Kempten: Gedenken und Mahnung an das Kriegsende vor 79 Jahren
Rund 40 Menschen versammelten sich am 8. Mai an der Allgäuhalle in Kempten, um dem Kriegsende zu gedenken und ein Zeichen zu setzen für Demokratie.
Kempten – Anlässlich des Kriegsendes in Europa vor 79 Jahren organisierten der Kreisverband Kempten-Allgäu der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und des Bundes der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) eine Gedenkveranstaltung vor der Allgäuhalle in Kempten, an der rund 40 Menschen teilnahmen.
Gisela May, Sprecherin der VVN-BdA Regionalgruppe Allgäu war zuvor an den KAB herangetreten und hatte darum gebeten, diese zu organisieren. Die ehemalige Tierzuchthalle war ein Außenlager des Konzentrationslagers Dachau, in dem von 1943 bis 1945 bis zu 850 Häftlinge Zwangsarbeit verrichten mussten.
May sagte in ihrer Ansprache, dass sie damit ein Zeichen setzen wolle gegen die menschenverachtende Zeit von 1933 bis 1945: „Wir wollen diese undemokratische Zeit nie wieder haben!“
Zweiter Bürgermeister Klaus Knoll mahnte, dass der Tag, an dem der Zweite Weltkrieg in Europa endete, auch ein Tag der Erinnerung an das sei, was Menschen damals erleiden mussten. Das gemeinsame Erinnern an die Opfer und an die Gräueltaten gehöre zu den bürgerlichen Pflichten einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft: „Bewahren wir unsere demokratische Gesellschaft, treten wir für sie ein und beschützen wir diese!“
„Wir sind verantwortlich für das, was heute geschieht“
„Unrecht, Gewalt, Terror, Mord geschahen hier unter uns, auch in Kempten“, rief Martin Huss von der Initiative Stolpersteine den Anwesenden in Erinnerung. Etwa bei der Plünderung jüdischer Geschäfte, bei der Entrechtung jüdischer Mitbürger, bei der inszenierten Schauhinrichtung polnischer Zwangsarbeiter in Lenzfried und Dietmannsried oder bei der Deportation einer Sinti-Familie von Hellengerst nach Auschwitz. „Es geschah hier unter uns, und alle haben es gesehen, die nicht die Augen verschlossen haben. Wir sind zwar nicht verantwortlich für das, was damals geschah, aber wir sind dafür verantwortlich, was heute geschieht.“
Franz Josef Natterer-Babych, stellvertretender Vorsitzender des Katholischen Dekanatsrats Kempten, sprach von tiefer Betroffenheit angesichts der damaligen Geschehnisse. Über seine ukrainische Ehefrau sah auch er sich eines Tages persönlich mit der deutschen Geschichte konfrontiert, als ihm sein Schwiegervater Folgendes erzählte: „Mich gibt’s wahrscheinlich nur deshalb, weil ich als Kind geschrien habe. Es fiel ein Schuss im Haus von einem deutschen Soldaten. Die Soldaten wollten das Haus in der Ukraine plündern. Ein Kommandant hörte die Schreie und befahl daraufhin seinen Soldaten, das Haus zu verlassen.“
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