Arbeitslosen-Hotspots in Deutschland: Hier finden viele Menschen keine Jobs

Die bayerische Mittelstadt Straubing und der Landkreis Höxter in Nordrhein-Westfalen könnten nicht unterschiedlicher sein – zumindest, wenn man die Arbeitslosenzahlen betrachtet. 1901 Menschen waren in Straubing im August arbeitslos gemeldet, wie die detaillieren Regionaldaten der Bundesarbeitsagentur vom 22. September 2025 zeigen. Das ist selbst gemessen an der Bevölkerungszahl von rund 50.000 weit unter dem Bundesdurchschnitt: Doch nirgendwo stieg die Zahl relativ gesehen innerhalb der vergangenen zwölf Monate so stark wie hier. Im August 2024 hatten sich in Straubing noch 1494 Menschen beim örtlichen Jobcenter gemeldet. der nun sichtbare Anstieg um 407 Personen bedeutet, dass es heute 27,2 Prozent mehr Arbeitslose in der Mittelstadt gibt als 2024. Ganz anders in Höxter: Hier sank die Zahl der Arbeitslosen so stark wie nirgendwo sonst. Von 3901 Menschen ohne Arbeit im vergangenen Jahr ging es auf 3529 Personen in diesem August zurück. Das macht ein Minus von 9,5 Prozent.

Beide Regionen stehen damit stellvertretend für einen Trend, der sich mittlerweile in ganz Deutschland zeigt: Insgesamt sind die Arbeitslosenzahlen um 153.000 auf 3,025 Millionen Menschen angestiegen. Doch dieser Anstieg verteilt sich regional sehr ungleich. Vor allem den Süden trifft es jetzt härter, allen voran viele langjährige Boom-Regionen in Bayern und Baden-Württemberg. Gleich sechs der zehn Regionen mit den höchsten prozentualen Anstiegen liegen hier. Auf Straubing folgen der Landkreis Tuttlingen in Baden-Württemberg mit 20,2 Prozent mehr Arbeitslosen, sowie die Landkreise Erding (18,2 Prozent), Ingolstadt, der Landkreis Regensburg (je 16,6 Prozent) und der Landkreis Neu-Ulm mit einem Anstieg um 16,0 Prozent. Ebenfalls in die Flop 10 schieben sich Oldenburg in Niedersachsen (19,1 Prozent), Wuppertal in Nordrhein-Westfalen, Leipzig in Sachsen (je 16,9 Prozent) und der Main-Kinzig-Kreis in Hessen mit 16,5 Prozent Anstieg.

Bayern und Baden-Württemberg mit größten Problemen

Auch im Durchschnitt liegen Bayern und Baden-Württemberg bei den Wachstumsraten der Arbeitslosenzahlen deutlich vorne. Im Freistaat stieg die Zahl der Arbeitslosen je Region im Schnitt um 7,5 Prozent an, im Ländle sind es 6,9 Prozent. Das einzige Bundesland, das diesen Werten nahekommt, ist Sachsen mit 6,5 Prozent. Hier gibt es allerdings so wenige Regionen, dass die Großstädte Dresden und Chemnitz sowie der Landkreis Zwickau mit ihren hohen Anstiegen den Schnitt weit nach oben ziehen.

Am anderen Ende der Skala stehen die beiden nördlichsten Bundesländer. In Mecklenburg-Vorpommern stieg die Zahl der Arbeitslosen pro Region im Schnitt nur um 1,4 Prozent, in Schleswig-Holstein sind es 1,8 Prozent. Hier ragen die Landkreise Dithmarschen und Schleswig-Flensburg schon mit 6,5 beziehungsweise 6,2 Prozent negativ heraus. Auf der anderen Seite gibt es Regionen wie den Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern, in dem die Zahl der Arbeitslosen sogar um 2,7 Prozent abnahm. Insgesamt vermelden 9 der 23 Regionen in den beiden Bundesländern sinkende Arbeitslosenzahlen.

Damit findet sich aber trotzdem keine in den Top10 der am besten performenden Regionen der vergangenen zwölf Monate. Der Titel gebührt, wie oben bereits gezeigt, dem Landkreis Höxter. Auf ihn folgen der Landkreis Wittmund in Niedersachsen (-7,7 Prozent), der Landkreis Rastatt in Baden-Württemberg (-7,5 Prozent), der Landkreis Hildburghausen in Thüringen (-6,8 Prozent) und der Landkreis Ammerland in Niedersachsen (-6,7 Prozent).

Zudem ist eine deutliche Zweiteilung zwischen Großstädten und Mittelstädten sowie ländlichen Regionen zu beobachten. In ersteren wuchsen die Arbeitslosenzahlen stärker. Neben den bereits erwähnten Oldenburg, Wuppertal und Leipzig trifft das auch auf die Autostädte Ingolstadt (16,6 Prozent), Stuttgart (14,8 Prozent) und Wolfsburg (14,7 Prozent) zu. Einen hohen Zuwachs an Arbeitslosen vermelden auch Augsburg (13,6 Prozent), Regensburg (13,2 Prozent) und München (13,0 Prozent). Die bayerische Landeshauptstadt ist wegen BMW ebenfalls eine Hochburg der Autoindustrie, beherbergt aber auch große Firmen aus vielen anderen Branchen.

Bayrische Mittelstädte am härtesten getroffen

Nur zwei Großstädte haben heute weniger Arbeitslose als vor einem Jahr. Am besten steht Trier in Rheinland-Pfalz da, wo die Zahlen um 4,0 Prozent sanken. Dahinter folgt Krefeld in Nordrhein-Westfalen mit einem Rückgang um 0,4 Prozent. Den geringsten Anstieg vermelden die Ruhrgebietsstädte Bottrop und Bochum sowie der BASF-Hauptsitz Ludwigshafen am Rhein mit je 1,4 Prozent und Bremerhaven mit 1,8 Prozent. 

Die Zahlen zeigen, dass die aktuelle Krise, relativ gesehen, Städte härter trifft, in denen die Arbeitslosenzahlen zuvor niedrig waren, während Städte mit sowieso schon hohen Quoten sich in den vergangenen zwölf Monaten kaum noch verschlechtert haben.

Unter den kreisfreien Mittelstädten – das sind solche mit weniger als 100.000 Einwohnern – haben sich die Zahlen in zehn Orten verbessert. Spitzenreiter ist Emden in Niedersachsen, wo heute 5,6 Prozent weniger Menschen arbeitslos gemeldet sind als noch vor einem Jahr. Wilhelmshaven im selben Bundesland verbesserte sich um 3,9 Prozent. Dahinter folgen Speyer in Rheinland-Pfalz und Schweinfurt in Bayern mit je minus 3,3 Prozent sowie Baden-Baden in Baden-Württemberg mit minus 3,2 Prozent. Sinkende Arbeitslosenzahlen gibt es auch in Brandenburg an der Havel (Brandenburg, -2,5 Prozent), Amberg (Bayern, -1,8 Prozent), Memmingen (Bayern, -1,3 Prozent), Neumünster (Schleswig-Holstein, -0,7 Prozent) und Suhl (Thüringen, -0,5 Prozent).

Besonders auffällig sind die stark steigenden Zahlen in Bayern: Dort weist Straubing, wie erwähnt, unter den mittelgroßen Städten den höchsten Zuwachs an Arbeitslosen auf. Auf mehr als zehn Prozent Steigerung kommen auch vier weitere bayrische Mittelstädte: Ansbach (13,9 Prozent), Schwabach (10,5 Prozent), Bamberg (10,3 Prozent) und Landshut (10,0 Prozent). Dahinter folgen Aschaffenburg und Kaufbeuren, ebenfalls beide in Bayern, mit 9,4 beziehungsweise 9,3 Prozent. Erst auf Platz acht rangiert mit Frankfurt an der Oder in Brandenburg (8,8 Prozent) eine nicht-bayrische Stadt.