80 Jahre nach Flugzeugabsturz und dem Ende des Zweiten Weltkriegs: Gedenken am Ehrengrab des Piloten
Die Veteranen-, Soldaten- und Reservistenkameradschaft Ingenried hat anlässlich des 80. Jahrestages des Absturzes des Piloten Walter Abbrederis am 8. Mai 1945 sowie des wenige Stunden danach zuende gegangenen Zweiten Weltkriegs eine Gedenkfeier an Abbrederis Ehrengrab im Ortsteil Bahnhof veranstaltet.
Ingenried – Ingenrieds Kameradschafts-Vorstand Christian Hack verzichtete „bewusst auf persönliche Begrüßungen“. Heute stünden die „Erinnerungen an die vielen Schicksale und das Leid, das der Zweite Weltkrieg mit sich brachte“, im Mittelpunkt. Gemeinsam schaffe man einen würdigen Rahmen für die Gedenkfeier und finde Zeit, „innezuhalten und zu erinnern“.
Eigentlich sollten danach Gebet und Segen von Pfarrer Thaddäus Biernacki zelebriert werden. Da er ausgefallen war, hatte kurzfristig die evangelische Militärpfarrerin Sandra Gassert, deren Militärpfarramt sich in der Franz-Josef-Strauß-Kaserne in Altenstadt befindet, diese Aufgabe übernommen. Sie betete mit den Anwesenden „für all‘ die, die ihr Leben in Kämpfen und auch danach an den Folgen verlieren“. Für alle, „die in Erfüllung ihrer Pflicht gefallen sind in der Luft, auf der Erde und auf hoher See“. Für deren selbstlose Opferbereitschaft, für den Glauben, die Hoffnung und die Liebe, die sie bewogen haben, ihrem Land zu dienen.
Dringender Appell an die Politik
Bürgermeister Georg Saur fragte bei seiner Ansprache, was „eigentlich Frieden heute hier bei uns“ heiße. Der beginne nicht nur bei internationalen Verhandlungen, „sondern bei uns selbst. In den Dörfern und Straßen, in Vereinen und Nachbarschaften.“ 80 Jahre nach Kriegsende stünden die Menschen in der Verantwortung und seien durchaus nicht machtlos.
Saur zählte auf, dass man eine Politik brauche, die wieder zuhört, dass soziale Gerechtigkeit wieder ins Zentrum gerückt und dem Radikalismus klar entgegengetreten werden müsse. Nicht die Vielfalt, sondern fehlender Zusammenhalt zerreiße die Gesellschaft. Hinzu komme der Mut zur Veränderung. Saur möchte die Gedenkstätte zudem als „Mahnmal für den Frieden“ verstanden wissen.
Piloten wollten sich ergeben
Anschließend erinnerte Christian Hack an die Geschichte rund um den Absturz. Am 8. Mai 1945 seien viele Luftwaffenverbände, deren Flugplätze im Osten lagen, aufgelöst worden. Um der Kriegsgefangenschaft zu entgehen, stiegen viele Piloten in ihre Maschinen, um in die Heimat zu fliegen. Das Schlachtgeschwader 10 mit Flugzeugen vom Typ Focke-Wulf FW 190 lag in Budweis in Tschechien. Die erste Staffel unter Führung des späteren Majors Josef Enzensberger startete um 19.05 Uhr zum Flug nach Sonthofen. Dieser verlief geordnet, bis die Staffel am Ammersee von zwei Mustang-Jagdflugzeugen angegriffen wurde.
Obwohl die Piloten durch Heben und Senken der Tragfläche anzeigten, sich zu ergeben, schossen die Verfolger weiter. Ein Flugzeug ging westlich von Schwabbruck in Flammen auf, stürzte am früheren Bahnhof ab und versank im Sumpf. Am Steuer saß Walter Abbrederis, der dort einen Monat vor seinem 26. Geburtstag den Tod fand. Nur wenige Stunden später trat der Waffenstillstand in Kraft, und der Zweite Weltkrieg war beendet.
Kranzniederlegung und Bildervortrag
Passend dazu las Hack eine Übersetzung des Gedichts „The young dead soldiers“ von Archibald MacLeish vor. Es folgte das Lied vom „Guten Kameraden“, und Hack und Saur legten einen Kranz am Ehrengrab von Abbrederis nieder. Bei der Veranstaltung waren auch Florian Lohbrunner, Martin Rieger und Clement Keller dabei. Die drei Senioren schilderten, dass sie damals als achtjährige Buben den Absturz ganz aus der Nähe beobachtet hatten.
Nach der Zeremonie ging es für die Teilnehmer ins Gasthaus „Krone“ nach Erbenschwang. Dort sprachen dann Gunter Lauser und Franz Lächler. Sie haben 1989 die „Fliegerhistorische Arbeitsgruppe/Vermisstensuche Baden-Württemberg/ Bayern“ gegründet. Auf der Leinwand zeigten sie Bilder von Walter Abbrederis und dessen nach vorheriger erfolgreicher Suche mit einer Sonde am 29. Oktober 1995 erfolgten Bergung durch die Arbeitsgruppe. Bei der wurden beim Leichnam des Soldaten Uniformteile, sein Wehrpass und die Erkennungsmarke gefunden. Damit herrschte endgültig Gewissheit darüber, dass Abbrederis die Maschine geflogen hatte.
Familie bekam Erkennungsmarke
Seine sterblichen Überreste wurden 1995 auf den Soldatenfriedhof nach Sonthofen überführt, und der auch geborgene Flugzeugmotor kam ins Fliegermuseum Bad Wörishofen. Die Erkennungsmarke aber ging zum Gedächtnis in den Besitz seiner Familie über.