Almbegehung des BBV: Landwirte fordern ernsthaften Rückhalt von der Politik
Nur politisch sollte die Almbegehung gar nicht werden. Doch die Lage scheint zu ernst, um nicht über Wolf, Tierschutz- und das Waldgesetz, Wasser- und Landschaftsschutzgebiete zu sprechen. Mit klaren Botschaften hat sich der BBV an die Politik gewandt. Tenor: Den Bauern fehlt der Rückhalt.
Landkreis – Dreieinhalb Stunden reine Gehzeit, sechs Almen und 9,5 Kilometer waren für die Almbegehung des Bayerischen Bauernverbands (BBV) im Landkreis heuer eingeplant. Und auch in diesem Jahr nutzten unter anderem Kreisbäuerin Brigitta Regauer, Kreisobmann Josef Huber, überregionale BBV-Vertreter sowie zahlreiche Alm- und Landwirte aus der Region die Zeit, um sich über ihre Arbeit auszutauschen und ihre Sicht der Dinge an die Politik heranzutragen. Mit Bundestagsabgeordnetem Alexander Radwan, Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Vize-Landrat Jens Zangenfeind und mehreren Bürgermeistern hatten die Bauern Gesprächspartner aus allen Ebenen der Politik vor Ort. „Es war ein nettes Miteinander“, sagt Regauer. Dass sich auch Politiker außerhalb der Landwirtschaft Zeit für die Tour nahmen, freute die Kreisbäuerin. Nur politisieren wollte der BBV die Tour aber auch nicht, ergänzt Huber. „Es geht auch einfach um den lockeren Austausch.“
Auf dem Weg von Birkenstein mit Traktorgespannen zu den Spitzingalmen und weiter zu Fuß über die Durhamer Almen, die Antrittalm, die Hubertushütte und die Bucheralm bis zur Schwaigeralm sei den Teilnehmern vor allem klar geworden, wie viel Arbeit und Fleiß die Almbauern in die Bewirtschaftung stecken, sagt Regauer. „Wir haben lauter gut bewirtschaftete Almen mit artenreichen Futterflächen gesehen.“
Wolf, Wald und Tierschutz im Fokus
Neben der Botschaft, dass für den Erhalt dieser Flächen richtig was getan werden muss, drehten sich die Gespräche um verschiedene Themen. Im Vordergrund sei dabei ein Grundtenor der Verwunderung gestanden: Während politisch alles dafür getan werde, Freizeitsportlern entgegen㈠zukommen, würden Land㈠wirte in ihrer Arbeit immer mehr eingeschränkt – obwohl ihre Arbeit für so wichtige Ziele wie die Artenvielfalt und den klimagerechten Waldumbau unverzichtbar sei. „Es ist zwar positiv, dass erkannt wurde, dass Almen ein Hotspot der Artenvielfalt sind und die Leistungen der Bauern auch honoriert werden“, sagt Regauer. Dass es mit dem neuen Waldgesetz aber wieder keine Handhabe gegen illegalen Trailbau geben soll, während Mountainbiker dort Wurzeln schädigen und das Austreiben neuer Bäume verhindern, habe sie „erschüttert“, betont die Kreisbäuerin.
Wichtig sei ihr aber auch zu betonen, dass sie nicht grundsätzlich gegen Radfahrer oder Mountainbiker sei. Es gehe allein um die kleine Gruppe, die sich das Recht herausnehme, auch abseits von Forstwegen zu fahren und dort den Boden zu zerstören. Doch nicht nur das Nachgeben der Politik bei der geplanten Waldgesetz-Novelle, sondern auch die vorgesehene Änderung des Tierschutzgesetzes und der Schutz von Tieren wie Wolf, Biber, Kormoran oder Fischotter sorge für Verwunderung. „Wir haben das an die Politik herangetragen“, sagt Regauer.
Bürokratie ufert aus Sicht der Bauern aus
Ein weiteres Thema hat Kreisobmann Josef Huber ins Gespräch gebracht: die Wasserschutzzonen. „Es geht nicht nur um die Landeshauptstadt München“, sagt Huber. Auch gemeindliche Wasserschutzzonen seien zuletzt ausgeweitet worden. „Da erwischt's viele Bauern mit Dünge- oder Beweidungsverboten, obwohl das Trinkwasser dort seit 25 Jahren super Werte hat.“ Gleiches gelte für Auflagen, die durch die Landschaftsschutzverordnung gedoppelt würden. Der Bürokratismus sei teils nicht mehr erklärbar, sagt Huber frustriert. Gleiches gelte für den Trailbau auf Grundeigentum, das vom Landratsamt nicht geschützt werde. „Die Politik muss den Landwirten dringend und tatkräftig den Rücken stärken“, fordert Huber.
Bei den Politikern sind diese Botschaften angekommen, wie unter anderem Alexander Radwan (CSU) aufzeigt. Für ihn habe sich erneut bestätigt, wie wichtig es sei, sich für die Land- und Forstwirte einzusetzen, sagt er. „Die vielen Gespräche haben sehr gut die Atmosphäre transportiert.“ Die Landwirte würden großartige Leistungen auf den Almen erbringen. Für ihn sei es nicht nachvollziehbar, wie mit den Bauern umgegangen werde. „Es braucht eine faire, abgewogene Balance zwischen den Beteiligten“, fordert der Bundestagsabgeordnete.
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Auch Vize-Landrat Jens Zangenfeind (FWG) berichtet von einer „lehrreichen und beeindruckenden“ Hauptalmbegehung. Ihm sei es darum gegangen, zuzuhören und zu lernen, sagt Zangenfeind. Mitgenommen hat er dabei sehr ernste Erkenntnisse. So gebe es eine große Angst vor dem drohenden Aus der Kombihaltung und auch das Thema Wolf sei „sehr belastend“ für die Landwirte. „Die Politik hat sich in der Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert“, stellt er fest. Man müsse die Themen in den Griff bekommen, andernfalls seien Betriebe in ihrer Existenz bedroht, sagt Zangenfeind. „Alles, was Landwirte selbst lösen können, haben sie gut im Griff. Aber Dinge, die von außen kommen, müssen für sie gelöst werden.“ Dabei dürfe nicht nur geredet werden, sondern die Probleme müssten so platziert werden, dass auch tatsächlich etwas passiert. nap