Streit um Gehalt: Elon Musk könnte Tesla verlassen – wenn er nicht bekommt, was er will
Beunruhigende Nachrichten für Tesla-Chef Elon Musk: Offenbar will der Firmenvorstand die Vergütung von Musk überprüfen lassen. Auch ein vergangener Rechtsstreit rückt in den Fokus.
Washington D.C. – Tech-Milliardär Elon Musk schafft es in letzter Zeit immer wieder in die Schlagzeilen – meist in Verbindung mit Tesla oder seiner Nähe zum US-Präsidenten Donald Trump. Nachdem Musk mehrere Tesla-Rückschläge hinnehmen musste, gibt es nun eine weitere Entwicklung, die ihn beunruhigen dürfte. Denn hinter den Kulissen gibt es zwischen dem Unternehmen und Musk starke Reibungspunkte.
Tesla-Vorstand prüft laut Bericht neuen Gehaltsvertrag für Musk
Konkret geht es um die Vergütung von Führungskräften. Der Vorstand von Tesla hat laut der Financial Times einen Sonderausschuss eingerichtet, der Gehaltsfragen von Elon Musk unter die Lupe nehmen soll. Großinvestoren hätten sich demnach an den Vorstand gewandt und Ansichten zu Musks Gehalt und seiner weiteren Führung des Unternehmens erfragt. Der Ausschuss besteht laut mehreren mit der Angelegenheit vertrauten Personen lediglich aus den Vorsitzenden Robyn Denholm und Kathleen Wilson-Thompson.
Der Ausschuss befinde sich noch in der frühen Beratungsphase, sagten Quellen der FT. Es seien weder ein neues Vergütungspaket noch eine Entscheidung über Musks neue Gehaltsstruktur in Aussicht. In den Fokus des Ausschusses rückt offenbar ein Vergütungsplan von 2018 im Wert von 56 Milliarden US-Dollar.
Streit um Vergütung: Musks Milliarden-Aktienplan vor Gericht torpediert
Nach dem Plan von 2018 konnte Musk in zwölf Schritten Aktienoptionen mit einem maximalen Wert von damals bis zu 55,8 Milliarden Dollar (51,46 Mrd Euro) bekommen, wenn Börsenwert und Geschäftszahlen von Tesla mit bestimmten Mindestwerten wachsen.
Eine Richterin im US-Bundesstaat Delaware befand aber im Januar 2024, dass Musk bei Vereinbarung des Plans zu viel Einfluss im Hintergrund gehabt habe, als dass man von einem fairen Verfahren sprechen könne. Besagte Richterin Kathaleen McCormick entschied, dass Teslas Aktionäre nicht korrekt über das Verfahren informiert worden seien, in dem das Riesen-Paket ausgehandelt wurde. So habe Musk enge Verbindungen mit einigen Personen gehabt, die auf Teslas Seite an den Verhandlungen beteiligt waren.
Wirbel um Musks Vergütungspaket – hatte der Tesla-Chef zu viel Einfluss?
McCormick schränkte zwar ein, eine Aufhebung des Mega-Deals folge nicht automatisch aus der Feststellung, dass die Vereinbarung unter unfairen Umständen entstanden sei. Eine Annullierung sei jedoch die in Delaware bevorzugte Lösung. Musk bekam die Aktienoptionen zwar gemäß dem Plan zugeteilt, konnte sie wegen des Rechtsstreits aber noch nicht einlösen. Für den Tech-Milliardär war dies deshalb eine seltene Niederlage vor Gericht.
Die Verteidigung Musks argumentierte, der Gehaltsplan sei auf faire Weise von einem Komitee aus unabhängigen Verwaltungsräten ausgehandelt worden. Der Deal habe zudem hohen Leistungs- und Finanzzielen unterlegen und sei sogar bei einer Aktionärsabstimmung abgesegnet worden, die eigentlich gar nicht vorgeschrieben gewesen wäre. Die Tesla-Aktionäre haben im Juni 2024 dem gigantischen Aktienpaket für Firmenchef Musk letztendlich zugestimmt. Das neue Votum bedeutet nicht, dass Musk das Aktienpaket nun automatisch bekommt.
Musk könnte Tesla verlassen – und fordert mehr Kontrolle über das Unternehmen
Der Vorstand von Tesla steht nun also vor dem Dilemma, wie er Musk mehr Aktien zuteilen kann, wenn das Vergütungspaket von 2018 im Rechtsstreit feststeckt. Laut der FT gibt es zudem Anzeichen, dass Tesla die Jahreshauptversammlung verschieben könnte. Dies würde dem Ausschuss Zeit geben, neue Vergütungsvorschläge zu formulieren, über die die Aktionäre abstimmen könnten. Tesla hält die Versammlung üblicherweise im Mai oder Juni ab.
Musk hatte zuletzt gedroht, den von ihm mitgegründeten Elektroautohersteller zu verlassen, wenn ihm nicht mehr Kontrolle über das Unternehmen zugestanden wird, bevor er Tesla tiefer ins Geschäft mit Künstlicher Intelligenz und Robotern bringt. Laut business-standard.com will Musk Tesla mit einem Stimmrechtsanteil von mindestens 25 Prozent kontrollieren. Musks aktuelle Beteiligung an Tesla liegt bei etwa 13 Prozent – er hatte in großem Stil Aktien verkauft, um 2022 Twitter (jetzt X) für rund 44 Milliarden Dollar zu kaufen. (bohy)