider gestand, von seiner Rente zwar seine Miete bezahlen zu können. Um Geld für Essen zu verdienen, müsse er angeblich aber wieder auf die Bühne. Entertainer Harald Schmidt landet bei lediglich 272 Euro Rente. Und kürzlich wagte sich auch Thomas Gottschalk aus der Deckung – er bekommt einen knappen Tausender.

Jaenicke, Schneider, Gottschalk: Kleine Renten, aber Schäfchen im Trockenen

Man könnte meinen, Deutschland stünde kurz davor, dass ehemalige Fernsehstars Schlange beim Sozialamt stehen. Natürlich ist das Unsinn: Keiner dieser Herren muss wohl ernsthaft fürchten, in die Altersarmut zu rutschen. Sie haben ihre Schäfchen längst anderweitig ins Trockene gebracht, besitzen zum Beispiel Immobilien.

Das Klagen über die eigene Rente zeigt vor allem eines: Viele Menschen glauben offenbar immer noch, der Staat hätte die Aufgabe, jeden Einzelnen bis ins hohe Alter auskömmlich durchzufinanzieren. So wird es ja auch gerne mal auf politischer Bühne und medial suggeriert. Trotz Schieflage der Bevölkerungspyramide.

Der Staat ist eben kein Vollkasko-Programm

Dabei ist eine Mini-Rente bei den oben genannten Promis wirklich keine Überraschung. Wer sein Leben als Selbstständiger verbringt, zahlt eben oft nur wenig oder gar nicht in die gesetzliche Rente ein. Mehr Freiheit, mehr Risiko – so lautet der Deal. 

Auch ich zahle als freie Autorin dieser FOCUS-online-Kolumne keinen Cent in die Rentenkasse. Und ganz ehrlich: Ich bin froh darüber. So muss ich kein kaputtes System stützen.

Natürlich weiß ich, dass diese Einstellung nicht gerade ideal ist. Der Generationenvertrag basiert schließlich auf Vertrauen. Könnte sich jeder dem entziehen, würde das System zusammenbrechen.

Nur: Mir fehlt die Fantasie, wie ich das, was ich an den Staat abtreten muss, später wiederkriegen soll. Wir Jüngeren werden zahlen, zahlen, zahlen – in die Rente, in die Pflege, in die Krankenkasse – und nur wenig davon wiedersehen. Das neue Rentenpaket der Bundesregierung macht mit genau diesem Irrsinn munter weiter.

So fährt man das System gegen die Wand

Der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen schlüsselt die ganze Misere im Podcast von "The Pioneer" anschaulich auf: Über 40 Prozent Lohnnebenkosten haben wir schon, ein Rekordwert. Bald werden es 50 Prozent sein. Die 60 Prozent liegen auch nicht gerade in weiter Ferne. Und irgendwann kriegen wir nur noch einen Bruchteil unseres Verdienstes netto raus. Damit ist Deutschland international nicht mehr konkurrenzfähig.

Raffelhüschens Vorschlag deswegen: Nicht das Rentenniveau stabil halten, wie es die Bundesregierung will, sondern die Beiträge. Bloß wird es bei der Bundesregierung wohl so viel Vernunft nicht regnen – zu sehr fürchtet man sich vor dem Frust der Alten an der Wahlurne.

Über die Kolumnistin 

Julia Ruhs ist Journalistin, vor allem beim Bayerischen Rundfunk. Sie ist Teil jener Generation, die vor Klimaaktivisten, Gender-Bewegten und Zeitgeist-Anhängern scheinbar nur so strotzt. Sie will denjenigen eine Stimme geben, die sich darin nicht wiederfinden und sich oft allein fühlen mit ihrer Meinung. Wenn alle das gleiche zu denken scheinen, verspürt sie Unwohlsein.

Die Gen Z hat es begriffen

Privat vorzusorgen war schon immer schlau, heutzutage ist es ein Muss. Ein Teil meines Kolumnen-Honorars wandert deshalb in ETF-Sparpläne. Ja, das klingt spießig. Aber dank Neo-Brokern macht die Spießigkeit sogar Spaß: Man kann seinem Geld via App beim Wachsen zuschauen. Die Strategie: Einfach alles aussitzen, Pandemie, Ukraine-Krieg, Zollstreits. Meine Kurve ging langfristig immer ganz gut aufwärts.

Damit liege ich voll im Trend: Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag von ING und Visa glauben über 30 Prozent der 18- bis 30-Jährigen, im Alter gar keine staatliche Rente mehr zu bekommen. Acht von zehn fürchten sich vor Altersarmut. Also sparen viele Angehörige der Gen Z inzwischen selbst fürs Alter. Die junge Generation vertraut statt dem Staat immer stärker sich selbst und dem Finanzmarkt. Ja gibt’s denn so was!

Habecks Schnapsidee: Wenn private Vorsorge bestraft wird

Vergangene Woche nach der Sitzung des Koalitionsausschusses habe ich jedoch einen Schreck bekommen. Wurde dort doch vereinbart, dass die Rentenkommission prüfen soll, ob "weitere Einkunftsarten" in die gesetzliche Rentenversicherung einbezogen werden können. Das riecht verdächtig nach Robert Habecks alter Schnapsidee, Kapitalerträge sozialabgabenpflichtig zu machen.

Käme das – es wäre nur noch absurd. So würde sich der Staat an der privaten Altersvorsorge vieler Menschen vergreifen, nur um seine eigene Rentenfinanzierung gestemmt zu kriegen. Außerdem: Auf Kapitalerträge zahlt man längst Steuern. Kämen jetzt noch Sozialbeiträge obendrauf, würde sich das Investieren gerade in sichere ETFs nicht mehr wie bisher lohnen. Die Inflation muss man langfristig ja auch ausgleichen.

Hiobsbotschaft Nummer zwei

Als wäre das nicht schon genug, stolperte ich über die nächste Hiobsbotschaft: Spielt die Regierung doch ernsthaft mit dem Gedanken, künftig auch Selbständige in die Rentenkasse zu zwingen. So steht es sogar schon im Koalitionsvertrag, wie ich ernüchtert feststellte. Etwas panisch habe ich angefangen, Google und ChatGPT mit Fragen zu bombardieren, ob so eine Regelung dann auch mich treffen würde. Käme es so, ich wäre mächtig angefressen.

Das Ansinnen mancher Politiker scheint offensichtlich zu sein: Noch mehr Menschen unter die Knute des Staates zwingen. Selbständige, Beamte, alle rein in den großen Topf. Damit das System etwas langsamer stirbt.

Tja, was macht man da noch?

So raubt man den Menschen auch noch den letzten Anreiz, für sich selbst zu sorgen. Eigentlich könnten die Politiker stolz darauf sein, dass die Jüngeren ihren Spaß am Investieren haben. Dass sie ihr Geld nicht auf dem Konto verschimmeln lassen oder es verprassen. Dass sie marktwirtschaftlich denken, in Zeiten, wo der Staat keine gute Figur macht.

Sollten künftig Sozialbeiträge auch auf Kapitalerträge kommen, wäre das Fass für viele vermutlich endgültig voll. Was macht man denn da schlauestenfalls als junger Mensch, bei solchen miesen Zukunftsaussichten? Auswandern?