Schoko-Hersteller schließt deutsches Werk und will Produktion ins Ausland verlagern

Nach der Fusion mit dem polnischen Konzern Colian zieht der deutsche Schokoladenhersteller Gubor die Konsequenzen: Der Betrieb am Standort Cadolzburg wird geschlossen. Die Produktion und alle produktionsnahen Bereiche werden bis April 2026 eingestellt und großteils ins Ausland verlagert.

Hohe Kosten und Überkapazitäten: Darum muss Cadolzburg schließen

Die Entscheidung zur Werksschließung in Cadolzburg folgt nur wenige Monate nach dem Zusammenschluss mit der polnischen Colian-Gruppe. Wie die "Lebensmittel Zeitung" berichtet, ist der Schritt auf eine Kombination aus Überkapazitäten in der Gruppe und hohen Kosten am deutschen Standort zurückzuführen.

Die Produktion in Cadolzburg war in den vergangenen vier Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Die Folge: unregelmäßige Auslastung der Produktionslinien, steigende Fixkosten und eine sinkende Wettbewerbsfähigkeit. Die Fusion mit Colian im Mai dieses Jahres soll nun schnell Synergien schaffen, vor allem in der Produktion.

Schokolade
Gubor reagiert mit der Schließung auch auf die wirtschaftliche Situation in Deutschland. Dreamstime/Imago (Symbolbild)

Fahrplan der Schließung: Nach dem Ostergeschäft ist Schluss

Der konkrete Zeitplan sieht vor, dass die Fertigung in Cadolzburg nach Abschluss des Ostergeschäfts im April 2026 vollständig eingestellt wird.

  • Produktionsverlagerung: Die Produktionslinien werden an andere Standorte der Gruppe, darunter nach Polen, verlagert.
  • Mitarbeiter betroffen: Die genaue Zahl der betroffenen Mitarbeiter in der Produktion wurde nicht genannt.
  • Verbleibende Funktionen: Wichtige übergreifende Bereiche wie Einkauf, Marketing, Vertrieb und IT sollen jedoch am Standort Cadolzburg verbleiben.
  • Lager Forchheim: Auch das Lager in Forchheim wird mit Ende des Mietvertrags im Juni 2027 aufgegeben.

Millionenumsatz, aber unsichere Marktlage

Für Branchenkenner kommt der Schritt nicht unerwartet. Trotz eines Gruppen-Umsatzes von knapp 320 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2023/2024 bleibt die Erholung auf dem Süßwarenmarkt laut Branchenexperten unsicher.

Gubors Situation Spiegel der wirtschaftlichen Lage in Deutschland

Die Situation bei Gubor spiegelt die allgemeinen Herausforderungen in der deutschen Industrie wider. Auch in anderen Schlüsselbranchen herrscht Sorge:

  • Tabakkonzerne: Mitarbeiter eines Tabakkonzerns sind ebenfalls in Sorge, da Imperial Brands bald einen deutschen Standort schließen könnte.
  • Automobilzulieferer unter Druck: Besonders angespannt ist die Lage in der Automobilzulieferbranche, wo Experten vor einer Welle an Insolvenzen warnen. Hohe Abhängigkeit von Autobauern, die teure Umstellung auf E-Mobilität und restriktivere Kreditvergabe belasten die Liquidität massiv.

Experten betonen die Dringlichkeit einer tragfähigen Strategie, um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Standorte in dieser angespannten Wirtschaftslage zu sichern.