Führende E-Auto-Nation lehnt Strafzölle gegen China ab – „weder relevant noch wünschenswert“

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Während die EU Strafzölle auf Elektroautos aus China erlässt, klinkt sich Norwegen aus. Das Land mit der größten E-Auto-Dichte möchte einem Handelskonflikt aus dem Weg gehen.

Brüssel/München - Mehrere Monate haben die Untersuchungen angedauert, mittlerweile steht die nächste Maßnahme der EU-Kommission fest: Die Staatengemeinschaft verhängt Strafzölle gegen China und hebt die Gebühren auf importierte Elektroautos aus der Volksrepublik an. Das geschieht jedoch nur, wenn folgende Bedingung nicht erfüllt wird:

Bis Anfang Juli 2024 soll eine Einigung zwischen EU und China her – sonst werden die Strafzölle erhoben. Unabhängig einer ausstehenden Einigung zwischen den kontinentalen Mächten hat ein europäisches Land bereits beschlossen, einem Handelskonflikt mit dem Reich der Mitte aus dem Weg zu gehen.

Strafzölle gegen China-Hersteller: E-Auto-Land Norwegen klinkt sich aus

Norwegen, ein Vorreiter bei der Einführung von Elektrofahrzeugen, wird sich der Erhöhung der Zölle auf chinesische Elektroautos, wie sie kürzlich von den USA eingeführt wurden, nicht anschließen. Finanzminister Trygve Slagsvold Vedum erklärte auf eine Anfrage gegenüber Bloomberg: „Die Einführung von Zöllen auf chinesische Autos ist für diese Regierung weder relevant noch wünschenswert.“

Das skandinavische Land hat weltweit die höchste Dichte an Elektroautos, laut dem Statistikamt Norwegens waren im vergangenen Jahr bereits 24 Prozent aller Privatwagen elektrisch und 2022 hatten über 80 Prozent der verkauften Neuwagen einen Elektromotor.

Norwegen hat einen großen Anteil an Elektroautos. Beim Thema Strafzölle gegen China klinkt sich das skandinavische Land aus
Norwegen hat einen großen Anteil an Elektroautos. Beim Thema Strafzölle gegen China klinkt sich das skandinavische Land aus. © IMAGO/Terje Bendiksby

Laut dem norwegischen Straßenverband OFV stammen mittlerweile knapp über zwölf Prozent der nach Norwegen importierten E-Autos von chinesischen Autoherstellern. Die Angaben beinhalten Fahrzeuge der in Schweden beheimateten Geely-Tochter Polestar, jedoch keine Modelle, die von Volvo produziert werden. Die schwedische Traditionsmarke befindet sich seit mehreren Jahren ebenfalls unter dem Dach des chinesischen Autokonzerns.

Rohstoffe und E-Mobilität: EU setzt mehr auf Norwegen und weniger auf China

Dabei liegt Norwegen beim Thema E-Mobilität sonst mit der Europäischen Union auf einer Wellenlänge. Im März unterzeichneten EU-Vizekommissionspräsident Maros Sefcovic und der norwegische Handelsminister Jan Christian Vestre gemeinsam eine Absichtserklärung: Bei der Entwicklung und Produktion von Batterien etwa für Elektroautos wollen beide Seiten eng zusammenarbeiten. Das Ziel besteht darin, sichere Lieferketten für kritische Rohstoffe und Metalle aufzubauen und Projekte für die gemeinsame Rohstoffgewinnung zu fördern. Auch Umwelt- und Sozialstandards (Recycling von Elektroschrott) sind Bestandteil der Kooperation.

Containerschiff in China: Auf Ausfuhren in die Vereinigten Staaten werden künftig drastische Strafzölle erhoben
Containerschiff in China: Auf E-Auto-Ausfuhren in die EU könnten künftig höhere Zollgebühren fällig werden. © NurPhoto/Imago

Der Hintergrund: Die EU will bei der Versorgung mit Rohstoffen unabhängiger von Lieferanten wie China werden und bis 2040 mindestens zehn Prozent ihres Bedarfs an wichtigen Materialien mit eigener Gewinnung decken. Norwegen verfügt über große Vorkommen an Rohstoffen wie Kupfer, Lithium, Nickel und seltenen Erden, von denen der Großteil allerdings unter dem Meeresboden liegt. Teile des norwegischen Meeresbodens wurden Anfang 2024 vom Parlament in der Hauptstadt Oslo für den Tiefseebergbau freigegeben. (PF)

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