Dabei sammeln sie Spenden für ein Regenwald-Projekt: Zwei Murnauer überqueren die Anden
Sie radelten erst einmal quer durch Europa, nun durch Südamerika: Anna Mählmann und Karsten Schärich erleben die Reise ihres Lebens. Im Mai 2022 haben sich die Murnauer in ihrem Heimatort auf dem Weg gemacht.
Murnau – Sie strampeln über unzählige Pässe, oft bei beißendem Wind, kommen auf eine Höhe von bis zu 5000 Metern, passieren Bergseen, Gletscher, Vulkane und sehen schneebedeckte Gipfel. Tage später radeln sie wieder durch eine steppenartige Pampa. Lange Strecken über Schotter und Sand. Zwischendurch durchqueren sie ein Stück Dschungel.
Hin und wieder legen sie ein paar Kilometer per Anhalter zurück. Ein Truck nimmt sie einmal mit über die argentinisch-chilenische Grenze. Abend für Abend suchen sie sich einen Platz zum Zelten, ab und zu gönnen sie sich ein Hostel. Anna Mählmann und Karsten Schärich aus Murnau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen erleben gerade die Reise ihres Lebens.
Erst quer durch Europa, nun über die Anden: zwei Murnauer begeben sich mit ihren Fahrrädern auf große Tour
Im Mai 2022 haben sie sich in ihrem Heimatort auf den Weg gemacht. Mit ihren Rädern. Zunächst fuhren sie quer durch Europa bis nach Andalusien. Dann ging es auf die Kanaren, von dort sind sie nach Punta Arenas im Süden Chiles, in der Region Patagonien, geflogen. Da begann der zweite Teil ihrer großen Tour: Einmal von Süden nach Norden die Anden zu überqueren. Über Chile, Argentinien, Bolivien beabsichtigen sie, bis ins Amazonasgebiet im Zentrum Perus zu radeln.
Dabei wollen die beiden nicht nur einen faszinierenden Kontinent entdecken. Als sie einmal stundenlang im Sattel saßen, kam ihnen eine Idee: „Wir möchten etwas Sinnvolles tun und den Menschen hier etwas zurückgeben“, erklärt Schärich. Sie beschließen, ein Projekt zu suchen, dass auf Ökologie ausgerichtet ist. Nach langer Recherche finden sie eine Initiative, für die sie nun Spenden sammeln. Das „Mein Regenwald“-Schutzprojekt in Zentralperu. Ein Besuch dort ist das Ziel der Reise.
Mit dem Fahrrad durch Südamerika: Schon seit Jahren wollen Anna Mählmann und Karsten Schärich eine große Tour machen
Schon vor Jahren hatten die Murnauer beschlossen: Sie möchten mit dem Fahrrad eine große Tour machen. Ursprünglich wollten sie nach Nepal. Aber Corona durchkreuzte ihre Pläne. „Wir haben uns dann gedacht, dass es einfacher wäre, in Südamerika einzureisen.“ Also entschieden sie sich, dass ihr Trip sie über den Atlantik führen soll.
Südamerika zu bereisen, das war Mählmanns Traum. „Ich wollte schon immer Lamas sehen.“ Sie fährt auch bereits viel Fahrrad, begeistert ihren Freund für diesen Sport. Zum Frühjahr 2022 kündigen beiden ihre Jobs. Er arbeitete bei Roche in Penzberg, sie bei einer heilpädagogischen Tagesstätte.
Nicht nur radeln: Anna Mählmann und Karsten Schärich wollen auf ihrer Reise was zurückgeben und sammeln Spenden für einen guten Zweck
Ihre Reise ist ein Ausbruch aus dem stressigen Arbeitsalltag. Doch auch fern der Heimat packt das Paar an. Zu Beginn ihrer Tour, noch in der französischen Schweiz, helfen sie in einem Betrieb, der Käse herstellt. Anfang November arbeiten sie in Bolivien auf einem Hof für Permakultur, der ökologische, nachhaltige Landwirtschaft betreibt. „Wir haben da viel im Garten geholfen und Vorträge gehört“, erklärt Schärich.
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Es habe sie erstaunt, wie stark die Indigenen in Südamerika die Natur wertschätzen und mit ihr verbunden seien. „Da können wir uns eine Scheibe abschneiden.“ Auf der anderen Seite haben sie während ihrer Tour über die Anden streckenweise erschreckend viel Müll gesehen. „Die Schere geht da ganz schön auseinander.“
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Unterschiedliche Kulturen, kontrastreiche Landschaften:
Stark unterschiedlich sind auch die Kulturen, die Schärich und Mählmann in Südamerika kennengelernt haben. „Argentinien ist bunter, Chile eher europäischer, formeller, reservierter“, erklärt Schärich. Das Land, das sie danach bereisen, Bolivien, haben sie als sehr ursprünglich erlebt. Die Murnauer tauchen ein in den Regenwald.
Die Landschaft ist nun ganz anders als die, die sie vorher gesehen hatten. Im November, nachdem sie den Permakultur-Hof mitten in Bolivien verlassen, erkundet das Paar mit per Rad den dortigen Amazonas. Gerade, als die Regenzeit beginnt. Anfang Dezember überqueren sie die Grenze nach Peru. Dem Land, in dem sich ihr Regenwald-Schutzprojekt befindet. Voraussichtlich im Februar werden sie es besuchen.

Für ein Regenwald-Schutzprojekt sollen 4944 Euro zusammenkommen
Kleine Verletzungen und Erkrankungen bremsen das Paar immer mal aus, das hält sie aber nicht ab. Mittlerweile sind 3348 Euro an Spenden zusammengekommen. Schärich und Mählmann wünschen sich, dass es am Ende 4944 Euro werden. 4944 Meter hoch liegt der höchste Pass, den sie überquert haben.
Noch voraussichtlich bis ins Frühjahr reichen ihre Ersparnisse, dann müssen sie die Heimreise antreten. „Wir denken schon immer öfter daran, was wir machen, wenn wir zurückkommen“, sagt Mählmann. Auch wie es beruflich weiter geht, wird stärker ein Thema. Aber sie wollen sich keinen Stress machen, im Moment leben. So planen sie ihre Route auch nicht Wochen im Voraus, wollen sich offenlassen, dort hinzufahren, wo sie es spontan schön finden.
Und vielleicht erleben sie auf der Rückfahrt noch ein besonderes Abenteuer. Eigentlich haben sie schon auf dem Hinweg den Atlantik mit einem Boot überqueren wollen. Mit zwei Fahrrädern stellte sich das aber als schwierig heraus, also flogen sie. „Aber wer weiß“, betont Schärich, „wir müssen ja noch mal über den Teich.“
Spenden
für das Regenwald-Schutzprojekt sind unter
www.kd-onlinespende.de/projekt-details.html?id= 2553#projektstand
möglich
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