Aus Angst vor Russland: Nato-Land übt bereits Evakuierung von Grenzstädten

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Estland bereitet sich auf Krisen an seiner Grenze zu Russland vor. Grenzstädte werden probeweise evakuiert und eine neue Befestigungslinie errichtet.

München – Die Kriegstreiberei von Russlands Präsident Wladimir Putin hat Erfolg: Es deutet sich an, dass der von Russland begonnene Ukraine-Krieg mit einem von der USA unterstützten Diktatfrieden enden könnte. Für andere russische Nachbarländer wäre dies eine klare Botschaft: Keine Grenze ist vor den Truppen des Kremls und den Auswirkungen von Russlands Aggressionspolitik sicher.

Übung an russischer Grenze: Estnische Grenzstädte evakuiert

Doch gilt dies auch für Nato-Territorium? Estland zumindest bereitet sich aktuell intensiv auf den Ernstfall vor. Der baltische Staat führt vom 28. April bis 2. Mai 2025 die nationalen Übungen Kilp (“Schild“) und Miljon Miksi (“Millionen Warums“) in denen Krisensituationen an der Grenze zu Russland geübt werden. Dabei wird etwa die Bevölkerung der Grenzstädte Narva und Sillamäe evakuiert, berichtet der Estnische Rundfunk ERR. Auch die estnische Polizei teilte Details dazu auf ihrer Website. An den Übungen sind die Polizei und der Grenzschutz, die Verteidigungskräfte und die paramilitärische Freiwilligenorganisation Kaitseliit beteiligt. Insgesamt sollen es etwa 1200 Personen sein. Die Teilnehmer der Manöver trainieren unter anderem die Abwehr von Grenzdurchbruchsversuchen.

„Ziel der Übung ist es, gemeinsam Wege zu finden, den Migrationsdruck und die Krise der Landesverteidigung zu lösen, damit wir in einer realen Situation handeln können“, äußerte Indrek Püvi, der Leiter der Übung des Polizei- und Grenzschutzamts. Aufgrund der Manöver ist der Kontrollpunkt zwischen Narva und Iwangorod vom 30. April bis einschließlich 2. Mai geschlossen. Die beiden Städte sind durch eine 162 Meter lange Freundschaftsbrücke verbunden.

Estland bereitet sich auf Ernstfall vor: „Möglichst realistische Bedingungen“

Püvi äußerte weiter auf der Website der Polizei: „Wir schließen den Grenzübergang, um unter möglichst realistischen Bedingungen eine Situation zu simulieren, in der die Grenze aufgrund drohender Massenmigration geschlossen werden muss und Beamte des Grenzübergangs an die Grenze umgeleitet werden, um potenzielle illegale Einreiseversuche zu bekämpfen.“

Er erklärte, dass Estland zwar „nicht dem gleichen Druck durch Migrationsangriffe ausgesetzt gewesen sei wie Finnland, Lettland, Litauen oder Polen“, doch „können wir nicht ausschließen, dass eine solche Operation auch gegen uns durchgeführt werden könnte. Ziel dieser Übung ist es, den Umgang mit Migrationsdruck und einer Landesverteidigungskrise in Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsbund und den Streitkräften zu üben, damit wir wissen, wie wir in einer realen Situation handeln müssen.“

Estland baut Miliärbasis und Befestigungslinie an russischer Grenze

Die Übung ist nicht die einzige Maßnahme zum Schutz vor Putins Truppen: Zuvor hatte der Generalstabschef der estnischen Streitkräfte, Generalmajor Vahur Karus, den Bau einer Militärbasis in Narva angekündigt. Zunächst soll die Einrichtung 200 bis 250 Soldaten beherbergen – sowohl Berufssoldaten als auch Wehrpflichtige und Reservisten. Im September 2024 eröffnete Estland nahe der Grenze zu Russland zudem den für 1.000 Menschen ausgelegten Militärstützpunkt Reedo. Die Anlage soll gemäß den Nato-Verteidigungsplänen als „Sammelpunkt“ genutzt werden.

Estnische Grenze zu Russland
Vor allem baltische Staaten wie Estland – hier im Bild eine Grenzbrücke von der Stadt Narva nach Russland – gelten als mögliches nächstes Angriffsziel des Kremls. (Archivbild) © Alexander Welscher/dpa

Und es geht noch weiter: Estland beginnt in diesem Jahr mit dem Bau einer Befestigungslinie an der Grenze zu Russland. Bis zum Herbst soll im Nordosten eine erste Festung mit 14 Bunkern entstehen, an der südöstlichen Grenze sollen vier weitere Schutzräume errichtet werden. Insgesamt werden 600 Notunterkünfte bereitgestellt. Darüber hinaus werden an der Grenze Panzersperren errichtet und Feuerstellungen eingerichtet. Auch Lettland hat bereits Maßnahmen zum Schutz gegen Russland eingeleitet. (cgsc)

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