Versagen des Bahn-Chefs: Seine Mega-Abfindung ist ein fatales Signal
Richard Lutz war acht Jahre Vorstandschef der Deutschen Bahn. Seine Bilanz: Rekordverspätungen, marode Infrastruktur, Milliardenhilfen aus der Staatskasse. Millionen Fahrgäste haben das täglich gespürt. Und nun geht Lutz – nicht still und leise, sondern mit einer Millionen-Abfindung.
Genau das sorgt für Unverständnis. Denn in der Arbeitswelt gilt sonst: Wer Fehler macht, trägt die Folgen. Ein Angestellter mit wiederholten Pannen riskiert Abmahnung oder Kündigung – ohne Bonus, ohne Abfindung.
Bei Spitzenmanagern dagegen scheint ein anderes Regelwerk zu gelten. Dieses Nebeneinander von strengen Regeln unten und weichen Polstern oben empfinden viele als blanke Ungerechtigkeit.
Warum bekommen Manager wie Lutz trotzdem Millionen?
Die Antwort liegt in den Verträgen. Vorstände handeln sich „goldene Fallschirme“ aus: Abfindungen, die selbst bei schlechtem Verlauf greifen. Unternehmen stimmen zu, um Spitzenkräfte zu gewinnen und Konflikte bei einer Trennung zu vermeiden.
Im Fall der Bahn spielt auch Politik eine Rolle – als Eigentümer über den Aufsichtsrat. Oft gilt dort: lieber teuer Ruhe schaffen als riskant streiten.
Christoph Maria Michalski, bekannt als „Der Konfliktnavigator“, ist ein angesehener Streit- und Führungsexperte. Mit klarem Blick auf Lösungen, ordnet er gesellschaftliche, politische und persönliche Konflikte verständlich ein. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.
Für die Öffentlichkeit wirkt diese Logik unverständlich. Menschen hören „schlechte Ergebnisse“ und „Millionen-Abfindung“ – und fragen: Wie passt das zusammen? Genau diese Lücke zwischen Vertragslogik und Lebenswirklichkeit öffnet das Fass der Empörung.
Was macht das mit den Beschäftigten?
Wer bei der Bahn arbeitet, erlebt täglich Druck: Verspätungen erklären, verärgerte Kunden beruhigen, Technik am Limit halten. Fehler werden sofort sanktioniert. Wenn dieselben Menschen nun sehen, dass für die Chefetage andere Regeln gelten, entsteht Frust.
Die Botschaft ist klar: Oben wird Versagen belohnt, unten bestraft. Das untergräbt Motivation.
Viele fragen sich: Wozu anstrengen, wenn Einsatz keine Rolle spielt? Wer sich ungerecht behandelt fühlt, zieht sich zurück, macht nur noch das Nötigste. Am Ende verliert das ganze Unternehmen an Energie.
Welche Wirkung hat das nach außen?
Die Bahn ist kein Privatkonzern, sie gehört uns allen. Deshalb schauen Fahrgäste und Steuerzahler besonders genau hin.
Für sie wirkt der Abgang von Lutz wie ein doppelter Schlag: Sie zahlen steigende Preise, stehen im Stau der Verspätungen – und sehen gleichzeitig, dass der Chef trotz schlechter Ergebnisse Millionen erhält.
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"Streiten mit System: Wie du lernst, Konflikte zu lieben" von Christoph Maria Michalski
So entsteht der Eindruck: Eliten spielen nach eigenen Regeln. Dieses Gefühl schwächt nicht nur das Vertrauen in die Bahn, sondern auch in Institutionen insgesamt. Denn wenn schon ein Staatskonzern so handelt, fragen sich viele: Wo sonst gilt noch Fairness?
Warum ist Vertrauen hier so entscheidend?
Vertrauen ist die unsichtbare Grundlage von Führung. Es entsteht, wenn Menschen spüren: Regeln gelten für alle gleich. Geht dieses Gefühl verloren, bricht das Fundament weg.
Die Folgen sind spürbar: Mitarbeitende machen nur noch Dienst nach Vorschrift, Kunden verlieren Geduld, die Gesellschaft reagiert mit Resignation. Vertrauen wieder aufzubauen dauert Jahre – und gelingt nur, wenn sichtbar wird: Verantwortung wird ernst genommen.
Was müsste sich ändern?
Der Fall Lutz zeigt: Es geht nicht nur um eine Person, sondern um ein System. Abfindungen müssten stärker an Leistung gebunden und in staatsnahen Unternehmen transparenter gemacht werden. Aufsichtsräte sollten klarer handeln: Wer Verantwortung trägt, muss auch die Folgen tragen.
Nur so kann Vertrauen zurückkehren – das eigentliche Kapital jeder Führungskraft. Ohne dieses Vertrauen helfen weder Titel noch Verträge. Denn wenn Menschen den Eindruck haben, dass mit zweierlei Maß gemessen wird, geht etwas verloren, das man mit Geld nicht kaufen kann.
Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.