Richterin stößt Musk vom Thron: Aktienpaket entscheidet über Titel des reichsten Mannes

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Ein milliardenschweres Aktienpaket macht Elon Musk aktuell zum reichsten Mann der Welt. Dieses könnte sich nun auflösen. Eine Richterin hat das Gehaltspaket gekippt.

Delaware, US – Der ursprünglich südafrikanische Erfinder und Multimillionär Elon Musk gilt aktuell als einer der reichsten Menschen der Welt. Hinter ihm steht ein geschätztes Vermögen von mehr als 205 Milliarden US-Dollar. Neben seinem Engagement beim Elektroautohersteller Tesla, seiner Twitter-Übernahme und seinen Bemühungen im Weltall hatte Musk wegen Gehirn-Chips Schlagzeilen gemacht, die er Menschen einpflanzen will. Ein beträchtlicher Teil seines Vermögens – etwa 56 Milliarden Dollar – steckt in einem Aktienpaket, das eine US-amerikanische Richterin vor einem Gericht in Delaware nun gekippt hat.

Geschätztes Vermögen Elon Musks 205 Milliarden US-Dollar
Wert des vereinbarten Aktienpakets zwischen Tesla und Musk 65 Milliarden US-Dollar (geschätzt)
Name der Richterin beim aktuellen Urteil Kathaleen McCormick

Hintergrund des milliardenschweren Tesla-Aktienpakets von Elon Musk

Eigentlich begann die Geschichte bereits im Jahr 2018. Für Tesla war es kein gutes Jahr: Die Aktie fiel um über zehn Prozent, ein Rückzug von der Börse mit anschließendem Widerruf untersuchte die US-Börsenaufsicht SEC das Unternehmen. Tesla und Elon Musk mussten eine Strafe von 20 Millionen Dollar zahlen; außerdem verlor Musk seinen Posten als Chairman.

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Ein Aktienpaket in Höhe von 56 Milliarden Dollar entscheidet über den Titel des reichsten Mannes der Welt. Eine Richterin hat das Paket gekippt – die Verhandlungen zwischen Elon Musk und Tesla seien nicht unabhängig abgelaufen. © IMAGO / SOPA Images Jimin Kim

Um den Milliardär in diesem Umfeld zum Bleiben zu motivieren, so lautete jedenfalls später die Verteidigung, hatten Musk und Teslas Aufsichtsrat ein Aktienpaket in Höhe von 56 Milliarden Dollar vereinbart. Dieses sollte in Musks Besitz übergehen, gewisse Voraussetzungen eintrafen. Vor allem ging es dabei um die Wertsteigerung von Tesla von rund 50 Milliarden auf 650 Milliarden Dollar.

Tesla-Anleger klagt – Musk-Kompensation sei „exzessiv“

Für den Tesla-Anleger Richard Tornetta war dieses Aktienpaket schlichtweg exzessiv. Eine Klage gegen Elon Musk folgte. Der Vorwurf: Der Milliardär habe sein Gewicht im Konzern genutzt, um Bedingungen zu diktieren. Es sei keine unabhängige Verhandlung erfolgt, außerdem habe Musk sich „ungerechtfertigt“ bereichert. Teslas Übereinkunft mit dem SpaceX-Pionier gilt als einer der „größten Kompensationsübereinkommen überhaupt“ für eine Führungspersönlichkeit, berichtete der britische Guardian.

Außerdem argumentierte der Kläger, dass Teslas Betriebsrat eigentlich die Pflicht gehabt hätte, ein kleineres Aktienpaket anzubieten oder sich nach einem anderen CEO umzusehen. Weiterhin hätte eine Regelung Musk dazu zwingen müssen, in Vollzeit bei Tesla zu arbeiten, anstatt ihm zu erlauben, sich auf andere Projekte zu konzentrieren. Zum Beispiel hatte er das soziale Netzwerk Twitter gekauft und umbenannt sowie einige Start-Ups gegründet. Darunter Neuralink, die Boring Co und SpaceX.

Teslas Überlebenschancen „extrem niedrig“ – Gehaltsplan war fair entstanden

Musks Verteidigung dagegen argumentierte, der Gehaltsplan sei auf „faire Weise“ und durch Verhandlungen mit „unabhängigen“ Verwaltungsräten zustande gekommen. Sogar eine Aktionärsabstimmung sei involviert gewesen, obwohl die gar nicht vorgeschrieben war.

Schon im November hatte Musk bei einer Befragung das Aktien-Gehaltspaket verteidigt. Investoren hätten damals gedacht, „dass wir scheitern und bankrottgehen werden“, zitierte die Tagesschau den Milliardär. „Wir waren damals in einer ziemlich harten Lage, wir verloren viel Geld.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass Tesla überlebte, sei „extrem niedrig“ gewesen.

Richterin gibt Kläger recht

Nun folgte das Urteil. Laut Richterin Kathaleen McCormick aus dem US-Bundesstaat Delaware hatte Musk im Hintergrund des Plans tatsächlich zu viel Einfluss im Hintergrund. Von einem fairen Verfahren könne daher nicht die Rede sein. Sie gab dem Kläger recht, der anpeilte, die Vereinbarung über das Aktienpaket zu annullieren. Ihrer Meinung nach sei es der Verteidigung nicht gelungen, tatsächlich zu belegen, dass dieser gewaltige Bonus notwendig gewesen sei, um Musk im Unternehmen zu halten.

„Vielleicht hat sich das Board von Musks Superstar-Appeal blenden lassen, aber die entscheidende 55,8-Milliarden-Dollar-Frage fiel nicht: War dieser Plan überhaupt notwendig für Tesla, um Musk zu halten und seine Ziele zu erreichen?“, schrieb McCormick im Urteil. Allerdings ließ die Richterin offen, wie die konkreten nächsten Schritte aussehen. Es sei nun die Aufgabe des Klägers und des Tesla-Konzerns, eine Lösung auszuarbeiten.

Ohne die 56 Milliarden US-Dollar aus dem Aktienpaket würde Elon Musk auf der Liste der reichsten Menschen hinter den LVMH-Chef Bernard Arnault und Amazon-Gründer Jeff Bezos auf den dritten Platz abrutschen. Musk reagierte auf die Urteilsverkündung mit einer kurzen Botschaft im sozialen Netzwerk X, früher Twitter. „Meldet euer Unternehmen nie im Bundesstaat Delaware an.“

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