Faktencheck - Faktencheck: Falsche Behauptungen von Donald Trump und seinen Anhängern zu Grönland
Die Parlamentswahlen in Grönland wurden von einem Thema dominiert: Dem Ziel Donald Trumps, das semi-autonome Gebiet von Dänemark zu übernehmen. Die oppositionelle Demokratische Partei (Demokraatit), die sich selbst als sozialliberal bezeichnet, hat dabei überraschend gewonnen – und strebt eine Unabhängigkeit von Dänemark an. Und wollen auch nicht abhängig von den USA werden.
Jens-Frederik Nielsen wird höchstwahrscheinlich Grönlands neuer Premierminister und wendet sich klar gegen Trumps wiederholte Forderungen, das Gebiet zu annektieren. "Wir wollen keine Amerikaner sein. Nein, wir wollen keine Dänen sein. Wir wollen Grönländer sein, und wir wollen in Zukunft unsere eigene Unabhängigkeit", erklärte Nielsen gegenüber Sky News. "Und wir wollen unser eigenes Land selbst aufbauen."
Gleichzeitig verbreiten sowohl US-Präsident Donald Trump als auch seine Anhänger falsche Behauptungen über die aktuelle politische Situation zwischen den USA und Grönland. Das DW Faktencheck-Team hat sich zwei aktuelle Behauptungen angeschaut.
Behauptung: "Wir haben bereits einige Stützpunkte in Grönland", sagte Trump am Donnerstag bei Gesprächen mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte im Weißen Haus, wie er auch in diesem Post auf X zitiert wird. Er fügte hinzu, dass die Vereinigten Staaten Grönland für ihre nationale Sicherheit benötigten.
DW-Faktencheck: Falsch
Die Vereinigten Staaten verfügen nur über einen einzigen funktionsfähigen Militärstützpunkt in Grönland: die "Pituffik Space Base" (ehemals Thule Air Base), die sich an der Nordwestküste Grönlands befindet. Sie wurde 1951 gegründet und steht seit 2020 unter dem Kommando der US-Space Force. Der Stützpunkt gründet auf Vereinbarungen zwischen dem Königreich Dänemark und den USA und stützt sich auf gegenseitige Verteidigung.
Laut dem unabhängigen Thinktank Council on Foreign Affairs sind in Ptuffik etwa zweihundert aktive Mitarbeiter beschäftigt "sowie Raketenabwehr- und Weltraumüberwachungsanlagen". Zudem gibt es ein Radar mit einem Frühwarnsystem, das ermöglicht, von Russland aus abgefeuerte ballistische Interkontinentalraketen zu erkennen.
Donald Trump erklärte wiederholt, er wolle Grönland annektieren, weil das Gebiet für die Vereinigten Staaten strategisch wichtig sei. Grönland liegt zwischen Europa und Nordamerika, und seine Nähe zum Arktischen und Nordatlantischen Ozean macht es wertvoll für die USA.
Neben Sicherheitsbedenken könnten auch wirtschaftliche Faktoren das Interesse der USA an Grönland begründen. Auf der Insel werden wertvolle Vorkommen an Öl, Gas, Gold, Uran und Zink vermutet, insbesondere in den südlichen Regionen. Da der Klimawandel die ökologische Landschaft Grönlands verändert, könnten diese Ressourcen künftig leichter zu fördern sein. Das würde die geopolitische Bedeutung der Insel erhöhen.
Grönland strebt derzeit die Unabhängigkeit von Dänemark an und ist seit 1953 keine dänische Kolonie mehr. Aktuell ist es ein selbstverwaltetes Gebiet unter dänischer Kontrolle. Kopenhagen verwaltet die Außen-, Verteidigungs- und Währungspolitik.
Behauptung: "Die Pro-US/Trump-Partei hat gestern Abend die Wahl in Grönland gewonnen. Die Menschen in Grönland wollen die europäische Kolonialherrschaft beenden und eine Zukunft mit Amerika aufbauen", heißt es in einem viralen Post auf X mit mehr als 277.000 Aufrufen.
DW-Faktencheck: Falsch
Diese Behauptung ist nicht wahr. Die grönländische Oppositionspartei Demokraatit hat die Parlamentswahlen am Dienstag gewonnen. Die Partei, die eine langsame Annäherung an die Unabhängigkeit von Dänemark möchte, nicht aber an die Kontrolle durch die USA befürwortet, erhielt 29,9 Prozent der Stimmen. Sie strebt die Unabhängigkeit Grönlands an, allerdings erst dann, wenn das Gebiet politisch und wirtschaftlich weiterentwickelt ist.
Da keine der Parteien eine Mehrheit der 31 Sitze im Parlament erhielt, werden in den kommenden Tagen Verhandlungen zur Bildung einer Koalition geführt. Die offiziellen Wahlergebnisse in Grönland werden erst in einigen Wochen von den Wahlbehörden bestätigt werden.
Meinungsumfragen zeigen außerdem, dass nur 6 % der Grönländer eine Angliederung ihrer Insel an die USA wünschen, während 85 % dagegen sind.
Auch der scheidende grönländische Ministerpräsident Mute Egede lehnt die wiederholten Forderungen Trumps, Grönland zu übernehmen, ab und schrieb auf Facebook: "Nun hat der amerikanische Präsident wieder einmal die Idee gewagt, uns zu annektieren. Das kann ich auf keinen Fall akzeptieren. (...) Denn dieses Mal müssen wir unsere Ablehnung gegenüber Trump verschärfen. Behandeln Sie uns nicht weiter mit Respektlosigkeit. Genug ist genug".
Egede wird Grönland weiterhin führen, bis die neue Regierung gebildet wird.
Während seiner ersten Amtszeit 2019 bot Trump bereits an, Grönland zu kaufen. Die dänische Regierung lehnte dies umgehend ab. Aktuell äußert Trump aber immer wieder Expansionsabsichten, die sich nicht nur auf Grönland, sondern auch auf Kanada, den Panamakanal und den Gazastreifen beziehen.
In seiner Rede vor dem Kongress Anfang März sprach Präsident Trump seine Ziele erneut an und richtete seine Bemerkungen an die Menschen in Grönland. "Wir unterstützen nachdrücklich Ihr Recht, Ihre eigene Zukunft zu bestimmen", sagte Trump. Doch nur zwei Sätze später schien er davon abzurücken und erklärte: "Ich denke, wir werden es [Grönland] bekommen - so oder so, wir werden es bekommen".
Von Kathrin Wesolowski, Rachel Baig
Das Original zu diesem Beitrag "Faktencheck: Falsche Behauptungen von Donald Trump und seinen Anhängern zu Grönland" stammt von Deutsche Welle.