Rom wurde bekanntlich nicht an einem Tag erbaut, und die Riesenkrippe von Innozenz Vöst auch nicht. Seit 30 Jahren bastelt er daran. Inzwischen ist eine wahre Fantasiewelt entstanden, die unter anderem 65 Schafe, 15 Ziegen und 15 Hühner bevölkern. Sogar ein Klohäusl gibt es – dank eines neugierigen Kindes.
Biburg - Wer vor der Krippe steht, die sich auf Hüfthöhe durch das Wohnzimmer von Innozenz Vöst und seiner Frau Katharina zieht, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Zwischen den Tierfiguren stehen und sitzen hölzerne Hirten. Der eine hackt Holz. Die kleinen Scheite hat Vöst mühevoll aus echtem Holz selbst gefertigt. „Ich wollte welche kaufen, aber mir hat nichts gefallen“, sagt der gebürtige Unterschweinbacher. Unweit des Holzhackers schiebt eine Frau Brotlaibe in den Ofen. Wer genauer hinsieht, erkennt: Die Laibe waren einst Holzdübel, die der gelernte Schreiner Vöst in mühevoller Kleinarbeit gefertigt hat.
Bis auf die Figuren ist fast alles selbst gemacht. „Das ist mein Spleen“, sagt der 75-Jährige immer wieder und lacht. Angefangen hat seine Leidenschaft schon früh, vor etwa 60 Jahren. So alt ist auch die erste Krippe, die Vöst noch immer zu Hause hat. Mittlerweile darf die vierjährige Enkelin des Ehepaars die alte Krippe schmücken, die im Windfang steht. „Jedes Mal, wenn sie zu uns kommt, stellt sie ein paar Figuren dazu“, erzählt Katharina Vöst. Auch bei Innozenz Vöst war die Krippe in der Kindheit zu Weihnachten unverzichtbar. „Als ich 14, 15 Jahre alt war und meine Lehre begonnen habe, habe ich mir gedacht, dass ich mir selbst eine Krippe baue“, erzählt er.
Der Stall mit Maria, Josef und dem Christuskind war dann vor Weihnachten 1994 der Start für die aktuelle Krippe. Auch der stammt aus den Händen von Vöst. Selbst gebaut, aus Holz und Stein, mit Miniatur-Dachschindeln aus echten Dachschindeln gefertigt. Auf die Figuren für Maria und Josef ist das Ehepaar auf dem Germeringer Christkindlmarkt gestoßen. „Da standen große, kniehoch, in dem Stil, wie ich sie schon lange gesucht habe“, erzählt Innozenz Vöst. Er fragte beim Händler nach, ob er die Figuren auch in etwas kleinerer Gestalt habe. Der Gröbenzeller Holzbildhauer bejahte das.
Jahr für Jahr wuchs die Krippe im Wohnzimmer der Vösts. Zum einen brachte das Ehepaar Figuren, kleines Inventar oder einfach Ideen aus Südtirol mit. Sie fahren gewöhnlich jeden Herbst ins Grödnertal. „Die haben tolle Sachen für Krippen.“ Zum anderen gab es viele Figuren als Geschenke aus dem Freundeskreis. „Die fragen immer: Du baust die Krippe aber heuer schon wieder auf, oder?“, erzählt Innozenz Vöst.
Und was es nicht gibt, wird eben selbst gemacht. „Ich wollte Äpfel haben, aber ich hab keine gekriegt“, sagt der 75-Jährige. Also griff er zu Holzperlen und malte sie rot und grün an. „Wenn wir spazieren gehen, schauen wir immer, ob es was Passendes gibt und nehmen es mit“, sagt Katharina Vöst. Der eine Stein wurde aus dem Urlaub mitgebracht, ein anderer vom Ausflug an den Sylvensteinspeicher.
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„Seit vier Jahren steht das Grundgerüst“, berichtet Innozenz Vöst. Der Hauptstall bleibt bestehen, der Rest wandert auf dem Tisch mal hier hin, im nächsten Jahr dort hin. Dass es die Riesen-Krippe im Hause Vöst gibt, hat sich schon vor über 25 Jahren in Biburg herumgesprochen. Seit 1997 kommen oft Kinder aus dem örtlichen Kindergarten.
Einmal wandte sich ein Mädchen an Vöst: „Ich habe eine Frage: Wo gehen die alle aufs Klo?“ Darauf hatte der Krippenbauer spontan keine Antwort. Aber er machte sich kurz darauf auf, um eine sitzende Krippenfigur zu finden. „Mit heruntergelassener Hose. Das war gar nicht so einfach“, sagt Vöst. Und ein hölzernes Klohäuschen kam auch noch dazu.
Wie lange er noch weitermachen wird? „Wenn es bissl geht, hör ich noch nicht auf“, sagt der 75-Jährige. Außerdem hat er ja tatkräftige Unterstützung von seiner Nachwuchs-Krippenbauerin, der Enkelin.