Zu wenig Personal: Busse im Notfahrplan
Im Busnetz im Kreis Erding kommt es zu Einschnitten. Was das mit dem Fahrermangel zu tun hat.
Erding – Vor gut 14 Tagen hat das Landratsamt Erding über Facebook eine Notiz abgesetzt: Wegen Personalmangels beim Markt Schwabener Busunternehmen Larcher gilt ab sofort ein Ersatzfahrplan auf den Linien 505 (Markt Schwaben–Isen), 515 (Erding–Hallbergmoos) und 568 (Markt Schwaben–Erding) mit einem reduzierten Fahrtenangebot, und bis auf Weiteres. Mit den Linien 442 (Ebersberg–Grafing–Kirchseeon) und 459 (Hohenlinden–Messestadt Ost) sind auch im Landkreis Ebersberg zwei Linien vorhanden, für die derzeit ein solcher Ersatzfahrplan gilt. Anlass dafür ist der akute Arbeits- und Fachkräftemangel in der Busbranche.
Würde man, so Larcher-Mitgeschäftsführer Thomas Harant (33), alles bedienen wollen, was bedient werden sollte, müsste er auf einen Schlag elf bis zwölf neue Fahrer einstellen. „Das gibt der Arbeitsmarkt aber ganz und gar nicht her.“
Larcher grast mit Headhuntern den Markt in Rumänien ab, nicht ganz ohne Erfolg, aber es reicht nicht. Und: Der Weg nach Deutschland ist steinig. Larcher erwähnt komplizierte Visabestimmungen. Fahrer ab einem gewissen Alter müssen mit einem Mindestgehalt entlohnt werden, das man nicht zahlen könne. Dabei liegt Bayern im Ranking der Bezahlung von gewerblichen Busfahrern bundesweit auf den hinteren Plätzen. Noch aus Coronazeiten, so Larcher, stamme eine Tarifvereinbarung, nach der bis September vergangenen Jahres 14,90 Euro Stundenlohn gezahlt worden seien. Zu der Zeit habe man in Baden-Württemberg schon 16,50 und im Hessen 17 Euro verdienen können. Das habe viele in andere Bundesländer gezogen. Inzwischen zahlt man im Freistaat laut Larcher 16,50 Euro und ab Mai 2024 auch 17,40 Euro.
Solche Lohnsteigerungen sind nur ein Grund von mehreren, warum die Kosten etwa für Linien- und Schulbusverkehr zuletzt stark gestiegen sind und für Misstöne in Gemeinderäten sorgten.
Corona habe den Reisebusverkehr stark schrumpfen lassen, erklärt der 61-jährige Herbert Larcher die Lage. Der Sprit ist teurer als zuvor. Und, nicht unwesentlich: Konnte man früher Reiseverkehr und Schul- sowie Linienverkehr noch durchmischt kalkulieren, sei man inzwischen gezwungen, dass sich die Schülerbeförderung selbst trage.
Mit spürbaren Folgen für die Kommunen: Die Schülerbeförderung an der Grundschule Forstern etwa kostet daher statt bislang 220 inzwischen 480 Euro pro Tag. Dazu komme, so die Schwabener Firmenleitung, dass Lohnsteigerungen aufgrund der bestehenden Verträge im MVV nicht unmittelbar umlegbar seien. Larcher: „Es gibt Betriebe, die bald in Existenznot geraten können.“
Ausdrücklich lobt er die im MVV angeschlossenen Landkreise, die sich zuletzt kulant gezeigt hätten, als es etwa darum ging, Vertragsstrafen auszusprechen. Das können 250 Euro pro nicht bedienter Route sein.
Die Ersatzfahrpläne hätten sich als probates Mittel in der Not erwiesen, so Larcher: „Wenn man reduzierte Fahrten frühzeitig und klar kommuniziert, ist das Verständnis bei den Fahrgästen in der Regel vorhanden,“ sagt Harant. Ärger gebe es aber, wenn der Fahrgast an der Haltestelle auf einen Bus warte, der nicht kommt.
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Harant hofft, dass die Problematik endlich ein paar Hebel in Bewegung setzt: Für mehr Beweglichkeit bei der Anerkennung ausländischer Führerscheine, bei der Visums-Thematik, beim Lohnniveau. Bürokratische Stellschrauben nennt er das: Gefragt sei auch die Politik. Er sagt: „Wenn sich um uns herum nichts ändert, sehen wir die Zukunft eher pessimistisch“.
