Gabriele Skiba hatte einen Seniorenausflug geplant. Nun bleibt sie auf 247 Euro sitzen, weil die Bahn eine kurzfristige Rückerstattung des Online-Gruppentickets ablehnt.
Wolfratshausen – Für die Senioren sollte es ein schöner Ausflug mit Museumsbesuch und Einkehr werden. Doch die Hitze Anfang Juli machte Organisatorin Gabriele Skiba von der SPD-Arbeitsgemeinschaft „60plus“ einen Strich durch die Rechnung. Dass sie die gebuchte Gruppenreise bei der Deutschen Bahn nicht stornieren konnte und ihre 247 Euro weg sind, ärgert die Wolfratshauserin. „Ich hätte mir da wirklich ein wenig Kulanz von der Bahn erwartet“, sagt die 73-Jährige, die sich mit ihrem Unmut an unsere Zeitung wandte.
Skiba kauft Tickets wie gewohnt online
Die von Skiba zusammengestellten Tagestouren sind beliebt bei den älteren SPD-Mitgliedern. Mit sechs bis zehn Teilnehmern ging es schon nach Kochel ins Franz-Marc-Museum, ins Jüdische Museum oder NS-Dokumentationszentrum in München. Diesmal sollte es eine etwas weitere Fahrt werden. Für Anfang Juli hatte die Vorsitzende acht Personen für die Landesausstellung Bauernkriege in Memmingen angemeldet, eine Stadtführung vereinbart, einen Tisch in einem Gasthaus reserviert und ein Gruppenticket ab Wolfratshausen mit der S7 nach München und von dort mit dem ECE nach Memmingen gekauft. Letzteres erledigte sie online. Nachdem sie auch privat viel mit dem Zug unterwegs ist, hat sie ihre Fahrkarten schon öfter am PC bestellt und kennt sich damit aus.
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Ende Juni/Anfang Juli herrschte eine große Hitzewelle mit Temperaturen um die 33 Grad Celsius. „Zwei Tage vor dem Termin sagte ein Herr über 80 ab, weil er sich einfach um seine Gesundheit sorgte bei so einem Wetter“, erzählt Skiba. Am nächsten Tag sei ein weiterer Mann in diesem Alter abgesprungen. „Ich habe mich dann dazu entschlossen, die Fahrt zu stornieren. Man trägt ja auch eine gewisse Verantwortung“, sagt sie.
Über ihr Online-Konto wollte die Vielfahrerin im Internet ihre Buchung rückgängig machen. Doch der Vorgang wurde nicht anerkannt. Sie ging daraufhin zur Verkaufsstelle am S-Bahnhof Wolfratshausen – „zum Glück haben wir noch einen Schalter mit persönlicher Beratung“, so Skiba. Dort sagte man ihr, dass ein digitales Gruppenticket und ein am DB-Schalter gekauftes Ticket unterschiedliche Stornierungsmöglichkeiten hätten. Das Online-Gruppenticket könne man so kurzfristig nicht mehr zurückgeben. Gabriele Skiba gibt zu, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen wohl nicht richtig gelesen zu haben. Dort hätte sie diese Einschränkung gefunden.
Grundsätzlich werden alle Einzelfalleingaben individuell auf Kulanz geprüft und entschieden, wenn sich Kunden mit diesen an den Kundenservice wenden.
Die SPD-Politikerin schrieb eine freundliche E-Mail an den Fahrkartenservice der Bahn, in der sie die Situation erklärte. Nachdem sie die Fahrt am 10. September nachholen wollte, fragte sie höflich, ob man den Preis eventuell verrechnen könne oder ihr finanziell zumindest entgegenkomme. Die Kundenservice-Abteilung antwortete mit einer dreizeiligen, allgemeinen Auskunft, dass die AGB das nicht zuließen. Eine andere Stelle, der DB-Fernverkehr-Service, an die sich die Wolfratshauserin ebenfalls wandte, äußerte sich ähnlich.
Stadtführerin in Memmingen reagierte mit Verständnis
„Was ist das bitte für ein Service? Wir als Fahrgäste müssen Verspätungen und Ausfälle hinnehmen, aber bei einer so nachvollziehbaren Planänderung kommt einem die Bahn kein bisschen entgegen“, meint Skiba erbost. „Die Bahncard bekommt man nur noch digital, aber bei Tickets wird offensichtlich zwischen digitalem und analogem Kauf unterschieden.“ Als die Vorsitzende der Stadtführerin in Memmingen abgesagt habe, sei die sehr verständnisvoll gewesen und habe keine Stornogebühr verlangt, nennt Skiba ein Beispiel, wie es auch gehen kann.
Die Deutsche Bahn schreibt auf Anfrage unserer Zeitung zu dem Fall: „Grundsätzlich werden alle Einzelfalleingaben individuell auf Kulanz geprüft und entschieden, wenn sich Kunden mit diesen an den Kundenservice wenden.“ Aus Datenschutzgründen seien keine zusätzlichen Angaben möglich. (tal)