Moderator in Russlands Staats-TV: „Wir sind Aggressoren und können grausam sein“

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Ein russischer Moderator des Staatsfernsehens bezeichnet die eigenen Soldaten als „Aggressoren und extrem böse“. Sie würden sich nehmen, was ihnen gehört.

Moskau – Seit rund zwei Jahren hält der Ukraine-Krieg mit unverminderter Härte an. Der Kreml sieht das Land weiterhin als Teil eines historischen Russlands an. Beim Einmarsch in die Ukraine 2021 hatte Präsident Wladimir Putin das zusätzlich bekräftigt. „Russen und Ukrainer sind ein Volk – ein Einziges und Ganzes“.

Russen seien „Aggressoren und extrem böse“

Ein Moderator des russischen Staatsfernsehens hat die Argumentationslinie nun aufgegriffen – in bemerkenswerter Wortwahl. „Die Russen kommen immer zurück, um sich zu holen, was ihnen gehört“, sagte Sergej Mardan vor laufenden Kameras: Entsprechende Vorwürfe seien wahr.

„Ja, ja, sie haben recht“, sagte Mardan: Die Russen seien „Aggressoren“ und könnten „grausam“ sein. „Russen fühlen keine Schuld“, fügte er hinzu. Anton Geraschtschenko, ein ehemaliger Berater des ukrainischen Innenministeriums, übersetzte und teilte den Ausschnitt auf X (früher Twitter). Die Ukraine brauche angesichts solcher Äußerungen Patriot-Raketen zum Schutz ihres Luftraums und HIMARS-Raketen, um die Russlands Armee auf dem Boden abzuwehren.

Auch die Chefin des Senders Russia Today (RT), Margarita Simonjan, äußerte sich zuletzt wieder. Eine „Rückeroberung“ würde sich positiv auf Russland auswirken, so wie im Tschetschenien-Krieg, der mit einem Sieg Russlands geendet hatte. „Während der Tschetschenienkriege konnte man sich nicht vorstellen, dass die Tschetschenen in Zukunft mit Waffen in der Hand auf der Seite Russlands und für Russland kämpfen würden“, sagte Simonjan – offensichtlich im Bestreben, für Optimismus zu sorgen.

Putin schließt Niederlage im Ukraine-Krieg aus

Putin scheint sich ohnehin eines Sieges sicher zu sein. Eine Niederlage im Ukraine-Krieg hatte der russische Präsident in einem in der vergangenen Woche veröffentlichten Interview mit dem rechten US-Moderator Tucker Carlson als „unmöglich“ bezeichnet.

Die Provokationen aus Moskau gegen den Westen halten weiterhin an. Russland hat Estlands Regierungschefin Kaja Kallas zur Fahndung ausgeschrieben. Dies geht aus einem Vermerk hervor, der am Dienstag (13. Februar) auf der Webseite des Moskauer Innenministeriums zu sehen war. Demnach wird Kallas in Russland wegen „einer Strafsache“ gesucht – genauere Angaben wurden nicht gemacht. Infolge der seit zwei Jahren andauernden russischen Offensive in der Ukraine sind die Beziehungen zwischen Moskau und den baltischen Staaten äußerst angespannt. Kallas ist eine der schärfsten Kritikerinnen Putins.

Ein russischer Moderator hat die eigenen Soldaten als „Aggressoren und extrem böse“ bezeichnet.
Seit fast zwei Jahren befinden sich russischen Soldaten im Ukraine-Krieg. © IMAGO/Evgeny Biyatov

Trump stellt Beistand für europäische Staaten bei Krieg mit Russland infrage

In der Nato besteht die Sorge, Russland könnte die Verbündeten im Baltikum oder Polen angreifen, sollte etwa die USA als Schutzmacht ausfallen. Der Kreml-Chef hatte solche Pläne in dem Interview mit Carlson bestritten, aber im Bündnis gilt Putin längst als notorischer Lügner. Die Ängste erhielten zuletzt indirekt neues Futter. Neun Monate vor den US-Wahlen hat Ex-Präsident Donald Trump den Beistandspakt infrage gestellt, nach dem sich die Nato-Mitglieder im Angriffsfall unterstützen.

In aller Schärfe reagierte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg auf Trumps Äußerungen: „Jede Andeutung, dass Verbündete sich nicht verteidigen, untergräbt unsere gesamte Sicherheit“, kritisierte der sonst zurückhaltende Norweger. In Artikel 5 des Nordatlantikpakts von April 1949 ist festgeschrieben: „Die Vertragsparteien vereinbaren, dass ein bewaffneter Angriff gegen einen oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als Angriff gegen sie alle gilt.“ (erpe)

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