Streit mit Drusen und Kurden: Syrischer Präsident will Land „ohne Blut“ vereinen

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Die Lage in Syrien bleibt angespannt. Nach den bewaffneten Kämpfen vor allem mit den Drusen wollen die neuen Machthaber nach eigenen Angaben „das Land vereinen“.

Damaskus – Syrien steht erneut vor einer Zerreißprobe. Immer wieder kommt es im Süden des Landes zu Kämpfen zwischen der religiösen Minderheit der Drusen und Regierungstruppen sowie mit ihnen verbündeten Beduinen. Interimspräsident Ahmed al-Scharaa will nach Angaben der arabischen Zeitung Asharq al-Awsat zufolge dem Blutvergießen ein Ende setzen. Der Kampf um die Wiedervereinigung seines Landes nach Jahren des Bürgerkriegs „sollte nicht mit Blut geführt werden“. Eine Teilung des Landes lehnt er ab und wirft Israel vor, sich im Süden des Landes einzumischen.

Syrien hat noch „eine weitere Schlacht“ vor sich

„Wir haben noch eine weitere Schlacht vor uns, um Syrien zu vereinen, und sie sollte nicht mit Blut und militärischer Gewalt geführt werden … sie sollte durch eine Art Verständigung erfolgen, denn Syrien ist des Krieges müde“, wird al-Scharaa zitiert.

Im südlichen und mehrheitlich von Drusen bewohnten Suweida gibt es immer wieder Demonstrationen, die ein Ende der Gewalt und Selbstbestimmung fordern. Syrien habe noch eine weitere Schlacht vor sich, um Syrien zu vereinen, und sie sollte nicht mit Blut und militärischer Gewalt geführt werden. „Sie sollte durch eine Art Verständigung erfolgen, denn Syrien ist des Krieges müde“, so Sharaa.

Syrien: al-Scharaa wirft Israel „Einmischung“ vor

Einer Teilung Syriens oder die Errichtung von Kantonen lehnt al-Scharaa ab. „Einige Parteien versuchen, mithilfe regionaler Mächte, Israels oder anderer, Einfluss zu gewinnen. Auch das ist äußerst schwierig und nicht umsetzbar“, wird Scharaa in dem Bericht weiter zitiert.

In den sozialen Medien waren Bilder aufgetaucht, die bei den Protesten in Suweida israelische Flaggen schwenkten. Israel versuche mit seiner Einmischung in Suweida Syrien zu schwächen „oder Vorwände für ein Eingreifen in laufende Entwicklungen in der südlichen Region schaffen soll“, so al-Scharaa. Israel hatte mehrfach militärisch in Syrien eingegriffen. Das Land hat selbst eine drusische Gemeinschaft und auch in seinem Militär Drusen.

Syriens Präsident Ahmad al-Scharaa
Nach den bewaffneten Kämpfen vor allem mit den Drusen will Präsident Ahmad al-Scharaa nach eigenen Angaben Syrien vereinen. © dpa/Moawia Atrash

Syrien: Damaskus auch mit Kurden uneins

Auch mit den Kurden im Land hat die syrische Zentralregierung Probleme. Mit der Autonomen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (Kurdisch: Rojava) laufen Gespräche über eine Dezentralisierung, die die neuen Machthaber in Damaskus allerdings ablehnen. Auch die Eingliederung der zivilen und militärischen Institutionen der Kurden in den syrischen Staat verzögert sich aufgrund von Differenzen zwischen den Parteien.

„Die islamistiche syrische Regierung in Damaskus will sowohl die Drusen als auch die Kurden unter vollständige Kontrolle bringen. Das bedeutet dann, dass sie der islamistischen Regierung von Ahmad Al Scharaa und seinem Militär, die vor allem aus ehemaligen Kämpfern der ‚Hai’at Tahrir al-Sham‘ HTS (Komitee zur Befreiung der Levante) ausgeliefert sind“, sagt Dr. Kamal Sido, Nahostreferent bei der Gesellschaft für bedrohte Völker, im Gespräch mit Fr.de von IPPEN.MEDIA. Die HTS ist laut bayerischem Verfassungsschutz aus dem Zusammenschluss des ehemaligen al-Qaida-Ablegers Jabhat Fath al-Sham (JFS, deutsch.: Erobererfront) und einiger kleinerer militanter syrischer Gruppen hervorgegangen.

Kurden und Drusen in Syrien fürchten selbes Schicksal wie Alawiten

„Sowohl die Kurden im Nordosten als auch die Drusen lehnen das ab. Sie fürchten insbesondere dasselbe Schicksal wie der Alawiten in Syrien, die nach dem Sturz von Diktator Bashar al-Assad ihre Waffen abgegeben haben. Immer wieder hat es in den vergangenen Monaten Pogrome an ihnen gegeben“, so Sido. Auch die Syrisch Demokratischen Kräfte (SDF), die bewaffnete Kraft der Autonomen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien bestätigt die angespannte Lage zu Scharaa und seinem Militär.

„Seit mehreren Tagen versuchen mit der Regierung in Damaskus verbundene Gruppen, unsere Streitkräfte zu provozieren. Sie führen verdächtige Bewegungen in verschiedenen Gebieten durch, insbesondere in der Nähe der Stadt Deir Hafer und der umliegenden Dörfer. Trotz der anhaltenden Geduld und Zurückhaltung unserer Streitkräfte angesichts dieser anhaltenden Provokationen verletzen sie wiederholt den Waffenstillstand“, teilte die SDF am Montag (11. Juli) mit. (erpe)

Auch interessant

Kommentare