„Mir standen die Tränen in den Augen“: Schulsekretärin verabschiedet sich emotional

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Ab jetzt im Ruhestand: Angelika Weigl, langjährige Sekretärin der Grund- und Mittelschule Wolfrashausen. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Generationen von Schülern kamen in ihr Büro. Angelika Weigl war 20 Jahre lang Sekretärin an der Grund- und Mittelschule in Wolfratshausen – und nebenbei Gesicht der Schule.

Wolfratshausen - „Ach kommen Sie doch mal mit in die Turnhalle. Ich muss ihnen da was zeigen.“ Angelika Weigl, Sekretärin in der Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg, wunderte sich nicht wirklich, als Rektor Frank Schwesig bat, ihm zu folgen. „Es war zwar mein letzter Arbeitstag, aber auch der ist erst vorbei, wenn er vorbei ist.“ Die Turnhallentüre schwang auf – und die ganze Schulfamilie begrüßte die langjährige Sekretärin mit tosendem Applaus. „Ich war geplättet“, erzählt Weigl. „Ich musste wirklich erst einmal schlucken. Mir standen die Tränen in den Augen.“

Seit 2005 war die ursprünglich aus Hof in Oberfranken kommende 66-Jährige quasi das Gesicht der Schule. „Gelernt hatte ich Textiltechnische Assistentin, obwohl es eigentlich mein Traum war, Handarbeitslehrerin zu werden“, blickt Weigl zurück. 1979 kam sie der Arbeit wegen in die Loisachstadt – und blieb aus Liebe zu ihrem Mann. „So hatte ich bereits schon eine Verbindung über meine vier Kinder zu der Schule, übernahm das Amt der Elternbeiratsvorsitzenden.“ Dann wurde ihr, zunächst befristet auf zwei Jahre, über den damaligen Rektor Peter Altstidl ein Vertrag angeboten. Weigl nahm an, „obwohl ich keine Ahnung hatte, was hier auf mich zukommt.“

20 Jahre an der Schule: Sekretärin hat viele Veränderungen erlebt

Aus den zwei Jahren sollten fast 20 werden. Weigl arbeitete sich schnell ein, unterhielt mit der Schulleitung, dem Lehrerkollegium, Eltern und Schülern ein vertrauensvolles Verhältnis. Gerade Letzteres zeigte sich, wenn die 66-Jährige zur Ansprechpartnerin für so manchen Kummer wurde. „Oft half es, einfach nur da zu sein – und es selbst nicht mit nach Hause zu nehmen.“

Weigl schätzt die heutigen Schüler von ihrer Art her gegenüber den damaligen als „freier“ in jeder Hinsicht ein. „Sie sind oft zu mir gekommen und haben sofort los gesprudelt, haben sich schneller geöffnet. Andererseits sind sie aber auch in gewisser Weise fordernder geworden.“ In den vergangenen Jahren kam noch die Sprachbarriere, vor der die Kinder aus den geflüchteten Familien standen, hinzu. „Einmal kam eine Schülerin zu mir und hielt mir den Google-Übersetzer hin. ,Wo muss ich jetzt studieren?` war dort zu lesen.“ Weigl lacht. „Ich habe schon ein wenig gebraucht, bis ich merkte, dass sie den Raum sucht, wo sie zum Unterricht hin sollte.“

Auf einmal Rentnerin: Schulsekretärin hat noch viele Pläne

Jetzt, im Ruhestand wird es der Neu-Rentnerin aber auch nicht langweilig. „Ich werde mir jetzt erst einmal Zeit geben, selbst zu realisieren, dass ich, wenn ich morgens wach werde nicht in die Schule muss.“ Und dann? „Ich werde mich bei den Flussfestival-Helfern mit einbringen, dann Bürger für Bürger, dann wurde ich gefragt, ob ich ehrenamtlich als Lesepatin zur Verfügung stehe, und natürlich Reisen.“ Weigl ist vor rund 40 Jahren einer Mutter-Kind-Gruppe beigetreten. „Wir haben immernoch Kontakt und unternehmen zusammen etwas, obwohl wir nun eher eine Oma-Enkel -Gruppe sind.“

An ihre Nachfolgerin hat Weigl nur einen Rat: „Finde selber deinen Weg, wie du die Arbeit machst und wie du auf die Menschen zugehst. Ich habe 19 Jahre gebraucht, meinen Stil zu entwickeln – aber der muss nicht deiner sein.“

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